Bochum. Das „Walk-In-Ruhr“ stellt zum Welt-Aids-Tag neue Präventionsangebote vor. Das bundesweit einmalige Beratungszentrum ist ein Erfolgsmodell.

  • Das „Walk-In-Ruhr“ ist ein interdisziplinäres Beratungszentrum für sexuelle Gesundheit
  • Nun werden dort auch online-gestützte Beratungsangebote zugänglich gemacht
  • Bis zu 8000 Menschen berät das Zentrum im Jahr

Über 8000 Menschen im Jahr berät das Zentrum für sexuelle Gesundheit und Medizin – besser bekannt unter dem Namen „Walk in Ruhr“ (WIR) – mittlerweile in Fragen zu HIV/Aids und sexuell übertragbaren Krankheiten.

Kaum zwei Jahre alt, hat sich die Institutionen-übergreifende Beratungs- und Behandlungseinrichtung als ein deutschlandweit einzigartiges Modell erwiesen, das nun auch von anderen Städten übernommen werden soll.

Viele Partner unter einem Dach

„Das besondere am WIR ist, dass Information und Prävention, medizinische Behandlung und Therapie durch die Beteiligung zahlreicher Partner Hand in Hand gehen“, erklärt Prof. Norbert Brockmeyer, Ärztlicher Leiter des Zentrums. Die Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum kommt hier zusammen mit der Aidshilfe, dem städtischen Gesundheitsamt, Madonna und der Rosa Strippe. Alle befinden sich unter einem Dach am St. Elisabeth-Hospital in der Bleichstraße 15.

„Wir haben von Anfang an einen Schwerpunkt auf Aufklärungs- und Präventionsarbeit gelegt“, erklärt Arne Kayser, Geschäftsführer der Aidshilfe Bochum. „Mit neuen niedrigschwelligeren Angeboten wollen wir viele Menschen für das Thema sensibilisieren.“

Online-Risikotest in Vorbereitung

Dazu soll es bald unter anderem einen Online-Risikotest auf der Webseite des Zentrums geben, bei dem man mittels Fragebogen eine Einschätzung über sein individuelles HIV-Risiko bekommen kann. Seit Juni gibt es außerdem eine Partnerbenachrichtigung per E-Mail oder SMS. „Diejenigen, die meinen einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt zu sein oder bereits infiziert sind, können so anonym über uns eine Einladung an ihre Sexualpartner senden, um vorsorglich einen Test machen zu lassen“, erklärt Kayser das Prinzip. Durchschnittlich rund 20 Menschen im Monat würden das Angebot bereits nutzen.

Laut Janet Wach vom Gesundheitsamt leben in Bochum derzeit schätzungsweise 500 bis 600 Menschen mit HIV-Infektion. Dabei bleibe die Neuinfektionsrate bei bis zu 20 Personen im Jahr in den vergangenen Jahren relativ stabil.

Noch große Wissenslücken

„Viele Menschen wissen zwar mittlerweile genug über HIV, es gibt aber noch deutliche Wissenslücken in Bezug auf andere sexuell übertragbare Krankheiten“, sagt Norbert Brockmeyer. Gerade bei den unter 25-Jährigen steigt die Zahl der Infektionen. „Immer mehr junge Menschen infizieren sich mit Chlamydien oder Gonorrhoe“, erklärt Brockmeyer. Die Konsumfreudigkeit habe im sexuellen Bereich durch Online-Partnerbörsen stark zugenommen. Trotz erfolgreicher Präventionsarbeit gibt es auch hier für WIR noch viel zu tun.

>>Frühzeitige Tests helfen bei der Prävention

Laut dem Robert-Koch-Institut sind in Deutschland aktuell 88 400 Menschen mit HIV infiziert. Etwa 12 700 wissen dabei nicht von ihrer Infektion.

Das WIR veranstaltet zahlreiche Aktionen um den Welt-AIDS-Tag. Heute finden am Zentrum von 17-19 Uhr kostenlose Tests statt. Mehr Infos:
www.walk-ruhr.de