Bochum. . „Chance für Leben“ heißt ein Bochumer Verein, der sich seit bald 15 Jahren für Mädchen in Indien engagiert. Die Arbeit zeigt jetzt große Erfolge.
- Seit bald 15 Jahren engagiert sich der Bochumer Verein „Chance auf Leben“ in Indien
- Die Hilfe zur Selbsthilfe für benachteiligte Mädchen und junge Frauen zeigt große Erfolge
- Dabei spielen die schulische Bildung und berufliche Qualifikation die Hauptrollen
150 Euro im Jahr lassen sich vielfältig investieren. In den täglichen Cappuccino im Lieblingscafé. In die x-te neue Jacke und Jeans. Oder in die Zukunft eines indischen Mädchens. „150 Euro im Jahr reichen für die schulische und berufliche Ausbildung in aller Regel aus“, weiß Rita Römert-Steinau. Und sie muss es wissen: Die Förderung benachteiligter Mädchen und junger Frauen auf dem Subkontinent ist das Lebenswerk der ehemaligen Stewardess aus Wiemelhausen.
„Chance auf Leben“: So heißt der 2003 gegründete Verein, in dem sich Bochumer für die Ärmsten der Armen in Indien engagieren. Rita Römert-Steinau ist als Initiatorin und Vorsitzende Herz und Seele der Gemeinschaft. Soeben ist die 64-Jährige von einer ihrer zahlreichen Indien-Reisen zurückgekehrt. Manches habe sich gebessert, beobachtet sie. Doch: „Gerade auf dem Land herrscht nach wie vor nackte Armut an Gütern und Bildung, die die Frauen in besonderer Weise trifft. Sie sind traditionell weniger wert, haben kaum Perspektiven, werden zwangsverheiratet und Opfer sexueller Übergriffe.“
Ausbildungszentren und Brunnen
„Chance auf Leben“ stemmt sich gegen Unterdrückung und Ausbeutung. Mit überragendem Erfolg. In den bald 15 Jahren wurden mit rund 800 000 Euro Spendengeldern am Rande der 12-Millionen-Metropole Mumbai sechs Ausbildungs- und Gesundheitszentren errichtet und 20 Trinkwasserbrunnen angelegt. „Wo wir uns einbringen, sind die Fortschritte deutlich erkennbar“, konstatiert Rita Römert-Steinau. Das Elend insbesondere der Landbevölkerung sei zwar nicht geringer geworden. „Doch immer mehr jungen Frauen gelingt es, dank unserer Hilfe ein eigenständiges Leben aufzubauen.“
Die Infrastruktur ist weitgehend geschaffen. „Jetzt konzentrieren wir uns auf die konkrete Arbeit mit den Mädchen – getreu unseres Leitspruchs: Bildung bleibt der sicherste Weg, Armut und Unrecht zu bekämpfen“, sagt die Vorsitzende. „Die Mädchen gehen länger zur Schule und zum College und verbessern so ihren sozialen Status.“
Allein über Patenschaften werden 250 junge Inderinnen betreut. Sozialarbeiter sind für sie im Einsatz: in der Familie, in der Schule, im Studium. „Alle von uns geförderten Mädchen finden einen Arbeitsplatz. Ein Drittel legt sogar den Bachelor-Abschluss ab“, schildert die Bochumerin mit Stolz.
Mini-Kredite helfen nachhaltig
Für die Ausbildung oder den Sprung in die Selbstständigkeit werden Mini-Kredite vergeben. Auch das mit nachhaltigem Effekt. Rita Römert-Steinau führt das Beispiel von Divya an. 2006 war sie ins Förderprogramm des Bochumer Vereins aufgenommen worden. „Nach dem Schulbesuch haben wir Divya mit einem Kredit für eine Ausbildung ausgestattet. Ihr Herzenswunsch war es, Stewardess zu werden. Heute arbeitet sie als Flugbegleiterin bei einer bekannten indischen Fluglinie.“ Den Kredit hat Divya inzwischen zurückgezahlt – und finanziert nun die Ausbildung ihres kleinen Bruders.
Hilfe zur Selbsthilfe: Das hat sich der Verein auch für die nächsten Jahre auf die Fahnen geschrieben. Dabei soll es noch weiter aufs Land gehen. Gemeinsam hoffen die Mitglieder deshalb, dass die Spendenbereitschaft für ihre Arbeit in Indien trotz des drängenden Flüchtlingsproblems hierzulande nicht weiter nachlässt: „Wir können nur dank der Hilfsbereitschaft vieler Menschen helfen.“ Mehr als 150 Euro im Jahr braucht’s dafür nicht.
>>> Benefiz-Golfturnier im nächsten Jahr
Für das 15. Jubiläumsjahr des Vereins 2018 hat Rita Römert-Steinau bereits die erste große Benefiz-Veranstaltung gesichert.
Der Bochumer Golfclub wird am 2. Juni ein Wohltätigkeitsturnier Im Mailand ausrichten.
Alle Infos über den Verein und seine Arbeit gibt es online auf www.chanceaufleben.de.