Bochum. . Die Reihe „Mittagskirche“ in der Melanchthonkirche beschäftigt sich 2018 mit der Frage der Identität. Auftakt Sonntag mit einer Bachmann-Lesung.
Mit der „Mittagskirche“ bietet die Melanchthon-Gemeinde ein einzigartiges Format. Andacht und Nachdenken treffen im Kulturraum Melanchthon auf kulturelle Beiträge. Im neuen Jahr wird die erfolgreiche Reihe fortgesetzt. „Mit dem Titel ‚Identitäten‘ verknüpfen sich alle Mittagskirchen-Veranstaltungen des Jahres 2018“, so Organisator Ludwig Kaiser.
Wer bin ich oder wie werde ich, was ich bin? Wie zeige ich mich den anderen und wie sehen sie mich? Das sind Fragen, die, durchaus geistlich-philosophisch grundiert, thematisiert werden. „Die Identität des Selbst hängt immer auch vom Blick auf andere ab“, sagt Kaiser. Nur in der Begegnung mit dem Fremden, das ich annehme, kann das Individuum Identität herausbilden. Ohne Einflüsse von Außen bliebe das Subjekt „leer“.
Das subjektiv Erlebte
Entsprechend handeln die Kanzelreden und Texte, die in der Mittagskirche geboten werden, vom subjektiven Erleben, aber auch von gesellschaftlichen, weltlichen und kirchlichen Situationen. „Immer im Dialog mit Musik und mit der Möglichkeit, Eigenes und Fremdes zu erforschen und ins Gespräch zu bringen“, wie Kaiser betont.
Kulturraum Melanchthon
Im Mittelpunkt der Arbeit an der Melanchthonkirche (Königsallee 48) steht seit langem die Kulturarbeit. Es werden neue Wege beschritten, zeitgenössische Kunst in einen kritischen Dialog mit kirchlichen Situationen zu bringen.
Die sonntäglichen „Mittagskirche“-Veranstaltungen beginnen um 12 Uhr. Eintritt frei.
Der Auftakt erfolgt am kommenden Sonntag (4.2.). „Ich undurchdringlich“ ist das Motto der Veranstaltung, die Textpassagen aus Ingeborg Bachmanns Erzählung „Das dreißigste Jahr“ aufnimmt. In diesem Buch schaut der Protagonist auf sein Leben als Ganzes zurück. Bisher, so denkt er sich, hat er alles mögliche getan, ohne sich auf das zu besinnen, was er im Leben wirklich tun wollte. Und macht sich dann auf den Weg.... Schauspielerin Veronika Nickl (Schauspielhaus) ist die Rezitatorin, Kaiser steuert Musik u.a. von Erik Satie, Franz Liszt und André Jolivet an Klavier und Orgel bei.
Im Mittelpunkt: Ingeborg Bachmann
Weiter geht es mit der Mittagskirche am Sonntag (18.2.), dann heißt es „Ich ohne Gewähr“. Auch hier steht Ingeborg Bachmann im Mittelpunkt, diesmal mit ihrer Poetikvorlesung „Das schreibende Ich“, gehalten an der Universität Frankfurt im Wintersemester 1959/60. In dem Text geht es (auch) um die Frage, was das „Ich“ sein könnte. Die Dichterin antwortet mit Vorsicht: „…ein Gestirn, dessen Standort und dessen Bahnen nie ganz ausgemacht worden sind und dessen Kern in seiner Zusammensetzung nicht erkannt worden ist.“