Bochum. . Der von der Koalition nominierte Dietmar Dieckmann bekommt mit Regina Stieler-Hinz ernst zu nehmende Konkurrenz. Ein ungewöhnlicher Vorgang.
Die Wahl eines Beigeordneten für Bildung, Kultur und Sport in der Ratssitzung am Donnerstag (14.) wird nach WAZ-Informationen in einer Kampfabstimmung entschieden. Dies ist ein für die Bochumer Lokalpolitik äußerst ungewöhnlicher Vorgang.
Nachdem sich die Koalition von SPD und Grünen bereits darauf festgelegt hat, den Gelsenkirchener Dietmar Dieckmann (56) für die Nachfolge von Michael Townsend vorzuschlagen, liegt nun ein Gegenvorschlag von CDU, FDP und Stadtgestaltern vor. Sie wollen die Stelle mit Regina-Dolores Stieler-Hinz (49) besetzen.
Pikant ist, dass Stieler-Hinz, derzeit Kulturdezernentin im ostwestfälischen Minden, Parteimitglied der Grünen ist. Ihr war in der finalen Vorauswahl durch den Ältestenrat bedeutet worden, dass sie in einer Wahl gegen Dieckmann wohl chancenlos sein würde.
Reizvolle Aufgabe
Dietmar Dieckmann gehört der SPD an. Er war von 2005 bis 2010 Partei-Chef in Gelsenkirchen, lange Büroleiter von NRW-Familienministerin Ute Schäfer in Düsseldorf und leitet nach dem Regierungswechsel dort die Abteilung Familie, LSBTI (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle). Bochums SPD argumentiert, sein beruflicher Werdegang qualifiziere ihn „in besonderer Weise für die anstehenden Aufgaben“.
„Gereizt haben mich an der Stelle vor allem die Gestaltungsmöglichkeiten und die Verantwortung“, so Dieckmann. Der Vorwurf, ihm würde in Versorgungsposten zugeschanzt, sei lächerlich: „Ich bringe genügend Rüstzeug für die Aufgabe mit; sowohl inhaltlich als auch durch meine Erfahrung bei der Arbeit in und mit einer Verwaltung sowie mit der Politik.“
Opposition streicht Kompetenzen heraus
Die Opposition streicht die Kompetenzen ihrer Kandidatin heraus und setzt auf Abweichler in der Koalition. „Frau Stieler-Hinz konnte die Fraktion durch ihre umfangreichen Fachkenntnisse in der Bildung und auch im Sport für sich gewinnen. Insbesondere im kulturellen Bereich trauen wir ihr zu, die sehr umfangreiche und vielfältige Kulturlandschaft in Bochum weiter zu entwickeln“, so CDU-Fraktionschef Christian Haardt. „Als waschechte Bochumerin will sie etwas in ihrer Heimatstadt bewegen. Das hat uns dann endgültig überzeugt“, ergänzt FDP-/Stadtgestalter-Fraktionschef Felix Haltt.
Regina Stieler-Hinz weiß um die zugespitzte Situation. „Ich habe mir auf meiner 30-jährigen beruflichen Wanderschaft gerade im Bereich der Bildung und der Kultur umfangreiche Kenntnisse aneignen und ein vielfältiges Netzwerk aufbauen können. Diese als Beigeordnete in meiner Heimatstadt einbringen und den Wandel kreativ und zukunftsorientiert mitgestalten zu können, würde mich mit großer Freude erfüllen.“
>>> INFO: Die Machtverhältnisse im Stadtrat
85 Sitze hat der Rat. SPD (31 Sitze) und Grüne (11) kommen auf 42 Stimmen; die Opposition mit allen anderen Ratsmitgliedern ebenso. Den Ausschlag könnte die Stimme von OB Thomas Eiskirch (SPD) geben. Abgestimmt wird geheim, sollte ein Ratsmitglied dies beantragen.
Durchsetzen kann sich die Opposition, wenn ihre Kandidatin alle Stimmen von CDU, FDP und Stadtgestalter, der Linken, von AfD, UWG, Freien Bürgern, Soziale Liste, NPD, ProNRW und dem fraktionslosen Ratsherr André Kasper erhält sowie mindestens eine weitere von SPD/Grüne.