Bochum. Durch die neue Gestaltung soll die Traditionsveranstaltung ein neues Gesicht bekommen. Erinnerung an die Gefallenen der Kriege.
- Schüler geben neue Ideen für die Gestaltung dieser traditionellen Gedenkveranstaltung
- In diesem Jahr sind es die beiden Gymnasien Hildegardisschule und Goetheschule
- Diesmal soll auf das gemeinsame Singen der Nationalhymne verzichtet werden
Die Nationalhymne wird in diesem Jahr bei der zentralen Gedenkfeier zum Volkstrauertag (19.) nicht gesungen werden. „Mal sehen, wie das ankommt“, sagt Ulrich Wicking, der Kreisgeschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK). „Aber die Schüler der Hildegardis- und der Goetheschule haben das so entschieden.“ Er und Professor Dr. Bernd Faulenbach, der Vorsitzende des VDK-Kreisverbandes, lassen die Schüler machen. Sie fahren gut damit.
Seit drei Jahren gibt es ein neues Konzept
Seit nunmehr drei Jahren gestaltet der Volksbund die traditionelle Feier zum Volkstrauertag zusammen mit Schülerinnen und Schülern. Zum Start der Zusammenarbeit vor drei Jahren waren es Schüler des Neuen Gymnasiums, im Jahr darauf gestalteten sie Schüler des Theodor-Körner-Gymnasiums, nun die der Hildegardis- und der Goetheschule. In diesem Jahr sind in erster Linie die Hildegardisschüler verantwortlich, im nächsten Jahr übernehmen die Goetheschüler. 16 Schülerinnen und Schüler der beiden Lehranstalten arbeiten unter der Leitung von Lehrerin Dr. Ursula Fries in einem Projektkurs zusammen.
Sie haben sich intensiv gekümmert, recherchiert, informiert und dann auch die Entscheidung mit der Nationalhymne getroffen. „Die Menschen, an die wir zu diesem Anlass diesmal besonders denken wollen“, sagt Gökce Budak, Schülerin der Hildegardis-Schule, „also die im Zweiten Weltkrieg gestorbenen sowjetischen Zwangsarbeiter, hätten das Abspielen der Hymne als respektlos empfunden.“ Auf dem Blumenfriedhof an der Harpener Straße wird daher am Sonntag eine Schülerin auf dem Akkordeon ein russisches Lied spielen. Die Schüler haben sich in der Vorbereitung auf diesen Tag besonders um ein verwahrlostes Gräberfeld auf dem Blumenfriedhof gekümmert.
Feld liegt brach
„Wir gedenken am Sonntag aller Opfern der Kriege und es wichtig, die Erinnerungskultur mit jungen Menschen wach zu halten“, sagt Wicking. „Es ist gut, nicht nur an Gräbern von Soldaten zu stehen, sondern auch an Gräbern von Zwangsarbeitern. Das Feld auf dem Blumenfriedhof an der Harpener Straße liegt brach. Der Friedhofsgärtner wusste aber sofort, wo es liegt. Da sollte was passieren.“ Da wird etwas passieren: Unter anderem wird am Freitag noch ein Baum gepflanzt, ein Zierapfelbaum. An dem sollen am Sonntag die Kränze niedergelegt werden. Dazu haben sich die Schüler überlegt, dass für jedes dort liegende Opfer ein Grablicht angezündet wird. 307 Kerzen werden leuchten. Zukünftig sollen Gedenk- oder Hinweistafeln auf das Schicksal der Zwangsarbeiter aufmerksam machen. Die Informationen dazu haben die Schüler des Projektkurses durch Anfragen an Archive oder durch einem Blick in Aufzeichnungen des Friedhofamtes gewonnen. „Es gibt Namen und Daten von allen Opfern“, sagt Wicking. „Wir können den toten Zwangsarbeitern ihre Namen wiedergeben.“