Bochum. . Mit „Neue Wege“ bietet die Caritas Bochum ein Angebot für gewalttätige Partner. Sie sollen Strategien lernen, wie sie mit Aggressionen umgehen.

  • Angebot gibt es seit Anfang des Jahres. Männer können sich freiwillig melden
  • Gefördert wird das Projekt vom Land NRW. Es ist das erste dieser Art in Bochum
  • Caritas bietet auch Angebote für misshandelte Frauen und Kinder

Wenn Männer in ihrer Beziehung zuschlagen, dann sind es nicht nur ihre Frauen, die darunter leiden und die Kinder, die Zeugen dieser häuslichen Gewalt werden, sondern es können auch die Männer selbst sein. Männer, die sich schämen, die etwas ändern wollen an der Situation, ihre Aggressivität in den Griff bekommen wollen. Für diese Betroffenen hat die Caritas Anfang des Jahres die Beratungsstelle „Neue Wege“ zur Rückfallvorbeugung geschaffen.

„Die Männer sind hilflos mit ihrer Gewalt, auch wenn das im ersten Moment komisch klingt“, sagt Monika Bormann, Psychologin und Leiterin von „Neue Wege“. Es seien nicht die Sadisten, die sie mit ihrem Angebot erreichen könnten, „sondern die normalen Männer, denen es nicht gelingt, ihre Fäuste bei sich zu halten“.

Suche nach Lösungen in Gruppen

Es sind Männer, die freiwillig die Hilfe der Beratungsstelle in Anspruch nehmen oder solche, die dorthin verwiesen wurden. In Gruppenarbeit soll ihnen dabei geholfen werden, Verhaltensmuster aufzubrechen und andere Lösungen für Konflikte zu finden als Gewalt auszuüben. „In diesen Gruppen können sich die Männer gegenseitig nichts vormachen. Sie sind alle Experten für diese Situationen“, sagt Christian Stahl. Der Sozialpädagoge sucht mit den Betroffenen nach Lösungen: Wie gehe ich in die Kommunikation mit meiner Frau? Welche Strategie habe ich, wenn ich spüre, dass ich kurz vor der Eskalation stehe? Was kann ich ändern, damit sich etwas ändert? Und für allem muss da die Einsicht sein: „Ja, ich habe ein Problem.“

Oft sagen die Männer, die Frau habe sie provoziert, aber Monika Bormann stellt klar: „Egal, wie sie tobt. Es zwingt mich nicht, mit der Faust zu schlagen.“ Verwunderlich wirkt es manchmal, dass die Frauen von schlagenden Männern immer noch an der Beziehung hängen. „Man muss auch würdigen, dass sich da zwei Menschen nicht trennen wollen“, sagt Monika Bormann. „Sie wollen lieber so zusammenbleiben als offensichtlich zu scheitern.“ Zu verstehen sei das, wenn man bedenkt, was nach den Streitigkeiten und nach den Schlägen kommt. „Die Versöhnung ist wunderschön“, erklärt Bormann. Diese emotionale Phase lässt die Partnerinnen hoffen, dass nun alles besser wird – und die Spirale beginnt von neuem.

Das Rückfallvorbeugung für gewalttätige Männer rundet das Hilfsangebot der Caritas ab: Im Frauenhaus erfahren Opfer Schutz, Beratung und Hilfe. Die Kinderschutzambulanz unterstützt Mädchen und Jungen, die vernachlässigt oder missbraucht wurden. Und auch diejenigen, die Zeugen häuslicher Gewalt geworden sind.

Wenn Zeugen zu Tätern werden

Denn gerade für sie sei die Situation traumatisierend, sagt Sozialpädagogin Beate Zimmermann: „Das Kind versucht alles dagegen zu tun, dass sich Mama und Papa streiten.“ Während Frauen meist wüssten, wann ihr Mann aufhört mit den Schlägen, wann seine natürliche Grenze erreicht ist, kennen Kinder diese oft nicht. „Sie denken: Der Papa schlägt die Mama tot.“ Wie wichtig die Hilfe für die Kleinen ist, betont Monika Bormann: „Nicht die, die selbst Gewalt erfahren haben, schlagen später am häufigsten selbst zu. Es sind diejenigen, die in ihrer Kindheit Zeugen von Gewalt geworden sind.“

>>>>Angebot ist kostenlos

Das Angebot „Neue Wege“ in der Lohbergstraße 2 ist kostenlos. Gefördert wird es durch das Land Nordrhein-Westfalen.
Wer bei der Caritas Hilfe sucht, führt zunächst ein bis drei Einzelgespräche, bevor es in die Gruppenarbeit geht.
Interessierte können sich melden unter 0234/ 965 03 49 oder per Mail an neuewege.rv@caritas-bochum.de.