Weitmar. . Betty Finke ist Expertin für die edle Pferderasse und lebt von ihrem Wissen.Schönheit eines ägyptischen Schimmels rührte sie zu Tränen.

Sie selbst setzt sich nicht gerne auf den Rücken eines Pferdes. „Ich schaue ihnen lieber in die Augen“, sagt Betty Finke. Zigtausende Araber hat die Bochumerin gesehen. Die Leidenschaft für die edle Rasse entfachte in der Jugend. Ihr Großvater hatte ein Pony und Bücher über Pferde, ihre Mutter war Engländerin und die Familie reiste in den Ferien oft nach Südwestengland. Dort besuchte sie als Teenager einige Araber-Gestüte, sammelte fortan alles Wissen und reifte so zu einer Expertin. Sie fand eine Nische.

Ursprünglich als Kriegspferde

Araber wurden ursprünglich von den Beduinen als Kriegspferde gezüchtet und erst im 19. Jahrhundert von den Europäern entdeckt. „Die Motivation für eine Zucht arabischer Pferde im Abendland war in erster Linie, Pferderassen zu veredeln“, schreibt Finke in einem Artikel über die deutsche Araberzucht. Sie dienten Fürsten und Königen zu Kavalleriezwecken. Ein berühmter Araber-Liebhaber war Napoleon Bonaparte. König Wilhelm der I. von Württemberg gründete 1817 eines der ersten Vollblutaraber-Gestüte in Europa. In diesem Jahr feierte das legendäre Gestüt in Marbach das 200. Jubiläum. Betty Finke war selbstredend dabei, fotografierte und berichtete für die amerikanische Zeitschrift „Arabian Horse World“, mit der sie seit 1980 zusammenarbeitet. Mittlerweile genießt sie dort Redakteursstatus. Für das Kuwaitische Staatsgestüt korrigiert und ergänzt sie einen Newsletter. Das Wissen um die edlen Pferde sichert der 62-Jährigen ihren Lebensunterhalt.

Pferde tragen Schweif oben

Eine Spezialität sind Stammtafeln, auf denen sie den Zuchtverlauf nachzeichnet. Eine Hengstlinie beginnt 1886 mit Saklawi I, der von den Beduinen gezogen wurde, und führt sich 1934 über den Hengst Nazeer fort. „Ohne Nazeer geht heute gar nichts mehr, er ist fast überall drin“, weiß Betty Finke.

Der Hengst Rabat El Tarek aus Ägypten sollte zur Zucht nach Deutschland kommen, starb aber vorher.
Der Hengst Rabat El Tarek aus Ägypten sollte zur Zucht nach Deutschland kommen, starb aber vorher. © ub

Was die Schönheit der Tiere ausmacht, bezeichnet die Fachjournalistin als „trocken“: „Diese Pferde gingen in der Wüste durch eine harte Auslese mit wenig Wasser und Futter. Sie haben große Augen, weite Nüstern, einen feinen trockenen Kopf. Überhaupt haben sie wenig Fleisch. Auch an den Beinen sollen die Sehnen zu sehen sein.“ Der Stolz, der ihnen nachgesagt wird, zeigt sich symbolisch an ihrem Schweif, den Araber beim Laufen steil nach oben tragen.

Schwarz allerdings seien die wenigsten Tiere, auch wenn sich der Laie den rassigen arabischen Hengst gerne so vorstellt. „Karl May hat da eine Menge zu verantworten“, schmunzelt Betty Finke. Beliebt seien die braunen Araber. Sie selbst liebe Füchse mit vielen weißen Stellen. Der Funke sprang allerdings bei einem schneeweißen Schimmel über.

Erste Equitana in Essen

Als sie 1973 auf der ersten Equitana in Essen den ägyptischen Araber in der Box stehen sah, war sie dermaßen ergriffen, dass ihr zuhause die Tränen kamen beim Gedanken an dieses Pferd. „Es war fast überirdisch schön. Ich hatte so etwas noch nie gesehen“, beschreibt sie. Ihre Reisen und ihre vielen Erlebnisse auf den Pferdeschauen, die so genannten „Championate“, dokumentiert sie in Fotobüchern. Viele ihrer Bilder zeigen Porträts von dem besonderen Profil der Pferde.