Bochum. . Viele Fernsehzuschauer werden schon mit den Werken des Wahl-Bochumers Tim Heinrich konfrontiert worden sein. Doch die meisten wissen es wahrscheinlich gar nicht. Denn der Komponist macht die Musik bei Werbespots. Erst jüngst ist er wieder im Fernsehen zu hören, mit Werbespots für den Johanniter Hausnotruf und die Shop-Apotheke.
- Tim Heinrich komponierte die Musik für Werbespots der Johanniter und der Shop-Apotheke
- Der Trailer zur Weltausstellung Expo 2017, dessen Musik er schrieb, gewann in Cannes Gold
- Weil der monetäre Wettstreit immer stärker wird, orientiert sich der Kreative jetzt zur Filmmusik
Viele Fernsehzuschauer werden schon mit den Werken des Wahl-Bochumers Tim Heinrich konfrontiert worden sein. Doch die meisten wissen es wahrscheinlich gar nicht. Denn der Komponist macht die Musik bei Werbespots. Erst jüngst ist er wieder im Fernsehen zu hören, mit Werbespots für den Johanniter Hausnotruf und die Shop-Apotheke.
Der Entschluss, in die musikalische Richtung zu gehen, kam für Heinrich mit der Zeit. Schon früh lernte er Flöte und Klavier, an dem er auch erste Melodien komponierte. Prägend war für ihn der Moment, in dem er im jungen Teenie-Alter zum ersten Mal die Filmmusik von „Die unendliche Geschichte“ hörte: „Ich hatte ab dem ersten Titel nur Gänsehaut“, erzählt er.
„Ich bin kein Künstler“
Der gebürtige Gießener studierte schließlich „Keyboards & Music Production“ in Münster. Schon im Studium entschied er, sich auf „funktionale Musik“ zu spezialisieren. „Ich bin kein Künstler“, ist er überzeugt. Im Fokus ständen für ihn nicht seine eigene Vision, sondern die Wünsche des Kunden.
Zur Werbung indes kam er ganz ungeplant über Oliver Kels, einer Koryphäe der Werbejingles. Bei einem Workshop stieß er zufällig auf dessen CD und war direkt begeistert. „Ich habe ihn dann angerufen und nach einem Praktikum gefragt“, erzählt er. Das Praktikum gab es zwar nicht, jedoch nach Arbeitsproben und einem Gespräch das Angebot, kleinere Arbeiten zu übernehmen. Heinrich bewährte sich und erledigte immer größere Aufgaben. Bei einer Recklinghauser Werbeagentur sammelte er als Bereichsleiter Ton weitere Erfahrungen und zog zusammen mit dieser Firma nach Bochum. Hier entschied er sich schließlich zur Selbstständigkeit.
Klanginspirationen findet der Musiker überall: „Ich habe immer ein Aufnahmegerät im Auto mit dabei.“ Die Aufnahmen werden schlussendlich verfälscht, rückwärts abgespielt, höher oder tiefer gedreht oder verlangsamt. Orchestrale Klänge mischt der Bochumer mit Synthesizer-Musik.
Sein derzeitiges Vorzeigewerk ist der Trailer für die Weltausstellung Expo 2017. In 3,5 Minuten geht der Sound durch ein Wechselbad der Gefühle. „Die Musik sollte groß klingen, aber nicht nach Hans Zimmer. Sie sollte nach Kasachstan klingen, aber nicht zu altbacken“, erzählt der Komponist über die Vorgaben. Innerhalb von zwei Wochen musste das Stück komponiert und immer wieder geändert werden, weil sich der Schnitt veränderte. Um den gewünschten Klang zu generieren, griff der Werbekomponist zu ungewöhnlichen Mitteln. Beispielsweise ist ganz am Anfang ein Oberton-Chor zu hören. Der Spot gewann schlussendlich in Cannes sogar Gold.
Preiskampf wird härter
Herausfordernd werden nun die nächsten Jahre. Denn auch in der Werbebranche gibt es immer weniger Geld für die Musik. Vernünftige Musik aus dem Katalog gibt es mittlerweile online. Auch ist gute Ausrüstung immer erschwinglicher, die Zahl der Musikproduzenten nimmt zu. Dadurch wird der Preiskampf härter. „Mein neues Ziel ist nun, in die Filmmusik einzusteigen“, erklärt der Komponist. Erste Erfahrungen konnte er bereits im Bochumer Planetarium sammeln, wo er die Musik für einige der Shows komponieren durfte.
>>> Youtube-Kanal und Internetseite
Weitere Informationen zu den Arbeiten von Tim Heinrich finden Interessierte auf seiner Internetseite www.sounth.de. Dort ist unter anderem auch der Trailer zur Expo 2017 zu finden. Auf seinen Youtube-Kanal stellt der junge Musiker unter anderem Tutorials und Blicke hinter die Kulissen.
Zusätzlich zur Arbeit als Komponist ist Heinrich auch als Autor und Dozent tätig.