Bochum. . Mit „Pünktchen und Anton“ steht ein unverwüstlicher Erich-Kästner-Klassiker im Schauspielhaus auf dem Spielplan. Riesenbeifall für die Premiere.
- „Pünktchen und Anton“ heißt das diesjährige Familienstück im Schauspielhaus
- Es überzeugt durch ein schlüssiges Regiekonzept und durch tolle Schauspieler
- Die Aufführung im Großen Haus ist für Menschen ab 6 Jahren geeignet
Ob die Kinder unserer Tage eigentlich wissen, wer Erich Kästner war? Es wäre ein gewaltiger Fehler, wenn die wunderbaren Bücher des Dresdner Schriftstellers eines Tages in Vergessenheit gerieten. Umso schöner also, dass mit „Pünktchen und Anton“ jetzt ein unverwüstlicher Kästner-Klassiker im Schauspielhaus auf dem Spielplan steht, der das Publikum nach der Premiere zu Jubelstürmen hinreißt.
Prächtige Eröffnungsszene
Mit Brigitte Dethier wurde eine Regisseurin verpflichtet, die zwar zum ersten Mal am Schauspielhaus arbeitet, aber viel Erfahrung mitbringt und genau weiß, welche Register sie ziehen muss, um während der 75 Spielminuten auch die jüngeren Theatergänger (ab 6 Jahren) bei Laune zu halten. Dethier hält sich relativ eng an die Vorlage, aktualisiert mit Bedacht und kommt fast ohne die gefürchteten moralisierenden Appelle aus. Richtig dankbar ist man dafür, dass die klassische Kästner-Mutter durch Antons allein erziehenden Vater ersetzt wird.
Schon die Eröffnungsszene gelingt prächtig. Während die letzten Zuschauer noch ihre Sitze suchen, ist auf der Bühne bereits allerhand los. Auf dem Platz vor den schiefen Häusern (Bühne: Carolin Mittler) herrscht emsiges Treiben – bis die Freunde Pünktchen und Anton juchzend mit dem Fahrrad eine Mülltonne umfahren und dafür ein bisschen Schimpfe bekommen. Die Richtung stimmt, das ist bereits nach fünf Minuten klar. Fliegende Kulissen lassen immer neue Schauplätze entstehen, und auch die live gespielte Musik von Torsten Kindermann und Oliver Siegel sorgt im Laufe der turbulenten Handlung für manch prima Gag.
Kindermädchen vs. Haushälterin
Und darum geht’s: Pünktchen Kogge stammt aus einem vermögenden Elternhaus. Statt mit dem Kindermädchen Fräulein Andacht verbringt sie ihre Zeit lieber mit Anton Gast, der in armen Verhältnissen aufwächst. Für ihn sammelt Pünktchen sogar heimlich Geld. Als Fräulein Andacht mit dem undurchsichtigen Robert anbandelt, schliddern Pünktchen und Anton in einen Krimi, an dessen Ende die resolute Haushälterin Bertha und eine Bratpfanne stehen...
In den Titelrollen sind Katharina Leonore Goebel und Tim-Fabian Hoffmann zu sehen, die beide zwar schon knapp 30 sind, ihre Figuren aber mit viel Liebe und kindlichem Charme spielen. Richtig Schwung nimmt die Aufführung auf, wenn das Kindermädchen und die Haushälterin aufeinander prallen. Beide können sich nicht riechen und liefern sich einen famosen Schlagabtausch. Wenn Veronika Nickl als „dicke Bertha“ mit Wiener Schmäh („Teufel noch eins, Kruzifix!“) über die Bühne stampft, dann wackeln die Wände. Und als so trinkfreudige wie verschlagene Fräulein Andacht ist Lisa Jopt, seit dieser Spielzeit neu im Ensemble, eine echte Entdeckung.