Bochum. . Goldbarren im Wert von mindestens Hunderttausend Euro sind weg: Erneut hat die Masche des “Falschen Polizisten“ in Bochum funktioniert.

  • Seit einigen Monaten tauchen immer wieder falsche Polizisten auf und betrügen vor allem Senioren
  • Diesmal ist das Opfer ein über 80-jähriger Mann aus Weitmar
  • Er händigte einem etwa 45-jährigen Unbekannten mehrere Goldbarren aus

Immer häufiger treten Gauner als falsche Polizisten auf und bringen vor allem Senioren um Geld und Wertgegenstände. Aber dieser Fall stellt alles bisher dagewesene in den Schatten. Ein über 80-jähriger Mann aus Weitmar ist am Mittwoch Opfer eines Trickbetrügers geworden, der sich als Polizist ausgegeben hat. Der Unbekannte erbeutete dabei mehrere Kilogramm Gold, nach WAZ-Informationen mindestens sechs Barren zu je einem Kilogramm. Der Marktwert eines Kilos liegt bei 35 000 Euro. „Das ist der höchste Schaden im Bereich des Polizeipräsidiums Bochum, möglicherweise sogar des gesamten Ruhrgebiets, der mit dieser Masche verursachte wurde“, sagt Sprecher Volker Schütte.

Abwandlung des Enkel-Tricks

„Guten Tag, ich bin von der Kriminalpolizei. Wir haben gerade zwei Einbrecher festgenommen, die eine größere Menge Bargeld mitführten. Das Geld könnte von ihnen stammen. Ein Kollege von mir ist auf dem Weg zu ihnen und wird gleich kurz ermitteln!“

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Diesen Anruf erhielt der Senior am Mittwoch gegen 11 Uhr. Wenig später schellt es an seiner Haustür. Ein Mann wies sich mit einem grünen Dokument als Kriminalbeamter aus und bat darum, ihm das Bargeld zu zeigen. Daraufhin holt der Senior eine Kassette aus dem Safe, in dem sich mehrere ein Kilo schwere Goldbarren befanden.

Der wortgewandte, vermeintliche Polizist erklärt dem Mann daraufhin glaubwürdig, er müsse die Kassette kurz in seinem vor dem Haus stehenden Dienstwagen auf Spuren untersuchen. Danach verschwand er auf Nimmerwiedersehen.

Der Betrüger hat sich nach Polizeiangaben im Bereich Blankensteiner Straße / Heinrich-König-Straße / Hattinger Straße aufgehalten hat, ist 45 Jahre alt, 1,75 m groß und augenscheinlich deutscher Abstammung. Er hat eine leicht dickliche Figur und trug eine verschlissene blaue Jeanshose, eine schwarze glänzend Jacke sowie eine sportliche Kappe.

Immer häufiger hat es die Polizei mit der Polizisten-Masche zu tun – einer Abwandlung des sogenannten Enkel-Tricks. Eine Sonderkommission dafür gibt es zwar nicht. Aber bei der Kripo Bochum beschäftigt sich die Abteilung „Straftaten zum Nachteil von Senioren“ damit.

Die bisher bekannten Fälle sind nach Einschätzung von Eduard Hoffmann, Mitglied des Bochumer Seniorenbeirats und einer von mehreren, 2012 ausgebildeten Senioren-Sicherheitsberatern, nur die Spitze des Eisbergs. „Viele Senioren erstatten keine Anzeige, weil sie sich nicht gegenüber Kindern und Enkeln erklären möchten.“ Zudem sei die Scham bei den Opfern groß, so Polizeisprecher Volker Schütte.

Telefonbücher werden durchforstet

Trickbetrüger durchforsten häufig Telefonbücher nach Namen, die vermuten lassen, dass es sich um älteren Menschen handelt. Warum Senioren immer wieder Opfer von Trickbetrügern wie vermeintlichen Enkeln oder Polizisten werden, erklärt sich für Eduard Hoffmann aus der besonderen Lebenssituation. „Die freuen sich über jeden Anruf und machen jedem auf, der mal zu Besuch kommt.“

Er als auch die Polizei raten: den Namen des Anrufers geben lassen, auflegen und über 110 die örtliche Polizei anrufen. Denn: „Die Polizei ermittelt so nicht - weder per Telefon noch an der Haus- oder Wohnungstür“, so Volker Schütte. Und keinesfalls sollten Senioren zu viel Geld oder Wertgegenstände zu Hause haben. Seniorenberater Hoffmann: „Ich rate den Senioren immer, die Rente nur scheibchenweise abzuholen. Aber viele meinen, das Geld ist bei ihnen zu Hause sicherer.“

Polizisten“-Masche nimmt immer mehr zu 

„Die Polizei, dein Freund und Helfer“, ist ein Slogan, der schon Kindern beigebracht wird und den viele von uns tief im Bewusstsein tragen. Das indes kann offenbar auch zum Verhängnis werden. Die Fälle, bei denen falsche Polizisten am Werk sind, häufen sich, wie die WAZ-Berichterstattung zeigt:

  • - Falscher Kriminalbeamter nutzt Telefonnummer der Polizei (21.9.2016)
  • - Falsche Polizisten treiben in Linden ihr Unwesen (16.12.2016)
  • - Falscher Polizist durchsucht Kleiderschrank von Bochumerin (30.3.2017)
  • - Paar stoppt falschen Polizisten auf geheimer Mission (24.5.2017)
  • - Falscher Polizist stiehlt Seniorin mehrere Tausend Euro (23.6.2017)
  • - Falscher Polizist ergaunert 40 000 Euro von Seniorin (8.11.2017)
  • - Falscher Polizist erbeutet bei Seniorin Bargeld (16.11.2017)

Auch ein Profi wie Polizei-Sprecher Volker Schütte ist angesichts dieser Fälle erzürnt. „Was zeigen uns diese miesen Straftaten“, fragt er – und gibt selbst die Antwort: „Die Kriminellen denken sich immer neue ‘Schachzüge’ aus.“

Seine Ratschläge:

  • - Unbekannten keine Auskünfte über Vermögensverhältnisse oder andere sensible Daten geben.
  • - Niemals Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen, angebliche Mitarbeiter von Polizei, Staatsanwaltschaften, Gerichten oder Geldinstituten geben.
  • - Immer den Dienstausweis sowie die Dienstmarke prüfen – bei guter Beleuchtung und, falls nötig, mit einer Sehhilfe.
  • - Beim geringsten Zweifel den Notruf „110“ rufen. Die Telefonnummer selbst heraussuchen und einen Nachbarn hinzuziehen.
  • - Jüngere Mieter oder Hausbewohner sollten Kontakt zu Ihren älteren Mitbewohnern pflegen und anbieten, bei fremden Besuchern an der Wohnungstür zur Sicherheit hinzuzukommen.

Das Kriminalkommissariat 13 bittet unter Tel 0234 / 909-41 35, -44 41 dringend um Zeugenhinweise.