Bochum. . Am Schauspielhaus hatte „The Humans - Eine amerikanische Familie“ Premiere. Der Regiewechsel vor vier Wochen tat der Produktion nicht gut.

Das Schauspielhaus ist stolz auf die europäische Erstaufführung von „The Humans – Eine amerikanische Familie“, ein Stück, das im Original erfolgreich am Broadway läuft. Zur Premiere am Samstag muss man leider sagen: War nich’ so gut. Das angekündigte Familiendrama kommt über gehobenes Boulevard-Niveau nicht heraus.

Der Inszenierung von Leonard Beck mangelt es vor allem an psychologischer Feinzeichnung und innerer Spannung. Das kann aber kein wirklicher Vorwurf sein, denn Beck übernahm vor gerade mal vier Wochen von Otto Kukla, der hingeworfen hatte. Da war die Produktion zwar vorbereitet, aber eben nicht zu Ende entwickelt. Ein Problem, das offenkundig nicht wirklich gelöst werden konnte. Wenn so ein fliegender künstlerischer Wechsel überhaupt lösbar ist.

Gezeigt wird eine US-Durchschnittsfamilie

Wie auch immer: Stephen Karams als „Best Play 2016“ ausgezeichnetes „The Humans“ zeigt eine US-Durchschnittsfamilie, die es beim Thanksgiving-Dinner mit ihren unterschwelligen Problemen und Ängsten zu tun bekommen. Der Vater ist gefeuert worden, die Mutter hat Arthrose und trinkt, die eine Tochter ist darmkrank und arbeitslos, die andere eine Künstlerin ohne Fortune, der Schwiegersohn hockt mit 40 noch an der Uni, weil er über Jahre unter Depressionen litt. Und Oma Momo ist dement und sitzt im Rollstuhl.

Karten, Infos und Extra-Angebote

Weitere Vorstellungen am 20., 26. Dezember, 7., 10., 20. Januar. Verschiedene Anfangszeiten. Info & Karten unter 0234/3333-5555.

„The Humans“ findet sich zusammen der Aufführung „Träum weiter“ im „Schauspielhaus Theaterpäckchen 2: Familiengeschichten“. Dieses und weitere Weihnachtsangebote gibt’s bis 23.12. an der Theaterkasse.

Wahl-Abo-Gutscheine mit freier Stück- und Terminwahl bietet das Theater zu Weihnachten auch in der kleinen 6er-Variante an. Die flexiblen Gutscheine können bis zum 15. Juli 2018 eingelöst werden.

Probleme satt also, das volle Paket. Und doch schafft der Autor, entwaffnend ehrlich und unterhaltsam zugleich, den Spagat zwischen kurzweiligem Familienbild und moderater Gesellschaftkritik. In erster Linie geht es um verdrängte Gefühle, Schuld und die Unfähigkeit zu einem selbstbewussten, selbst bestimmten Leben. Das liegt auf der Linie von Vorbilden wie Eugene O’Neill (Eines langen Tages Reise in die Nacht) oder Edward Albee (Wer hat Angst vor Virginia Woolf?), auch wenn Kazam die menschliche Tragik und gleichnishafte Wucht der Vorbilder nicht erreicht. Gleiches kann man über diese Inszenierung sagen: Die Familienhölle im schäbigen New Yorker Keller-Appartement der Tochter entwickelt wenig Explosivkraft, es ist ein Abend ohne Druckstellen. Wieviel davon aufs Stück selbst zurückgeht, wie viel dem besagten Regiewechsel geschuldet ist, ist schwer zu sagen.

Ein universeller Stoff, der Viele angeht

Das Ensemble ist präzise, wenn auch sehr luftig unterwegs; die Menschen hinter den Figuren packt es kaum beim Schopf. Einzig Bernd Rademacher als Vater Erik und – einmal mehr – Kristina Peters als ernsthaft kranke und an ihrer Einsamkeit verzweifelnde Aimee bringen innere Spannung in ihr Spiel ein. „The Humans“ handelt von einer Familie, die sich mit Armut, Krankheit und der Drohung, gesellschaftlich nicht mehr zu genügen, konfrontiert sieht. Es ist ein universeller Stoff, der Viele angeht. Aber man geht nach der Vorstellung nach Hause, ohne darüber nochmal nachzudenken.