Bochum. . Viele Kirchen waren anfangs katholisch und wurden dann umgewidmet. Wo in Bochum die ältesten baulichen Zeugnisse evangelischer Gemeinden stehen.

  • Dorfkirche in Stiepel gilt als eines der ältesten Bauwerke in Bochum
  • 1610 soll sich Pfarrer Henricus Cluvenbeck von der katholischen Kirche gänzlich losgesagt haben
  • Er ist zum lutherischen Glauben übergetreten. Seitdem ist die Kirche evangelisch

Zeugnisse der Reformation in Bochum sind vor allem an den Kirchengebäuden und Friedhöfen ablesbar. Eine Spurensuche.

Weit im Osten Bochums liegt der Evangelische Friedhof Ümmingen; er ist weger seiner Grabstelen aus dem 17. und 18. Jahrhundert sehenswert und liegt an der Alten Ümminger Straße gegenüber dem Ümminger See. Bis 1895 befand sich hier eine mittelalterliche Kirche, die erstmals 1310 urkundlich erwähnt wurde. Die Herren von Haus Laer hatten das Recht, bei der Besetzung der Predigerstelle mitzubestimmen, und fanden in der Kirche ihr Erdbegräbnis. Zum Kirchspiel zählte Querenburg.

Vergänglichkeit und Auferstehung

Die alten Grabsteine aus Ruhrsandstein sind mit verschiedenen Motiven verziert. Totenschädel und Knochen erinnern an die Vergänglichkeit, Engelsköpfe, Weintrauben, Bibelverse und fromme Sprüche an die Auferstehung.

So sah die Pauluskirche vor dem Krieg aus.
So sah die Pauluskirche vor dem Krieg aus. © Fremdbild

Noch sehr viel älter ist die Dorfkirche Stiepel mit ihrem Friedhof an der Brockhauser Straße. Sie zählt mit ihrer über tausendjährigen Geschichte zu den ältesten noch erhaltenen Bauwerken Bochums. Die Bedeutung der Kirche liegt vor allem in den umfangreichen mittelalterlichen Wandmalereien, die dem Altar- und Kirchenraum ein einzigartiges Gepräge geben. 1988 wurde die Dorfkirche mit dem sie umgebenden historischen Kirchhof unter Denkmalschutz gestellt. Die Reformation begann in Stiepel anno 1596. Doch erst 1610 soll sich der damalige Pfarrer Henricus Cluvenbeck von der römisch-katholischen Kirche gänzlich losgesagt haben und zum lutherischen Glauben übergetreten sein. Seit dieser Zeit ist die Stiepeler Dorfkirche evangelisch.

Pauluskirche gilt als erste evangelische Kirche in der Altstadt

Die Pauluskirche an der Grabenstraße gilt als erste evangelische Kirche in der Altstadt, der heutigen Innenstadt. Vor der großflächigen Ausbreitung der Reformation teilten sich Anfang des 17. Jahrhunderts Protestanten und Katholiken die Propsteikirche für ihre Gottesdienste, ein Zustand, der auf Dauer nicht tragbar schien. So wurde der Grundstein für die Pauluskirche am 26. April 1655 gelegt. Weil Geld fehlte, wurde gesammelt, wobei Spenden sogar aus Dänemark, Schweden, Kurland (eine der vier historischen Landschaften Lettlands) und Holland kamen, also jenen Ländern, in denen der Protestantismus bereits Fuß gefasst hatte.

Pauluskirche brannte 1943 nach einem Bombenangriff nieder

Die Pauluskirche ist nicht nach Osten und damit nach Jerusalem ausgerichtet, sondern folgt dem Verlauf des damaligen Stadtgrabens. Das war möglich, weil der Gottesdienst nach dem lutherischen Verständnis nicht mehr an diese Ausrichtung gebunden war. 1943 brannte sie nach einem Bombenangriff bis auf die Außenmauern nieder. Beim Wiederaufbau erhielt das Gebäude sein heutiges Aussehen. Es ist einer mittelalterlichen Dorfkirche nachempfunden. Am Reformationstag 1950 wurde sie neu eingeweiht. „Pax intrantibus – salus exeuntibus“ (Friede beim Eingang, Heil beim Ausgang) steht über dem Portal.

Späte Zeugnisse des Protestantismus sind die im Volksmund als „modern“ bezeichneten Kirchen, die als Filialkirchen in den Stadtteilen nach dem Krieg entstanden. Hier wären exemplarisch die Michaelkirche am Birkhuhnweg in Langendreer oder das Kirchenforum Querenburg zu nennen.