Bochum. Die Finanzkrise trifft jeden, auch die freie Szene - davon kann auch Heike „Milli” Häuser jede Menge erzählen. Die Sängerin und Musikerin veranstaltet die Reihe „Tatort Jazz” im Thealozzi, und hat dafür schon viel Lob eingeheimst. Jetzt scheint das Ende der Fahnenstange erreicht.
"Haushaltssperre - bald leere Bühne beim Tatort jazz?" schlagzeilt Milli schon mal geistig für sich.
Was man wissen muss, ist, dass der „Tatort Jazz” keine Konzertreihe im üblichen Sinne ist, wo man also hingeht, eineinhalb Stunden gediegen zuhört und sich dann stil verabschiedet. Vielmehr sind die stets am Mittwoch veranstalteten Abend immer auch Milli-Partys: Die Frau ist bekannt, beliebt, begehrt. Sie stellt das Programm zusammen, „organsiert” die Musiker, sorgt bei jedem „Tatort”-Abend für eine kleine kulinarische Überraschung. „Ich koche selbst, und begrüße meine Gäste noch jeden persönlich”, sagt sie stolz.
Das Konzept - gute Musik in geselliger Atmosphäre - kommt an.
Seit vier Jahren ist, jede Woche! – der Andrang im Thealozzi groß. Die Gäste wissen, was sie bekommen, und sie wissen, dass der „Tatort” keinen Eintritt kostet.
Warum eigentlich nicht?
„Mein Anspruch war, dass ich als Jazz-Lieberhaberin diese Musik allen zugänglich machen wollte” sagt Milli Häuser. So wie es in den 40er, 50er Jahren war. „Damals wurde ganz selbstverständlich zu Jazz-Musik auch getanzt.” Der Erfolg gibt ihr Recht: 60 bis 120 Besucher pro Veranstaltung, über 2000 Gäste im Jahr.
Jetzt steht der „Tatort” auf der Kippe
„Ich kann und will es mir nicht mehr leisten, das weiter umsonst zu machen”, sagt die Künstlerin. Die „Tatorte” habe sie stets über Konzerte, die sie anderswo als Musikerin hatte, sozusagen gesponsert. Nun sind im Zuge der Krise viele Aufträge ausgeblieben – zum Beispiel die über Jahre fixen Sommerfester der Industrie. „Die haben alles zurückgefahren, es fehlt einfach Geld”, sagt Milli. Schon länger lebt ihr „Tatort Jazz” von der Substanz; und auch von der Stadt ist keine Hilfe zu erwarten: 750 Euro machte das Kulturamt bislang als Unterstützung locker – fürs komplette Jahr 2009, wohlgemerkt.
Muss der beliebte „Tatort Jazz” also sterben?
„Ich möchte das nicht”, sagt Milli Häuser. Und die treuen Gäste möchten es auch nicht. Aber sicher kann sich in Zeiten wie diesen niemand mehr sein.
Zur Eröffnung der „Tatort Jazz”- Herbstsaison heißt es am Mittwoch, 16. September, „Poetry'n'Jazz & Art”. Milli Häusers Gäste sind Phil Regener (Autor) und Malte Dinkela (Maler). Es musiziert die „Tatort Jazz”-Hausband mit Marc Brenken (Klavier), Alex Morsey (Kontrabass), Uwe Kellerhoff (Schlagzeug).
Einlass ab 19 Uhr im Kulturhaus Thealozzi, Pestalozzistr. 21. Eintritt frei, Tischreservierung wird dringend empfohlen: Tel. 0234/17 590.