Bochum. Rechtskunde-AG der Köllerholz-Schule soll Vorbild für andere Schulen sein. NRW-Justizministerium zeigt Interesse. Auch Wettkämpfe sind geplant.

Justizia kommt heute in Gestalt von Johanna Franziska daher. Die Neunjährige aus der 3c der Köllerholz-Schule hat sich eine Toga umgehängt, um besser als Göttin der Gerechtigkeit erkannt zu werden. Sie hat mächtig viel Text zu sagen. Fehlerfrei bringt sie ihn auf die Bühne der Aula. Genau wie ihre Mitschüler Fabio, Jonathan, Felix, Kian, Lorenz, Sugra, Hanna und Marleen. Sie erklären in einem Theaterstück, wie aus einer Idee ein Gesetz werden kann. Oder eine AG, als Vorbild für andere Schulen.

Die Rechtskunde-AG an der Köllerholz-Schule ist als Pilotprojekt gestartet. „Der Staatssekretär im Justizministerium hat schon zugestimmt, dass es in die Breite gebracht werden soll“, sagt Schulleiter Stephan Vielhaber. „Wir würden ein Stück weitere Ganztagsqualität entwickeln können.“

Weitere AGs sind geplant

In Planung für dieses Jahr ist bereits eine weitere Arbeitsgemeinschaft. Dann soll die Arbeit aus den vorherigen Arbeitsgemeinschaften nachhaltig in die Praxis umgesetzt werden. „Wir haben an ein schulinternes Schlichtungsverfahren gedacht“, sagt Vielhaber. „Im Bestfall können wir den Kindern Instrumente an die Hand geben, mit denen sie Streit selber schlichten können. Nach einer Schlichtungsordnung ausgebildete Schüler können Mediatoren werden.“ Ebenfalls in Planung sind Rechtsdiskussionswettkämpfe mit anderen Grundschulen und Erprobungsstufenklassen weiterführender Schulen.

Gespielte Gerichtsverhandlungen

Interessierte Schulen können sich melden

Bei der Bewertung der Beiträge der Kinder beim Diskussionswettkampf achtete die Jury auf besondere Kriterien. Auf die Anzahl der Argumente, den Aufbau der Argumentation, die Reaktion auf Argumentation des Gegners, wie lebendig und durchdacht der Vortrag war, den Umgang mit dem Gegner.

An acht weiteren Schulen soll es Rechtskunde-AGs geben. Interessierte Schulen können sich bei Stephan Vielhaber melden: 0234/94 22 097.

Bereits vor den Herbstferien hatte es „Justizia I“ und eine gespielte Gerichtsverhandlung gegeben. Dabei waren die Schulkinder in die Rolle des Richters oder des Staatsanwaltes geschlüpft. Nun folgte Justizia II. Mit einem Diskussionswettkampf, bei dem es um die Macht der Argumente ging. Dabei traten die Schüler nach dem Theaterstück gegeneinander an. In mehreren Ausscheidungsrunden wurde durch eine Jury ein Siegerteam ermittelt.

Prominent besetzte Jury

Die Jury war prominent besetzt: Richterin Dr. Julia Jungermann und Ministerialrat Ralph Neubauer vom NRW-Justiz-Ministerium, Dr. Thomas Thiede, Lehrbeauftragter an der Ruhr-Universität und Lektor an der Universität Graz, Grundschuldezernentin Sabine Stahl von der Bezirksregierung Arnsberg, Schulrat Gerhard Blaschke vom Schulamt der Stadt sowie Hiltrud Wöhrmann von der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ aus Münster.

Echter Richter als Schiedsrichter

Diskutiert wurde, ob es in der Schule Schuluniformen geben soll, ob Schwarzfahren legalisiert und ob in der Schule ein Schülergericht eingeführt werden soll. Die Schüler konnten sich in Zweiergruppen auf die Diskussion vorbereiten. Zuvor war per Los entschieden worden, ob sie für oder gegen die angedachte Idee sein sollten. Mit der Uhr wurde auf zeitlich gleiche Redeanteile geachtet. Schiedsrichter war Dr. Gerhard Klumpe, Vorsitzender Richter am Landgericht. Die Gesamtleitung lag bei Amtsrichterin Tania Klumpe. Die beiden hatten die Idee zur Rechtskunde-AG an der Köllerholz-Schule.