Bochum. Mehr als 150.000 Arbeitnehmer wechseln täglich über die Stadtgrenze. Vor allem aus Herne und Dortmund. 72 989 pendeln jeden Tag hinaus.

Sie kommen aus Herne, Recklinghausen, dem Ennepe-Ruhr-Kreis, Dortmund und Essen. Und sie fahren nach Essen, Dortmund, Ennepe-Ruhr, Herne und Recklinghausen. Bochum ist eine Stadt der Pendler. Dies geht aus dem Pendleratlas des Landes NRW hervor, der auf Zahlen aus dem Jahr 2015 basiert (Grafik).

Mehr als 150 000 Arbeitnehmer wechseln demnach werktäglich über die Stadtgrenze: 79 610 Frauen und Männer kommen aus der Nachbarschaft in die Stadt hinein, vor allem aus Herne (11 646) und Dortmund (10 453). 72 989 Beschäftigte pendeln jeden Tag hinaus, viele von ihnen nach Essen (12 824) und Dortmund (9 566). Dazu kommt der innerstädtische Pendlerverkehr; Berufstätige, die in Bochum leben und arbeiten. Sie bilden mit 99 056 Frauen und Männern die größte Gruppe.

70 Prozent nutzen das Auto auf dem Weg zur Arbeit

Ein Kommen und Gehen, das auch Auswirkungen auf die Verkehrsplanung hat, vor allem auf die Belastung der Straßen. „70 Prozent der Bochumer nutzen das Auto auf dem Weg zur Arbeit“, sagt Verkehrsexperte Axel Geppert vom Amt für Stadtplanung und Wohnen und zuständig unter anderem für das Verkehrsmodell der Stadt und ihre Verkehrsströme. Er verhehlt nicht: „Wir möchten mit unseren Planungen noch mehr Leute dazu bringen, aufs Auto zu verzichten.“ Der Rhein-Ruhr-Express und die damit verbundene Umstellung des Takts im öffentlichen Nahverkehr sei in diesem Zusammenhang eine große Chance.

Im Durchschnitt legt jeder Bochumer täglich 14,9 Kilometer auf seinem Arbeitsweg zurück. Zu den Stoßzeiten morgens und abends ist das eine große Herausforderung für das Verkehrsnetz.

„Idealtypisch leben und arbeiten die Menschen in unmittelbarer Nähe“, sagt Birgit Venzke, Abteilungsleiterin im Amt für Stadtplanung und Wohnen. Die Realität sehe zwar ganz anders aus, wie der Pendleratals beweise. Aber in Bochum biete sich gerade die einmalige Chance, beides parallel zu entwickeln. Nämlich mit dem Ostpark-Projekt in Laer und Altenbochum, wo in den nächsten Jahren 1000 Wohnungen entstehen, und der gleichzeitigen Entwicklung des benachbarten Gebewerbegebiets Mark 51/7, auf dem eine vierstellige Anzahl von Arbeitsplätzen entstehen soll. Eine Konstellation, die, so Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) unlängst bei der Eröffnung der Büroimmobilie Office 51/7 an der Wittener Straße, „sehr, sehr selten ist; nämlich die Chance, eine so große und zusammenhängende Fläche zu entwickeln und gleichzeitig einen Stadtteil mit hoher Lebensqualität, der sich daran anschließt“.

Alternativen zum Individualverkehr

Zur vorausschauenden Verkehrsplanung dort gehört etwa der Straßenbahn-Abzweig von der Wittener Straße auf das Mark 51/7-Gelände, zum kleinen Einmaleins auch die möglichst schnelle Ableitung des Schwerverkehrs auf übergeordnete Straßen wie durch den Bau der Opel-Spange. Aber das sind nur einzelne Bausteine.

Neben den Bemühungen, die Zahl der Pendler durch mehr Arbeitsplätze und mehr Wohnraum im Stadtgebiet zu verringern, geht es den Planern vor allem darum, Alternativen zum Mobilen Individualverkehr (Miv) zu schaffen „und sie bequem zu verknüpfen“, so der städtische Verkehrsexperte Axel Geppert. Es gehe nicht darum, das Auto abzuschaffen, aber Alternative für das zweite oder dritte Auto anzubieten.