Bochum. . Während Diskussion über Emissionen von Diesel-Pkw läuft, lenkt IG Bau den Blick auf Baustellen: Sie fordert Filter-Pflicht für Baumaschinen.
- Baumaschinen verursachen in Städten bis zu einem Viertel der Stickoxid-Emissionen. IG Bau fordert Filter
- Partikelfilter nachzurüsten ist bislang freiwillig. Berufsgenossenschaft Bau unterstützt mit bis zu 2000 Euro
- Rußpartikelfilter können zu Erkrankungen wie Asthma, Bronchitis oder Krebs führen
Neben Saban rattert eine Walze, er selbst springt aus einem Bagger. „Staubig hier, was?“, fragt der Bauarbeiter und deutet auf die Baustelle hinter sich. Von morgens bis nachmittags arbeitet Saban hier für den neuen Busbahnhof – mit dreckigen Schuhen, schweren Betonplatten und vor allem: im Staub. „Wir müssen uns keine großen Sorgen machen, die Partikelfilter sind in unseren Maschinen nachträglich freiwillig verbaut worden“, so Saban. Alle zwei Jahre werde man außerdem vom Betriebsarzt untersucht. Nachträgliche Partikelfilter gibt es aber nicht auf jeder Baustelle.
Daher fordert die IG Bau nun: verpflichtende Diesel-Rußpartikelfilter. „Bei Diesel-Autos ist ein Filter schon seit zehn Jahren vorgeschrieben. Derzeit wird über die Verschärfung der Abgasnormen diskutiert. Es kann nicht sein, dass bei den großen Luftverpestern wie Walzen, Baggern und Radladern beide Augen zudrückt werden“, sagt Bezirkschefin der IG Bau, Gabriele Henter. In manchen Städten machten ungefilterte Dieselabgase von Baumaschinen bis zu einem Viertel aller Stickoxid-Emissionen aus.
Folgen: Asthma bis Krebs
Vor den gesundheitlichen Folgen für die Bauarbeiter warnt Dr. Waldemar Spiewak, Facharzt für Arbeitsmedizin: „Dieselmotoremissionen stellen ein komplexes Substanzgemisch dar, das aus überwiegend gasförmigen, aber auch partikelförmigen Anteilen besteht. Für die krebserzeugende Wirkung ist der Partikelruß entscheidend“, so der Mediziner. Je kleiner die Partikel seien, desto tiefer gelangten sie in die Lunge. „Da in den Lungenbläschen keine Flimmerhärchen vorhanden sind, verweilen die Partikel dort und führen zu Entzündungen des Lungengewebes“, so Spiewak. Dadurch könne es zu chronischer Bronchitis, Asthma und sogar Lungenkrebs kommen.
In Bochum käme ein solcher Filter etwa 2620 Bauarbeitern zugute. Für die Unternehmer, die den Filter nachträglich einbauen lassen, gibt es von der Berufsgenossenschaft Bau aktuell bis zu 2000 Euro Unterstützung. „Um wirklich eine bessere Atemluft zu erreichen, reicht das nicht aus. Der Staat muss – wie schon in der Schweiz – den Partikelfilter vorschreiben und per Nachrüstprämie oder direkten Zuschüssen unterstützen“, fordert Henter. Ob der verpflichtende Filter kommen wird, hängt daher vor allem von der Politik ab – die gerade über Diesel-Pkw diskutiert. Bis dahin rattern die Baumaschinen erst einmal weiter – auch ohne Filter.
>>>Stadtbevölkerung leidet unter schlechter Luft
Die IG Bau fordert den Rußpartikelfilter für den Schutz der Umwelt und der Bauarbeiter. Auch Anwohner von Baustellen würden durch Filtereinsatz geschützt.
Stickoxide, Stickstoffoxide und nitrose Gase sind Sammelbezeichnungen für die gasförmigen Oxide des Stickstoffs. Sie werden auch mit NOx abgekürzt. Sie entstehen hauptsächlich bei Verbrennungsprozessen in Anlagen und Motoren.
90 Prozent der europäischen Stadtbevölkerung leben in und mit einer Luft, die nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ihrer Gesundheit schadet