Bochum. . Das Reformationsjahr neigt sich dem Ende zu. Forscher der RUB reden über die Auswirkungen von Luthers Schaffens. Mal persönlich, mal akademisch.
„Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ Diese Worte erinnern bis heute an die Standhaftigkeit und den Mut Martin Luthers, für die eigenen Überzeugungen einzustehen. Unabhängig davon, ob er sie 1521 vor dem Reichstag in Worms wirklich gesagt hat oder nicht.
Auch die akademische Lehre und Forschung fühlt sich eben jenem Motto noch immer verbunden. Das wurde beim Festakt zum Reformationsjubiläum an der Ruhr-Universität deutlich.
Blick auf die einzelnen Forschungsgebiete
Die Direktorin des Instituts für Religion und Gesellschaft, Professorin Isolde Karle, hatte zusammen mit Nikolaus Müller, dem Leiter des Bereichs Musik im musischen Zentrum, eingeladen. Und zwar Kolleginnen und Kollegen aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen der Ruhr-Universität. Es nahmen „Experten“ aus der Theologie teil, aber auch Naturwissenschaftler, Sprachforscher und Ingenieure.
„Jeder konnte seine individuellen Erfahrungen mit Luther, sei es persönlich oder fachlich, ganz frei vortragen“, sagte Karle. Nur eine zeitliche Vorgabe musste bei der Vielzahl an Rednern, es waren 15, sein: drei Minuten.
Sich daran zu halten fiel den Professorinnen und Professoren nicht immer ganz leicht, klappte aber besser als erwartet. Viele Professoren nahmen direkt Bezug auf ihre jeweiligen Forschungsgebiete, andere primär auf Auswirkungen auf der persönlichen Ebene.
„Es war sehr spannend, die Vielfältigkeit der Herangehensweisen zu beobachten. Der Abend sollte zum Nachdenken anregen. Das haben wir geschafft“, erklärt Karle später zufrieden. Sie selbst sprach in ihrer Begrüßung „von der Weltverbesserung als reformatorischem Programm.“ Luther habe nicht nur religiös, sondern auch kulturell zu einer Verbesserung der Welt beigetragen.
Kritik am streitbaren Charakter
Auch sie als Wissenschaftlerin möchte das im weitesten Sinne tun. Über den großen Beitrag Martin Luthers zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Religion waren sich die Redner fast allesamt einig. Immer wieder schien in den Reden aber auch eine leise Kritik am durchaus streitbaren Charakter Martin Luther durch. Beispielsweise zu seiner enormen Frömmigkeit, aber auch zum Umgang mit Frauen – obwohl er für seinen Standpunkt zur Bildung für alle Geschlechter auch gelobt wurde.
Karle selbst findet, dass man die kritischen Seiten Luthers im Blick haben sollte, er vor allem aber eine extrem spannende und lebensbejahende Persönlichkeit gewesen sei.
>>> INFO: Auf drei Reden folgt jeweils ein Musikstück
Am akademischen Festakt zum Reformationsjubiläum im Audimax nahmen 500 Interessierte teil. Eine Pause mit kleinem Buffet gab die Möglichkeit zum Austausch und zur Diskussion. Musikalisch untermalt wurde die Feier von Chor und Orchester der Ruhr-Uni, geleitet von Nikolaus Müller.
Gespielt wurden Stücke von Komponisten, die sich der Reformation verbunden fühlten – wie beispielsweise von Johann Sebastian Bach oder Felix Mendelssohn Bartholdy –, aber auch von Luther selbst komponierte Lieder. Nach jeweils drei Reden gab es jeweils ein Musikstück.