Bochum-Stiepel. . Bei „Oveneys Berggeister“ sind die Teilnehmer drei Stunden lang im Wald unterwegs – auf den Spuren des Bergbaus und des bäuerlichen Lebens.
Ein Berggeist hat auch kein leichtes Leben. Seit tausenden von Jahren spukt er bereits durch die Stiepeler Wälder, da geht dem Geist so langsam die Luft aus. Ganz krumm kraxelt der Ärmste durchs Unterholz. Der Rücken! Die Bandscheibe! Immerhin, auf einen treuen Begleiter kann er sich auch im hohen Alter verlassen: „Wer möchte einen Likör...?“
Auf eine unterhaltsame Tour über Stock und Stein begaben sich rund 20 Teilnehmer einer Erlebnisführung, die das Haus Oveney jetzt zum ersten Mal angeboten hat. „Oveneys Berggeister“, so der Titel, führt vom Traditionshaus am Kemnader See hinauf in den Wald, über Wiesen und Wege, vorbei an Bächen und Teichen – bis zum Golfplatz und dann auf großer Schleife am See entlang wieder zurück.
Einkehr mit Stiepeler Platt
Rund drei Stunden dauert die Exkursion, bei der die Gruppe viel erfährt über die Stiepeler Geschichte, über den Bergbau und das bäuerliche Leben, das einst den Alltag im „Königreich“ bestimmte. Angeführt werden die Teilnehmer dabei von Anne Behrenbeck, der Chefin vom Haus Oveney, und von der Flamencotänzerin Antinéa, die die Gruppe kenntnisreich und mit vielen launigen Anekdoten durchs Gehölz führt. Nebenher schlüpfen sie als „Berggeister“ sogar in verschiedene Rollen.
Wer mitläuft, sollte allerdings einigermaßen gut zu Fuß sein und in jedem Fall festes Schuhwerk dabei haben, denn der Wald oberhalb des Stausees ist weitläufiger und steiler als mancher denkt. „Seltsam, hier war ich noch nie“, wundert sich eine Dame während der Tour und fügt lachend an:. „Und ich dachte immer, in Stiepel kenne ich mich gut aus.“
Letzte Hinrichtung auf der Galgenfeldstraße war 1776
Immer wieder überraschen die beiden Reiseleiter ihre Gruppe mit Anekdoten, die gewiss nicht jeder kennt. Dass auf der Galgenfeldstraße in grauer Vorzeit Menschen aufgeknüpft wurden, die zuvor auf dem Weg dorthin die Düsterstraße passieren mussten, mögen viele im Geschichtsunterricht schon gehört haben. Die letzte Hinrichtung soll hier der Überlieferung nach 1776 vollzogen worden sein. Doch was sind Pingen und Aaken? Was machte ein Kötter? Und warum trägt das Stiepeler Mailand eigentlich den Namen einer italienischen Modestadt?
Nach knapp zwei Stunden Fußmarsch mit vielen Zwischenstopps ist Zeit für eine Einkehr. Im uralten Bauernhaus von Gerda Hoffstiepel finden die Wanderer für ein Viertelstündchen gemütlichen Unterschlupf. Es gibt Getränke und Schmalzstullen – und Hoffstiepel, die im Stadtteil bestens bekannt ist, trägt eine Geschichte auf Stiepeler Platt vor.
Weiter geht’s den Berg hinunter Richtung Kemnader See. Wer mag, wird von Gerda Hoffstiepel für den letzten Teil der Tour mit Äpfeln aus dem eigenen Garten versorgt. Die Teilnehmer sind begeistert: „Vor allem die vielen Geschichten aus der Zeit der Zechen und des Bergbaus haben mir sehr gefallen“, sagt Michael Kleine-Arndt. „Den Weg durch den Wald kannte ich wohl, aber wann bin ich da zum letzten Mal hergelaufen?“ überlegt Evelyn Sievers. Auch Ralf Seeger, der direkt in der Nähe wohnt, hat die Tour durch seine Heimat sichtlich genossen: „Das war interessant und sehr sympathisch.“
>>> INFO: Was man für die Berggeister-Tour braucht
Im Anschluss an die Tour erwartet die Teilnehmer ein Drei-Gänge-Menü im Haus Oveney. Die Teilnahme kostet 30 Euro, Kinder 17 Euro.
Bitte mitbringen: Taschenlampen, festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung. Die nächste Tour startet am Donnerstag, 28. Dezember, 15 Uhr. Info und Anmeldung: 0234 / 79 98 88.