Bochum. Kein Anschluss unter dieser Nummer: Seit fünf Monaten wartet ein WAZ-Leser auf die Reparatur seiner Telefonleitung. Erst jetzt gibt es Hoffnung.
„Die Mozart-Opern kennen wir inzwischen in- und auswendig“: Franz Rocholl wartet darauf, dass sein Festnetzanschluss in Weitmar repariert wird. Seit fünf Monaten. Gefühlte Ewigkeiten hing die Familie des 88-Jährigen in dudelnden Warteschleifen der Telekom fest. Monteure kamen. Monteure gingen. Ergebnis bis heute: Kein Anschluss unter dieser Nummer. Nun gibt es Hoffnung.
Franz Rocholl ist ein freundlicher älterer Herr. Seit über 50 Jahren lebt er in seinem schmucken Einfamilienhaus an der Ratiborer Straße. Seit 2012 ist er Witwer. Mehr denn je ist der ehemalige Härtermeister seither auf sein Telefon angewiesen. Um den Kontakt zu Sohn und Tochter zu halten, die beide in Bayern wohnen. Aber auch, um den Notdienstservice der Awo zu nutzen, Termine beim Arzt zu vereinbaren oder sich um den dringend anstehenden Badezimmer-Umbau zu kümmern.
Doch: Seit August 2017 ist die Leitung tot. „Das Nachbarhaus wurde damals renoviert. Vermutlich wurde dabei ein Kabel beschädigt. Denn seither geht hier nichts mehr“, sagt Franz Rocholl.
Seit August geht nichts mehr
Was folgte, hat seine Tochter Hildegard Baur penibel auf zwei DIN-A-4-Seiten dokumentiert. Vom ersten Besuch ihres Vaters im Spätsommer 2017 im T-Punkt auf der Kortumstraße bis zur üppigen Schrift- und E-Mail-Korrespondenz mit der Telekom in Bonn. Vom lange Zeit vergeblichen Warten auf einen Außendienstler bis zu der entnervenden, mitunter absurden Kommunikation mit automatischen Ansagemaschinen und lebenden, gleichwohl überforderten Callcenter-Mitarbeitern: „nach über einstündigem Warten mit Dudel-Begleitung“, stöhnt die Bayerin.
Tatsächlich hat inzwischen ein Monteur den Weg zur Schadensstelle gefunden. Das war vor 14 Tagen. „Kabel kaputt“, habe der gute Mann treffend diagnostiziert und angekündigt: „Wir leiten es weiter.“ Versprochen. Gebrochen. „Passiert ist nix.“ Immerhin: Zweimal lag eine zartrosafarbene Karte im Briefkasten. „Es tut uns leid“, versichert darin die Telekom. Gut, dass Franz Rocholl nette Nachbarn hat. Wichtige Telefonate kann er eine Tür weiter führen. „Aber ich will ja nicht lästig werden.“ Deshalb hat ihm die Familie ein Handy besorgt. Das wollte er zwar „nie haben“. Deshalb gilt ein Kompromiss: „Ich werde nur angerufen. Selbst telefonieren mag und kann ich nicht.“
Beschwerdestelle meldet sich
Eine WAZ-Anfrage bei der Telekom blieb bis Mittwoch unbeantwortet. Getan hat sich dennoch etwas. Kurz nach dem WAZ-Besuch bei ihrem Vater habe sich die Telekom-Beschwerdestelle bei ihr gemeldet, berichtet Hildegard Baur. „Die Dame hat gaaaanz vorsichtig nachgefragt, was es mit der Störung bei meinem Vater auf sich hat. Auf meine Frage, wieso sie jetzt anruft, antwortete sie: ,die Presse!’“
Franz Rocholl hegt neue Zuversicht. Ob die Telekom ihrem Kunden nicht nur das Festnetz wieder flottmacht, sondern auch die Grundgebühren der letzten fünf Monate erstattet, bleibt offen. Der WAZ-Leser: „Trotz der toten Leitung wurde immer pünktlich abgebucht. Wenigstens das funktioniert bei der Telekom.“
>>Monteur half beim Einstellen des Handys
Zumindest mit einer Dienstleistung der Telekom zeigt sich Franz Rocholl hochzufrieden.
Weil er mit seinem neuen Mobiltelefon nicht zurechtkam, habe ein Monteur, der wegen der Störung im Haus war, ihm beim Einstellen des Handys geholfen.
Die zusätzlichen Kosten für Vaters Mobiltelefon will die Familie der Telekom gleichwohl in Rechnung stellen.