Steinkuhl. Hans Kemper hat mehr als 500 Exponate zusammengetragen, die in Verbindung mit der ehemaligen Brauerei stehen. Nun will er die Sammlung auflösen.
Wer heute Bochumer Bier trinkt, trinkt in aller Regel ein Fiege. Vor einigen Jahrzehnten sah das noch ganz anders aus. Über ein Jahrhundert lang war die Schlegel-Brauerei ein fester Bestandteil der Stadt. Hans Kemper hat sich die ehemalige Brauerei als Sammelthema auserkoren. Rund 500 Einzelstücke sind in seinem Besitz.
Bereits im Vorhof der Gartenlaube von Hans Kemper lässt sich erahnen, was den Besucher im Inneren erwartet. Zwei Schlegel-Leuchtreklamen hängen von der Decke, Fassböden zieren die Wand und auf dem Boden steht eine Schlegel-Kiste. „Die stand auf den Sportplätzen, um das Bier zu kühlen“, erklärt der Besitzer. Der erstaunlichste Anblick ergibt sich jedoch für denjenigen, der die kleine Gartenlaube betritt.
Fast jedes Glas ist nur ein einziges Mal vorhanden
An allen Ecken des Zimmers stapeln sich Objekte mit dem markanten Schlegel-Symbol, einem blauen Dreieck mit drei Küferhämmern. Gläser und Krüge gibt es in einer Vielzahl, alte Plakate und Aschenbecher ebenso. Und auch echte Raritäten lassen sich in dem kleinen Raum finden, beispielsweise eine originale Kutschermütze aus den alten Tagen. Kemper achtete beim Sammeln stets darauf, dass sich nichts in der Sammlung doppelt. Fast jedes Glas ist nur ein einziges Mal vorhanden.
Über einen Kollegen kam er zum Hobby. Kemper war oft auf Flohmärkten unterwegs, also bat ihn sein Kamerad, ihm Schlegel-Produkte mitzubringen, wenn er sie auf den Streifzügen fände. „Ich habe dann mehr und mehr Artikel gefunden, und dann dachte ich, ich könnte selbst anfangen, Schlegel zu sammeln“, erzählt der 63-Jährige. Als er vor rund 30 Jahren damit anfing, war die Brauerei schon längst geschlossen. Auch hat Kemper keinen direkten Bezug zum Bräu: „Ich habe anfangs gar kein Bier getrunken“, erzählt er. Die Verbindung kam viel mehr über die Familie: Bei den Bergarbeitern war Schlegel die Nr. 1. Es ist also auch ein wenig Nostalgie, die sich der Rentner in seiner Gartenlaube aufbaut.
Das meiste stammt vom Flohmarkt
Die meisten der Exponate hat er vom Flohmarkt. Besonders stolz ist er auf einen Aschenbecher mit Schlegel-Logo der Firma Villeroy & Boch aus den 20er Jahren, den er ergattern konnte. Aber auch das Tauschen mit anderen Sammlern gehört zur Leidenschaft: „In Bochum gibt es weniger als zehn Schlegel-Sammler“, erzählt er. Unter anderem tauschte er Gegenstände mit dem früheren Oberbürgermeister Ernst-Otto Stüber.
Doch mit der Leidenschaft nimmt es nun so langsam ein Ende. Gerne würde der Rentner seiner Gartenlaube ein neues Innengewand verpassen. Sein Sohn hat an den Erinnerungsstücken kein Interesse. Deshalb will er seinen Fundus auflösen. Allerdings nur an jemanden, der die ganze Sammlung aufkauft.
>>> Schlegel-Bier war unter den Top 10
1854 wurde die Schlegel-Braurei von Johann Joachim Schlegel, einem Bayern, eröffnet. 1918 verschmolz die Schlegel-AG mit der Scharpenseel-AG. Eine Zeit lang gehörte die Brauerei, was ihren Ausstoß anging, zu den zehn größten in Deutschland.
1980 wurde der Braubetrieb eingestellt. Heute erinnert nur noch der Schlegel-Turm an die ehemalige Großbrauerei gegenüber dem Rathaus.
2002 kauften zwei junge Bochumer die Namensrechte. Seitdem wird im kleinen Rahmen in einer auswärtigen Brauerei wieder das Kultbier gebraut.