Bochum. OB Eiskirch lobt Bochum als „Ermöglicherstadt“. Verein Bodo widerspricht Behauptung, Wohnungslosenhilfe sei jetzt an einer Stelle gebündelt.

  • Verein Bodo fühlt sich aus dem Entscheidungsprozess zur Neuorganisation ausgegrenzt
  • Oberbürgermeister hatte von Zentralisierung an einem Ort gesprochen
  • Obdachlosenhilfe der Diakonie hält Regelung für nicht optimal, aber sieht auch die Vorteile

Es hätte alles so herrlich harmonisch sein können. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) inszenierte die Stadt Bochum in seiner Rede zum Jahresempfang letzte Woche als „Ermöglicherstadt“ und lobte die „äußerst engagierte“ Bürgerschaft: „Der Schlüssel zu unserer sozialen Stadt ist das solidarische Miteinander der Bochumerinnen und Bochumer“.

Dabei bezog sich Eiskirch insbesondere auf den Bau einer neuen Schlafstelle mit 32 Plätzen für Obdachlose. Dieses neue Fliednerhaus wird neben dem maroden, ja baufälligen alten Gebäude von der VBW in Modulbauweise neu errichtet. Einziehen werden dort zudem die Suppenküche und die medizinische Wohnungshilfe.

Bodo: „Fühlen uns ignoriert“

Eiskirch behauptete dann, dass damit die Versorgung wohnungsloser Menschen zukünftig an einer Stelle ermöglicht werde. Dabei ließ er ganz offensichtlich unter den Tisch fallen, dass der von der Diakonie als Träger organisierte Tagesaufenthalt mit Beratung und der Verein Bodo, der längst mehr in der Obdachlosenarbeit leistet als das bloße Verkaufen des gleichnamigen Straßenmagazins eben nicht am gleichen Ort, untergebracht werden.

„Wir wurden in die aktuellen Entscheidungen nicht eingebunden und fühlen uns als Akteur ignoriert“, kritisiert Bastian Pütter, Redaktionsleiter des Straßenmagazins, die Stadt. Bodo-Geschäftsführerin Tanja Walter bemängelt vor allem die weiten Wege für die Betroffenen: „Wer morgens in der Beratungsstelle sein muss, mittags in der Suppenküche essen will, dann wieder in den Tagesaufenthalt geht und abends in die Notschlafstelle, der braucht eigentlich einen Shuttle-Service.“ Ein gesunder Mensch benötige für diese Entfernung zu Fuß rund 40 Minuten.

Anger: „Trennung der Angebote ist gewünscht“

Sozialdezernentin Britta Anger rechtfertigt die getroffene Entscheidung, die auch nichts damit zu tun habe, die Obdachlosen aus der Innenstadt zu drängen, wie Pütter mutmaßt. „Es haben mehrere Gespräche auch mit Bodo-Vertretern stattgefunden. Eine Trennung der Angebote ist durchaus sinnvoll und gewünscht.“

Das ursprünglich als Flüchtlingsunterkunft ertüchtigte ehemalige Altenheim Antoniusstift an der Bessemer-/Henriettenstraße nimmt zudem weitere städtische Einrichtungen wie etwa das Kommunale Integrationszentrum und andere Sozialstellen der Stadt auf. Man habe dort keine Monostrukturen schaffen wollen.

Für die Diakonie überwiegen die Vorteile

Christiane Caldow ist Leiterin der Wohnungslosenhilfe der Diakonie: „Die Lage an der Bessemer Straße ist sicher nicht optimal, doch wir können ganz gut damit leben.“ Für sie überwiegen die Vorteile der neuen Räumlichkeiten. Dennoch hat sie für die Kritik aus den Reihen von Bodo Verständnis, denn die Leute müssten mitunter dann von dort kilometerweit in die Innenstadt laufen und zwar bepackt mit Zeitschriften, die sie in der City verkaufen müssen.