Bochum. Der „Kult-Kiosk“ in Altenbochum hat nach über 65 Jahren ein neues Zuhause gefunden. Die alte Fassade soll am Ruhrstadion aufgebaut werden.

  • Der „Kult-Kiosk“ musste nach über 65 Jahren einem Neubauprojekt in Altenbochum weichen
  • Doch die Traditionsbude hat einen neuen Standort in einem Ladenlokal 300 Meter entfernt
  • Gute Nachricht zur Eröffnung: Der VfL Bochum will die alte Kiosk-Fassade am Stadion aufbauen

Licht aus, Rollade runter, kein Mensch weit und breit: Trostlos ist der Anblick der geschlossenen Bude am Freigrafendamm. Gemütliche Sitzecken, Kaffeeduft, „töffte datte da bis’“: Gewohnt herzlich ist der Empfang, den Regina und Dirk Boretzki ihren Kunden an neuer Stelle bereiten. Dem „Kult-Kiosk“ drohte das Aus. Nun lebt er fort. Und auch die alte Fassade soll bewahrt werden. Der VfL will sie am Stadion wieder aufbauen.

Treffpunkt für mehrere Generationen

Seit den 50er Jahren diente die Trinkhalle am Freigrafendamm 33 nicht nur als Nahversorger, sondern als Treff für Generationen von Altenbochumern. Fluppe und Fiege, Käffchen und Klümpkes, die WAZ und weitere, manchmal ureigene Wahr- und Weisheiten: Der Kiosk unweit des Hauptfriedhofs war ein starkes Stück Stadtteil, ein starkes Stück Revierkultur.

Geschlossen ist der „Kult-Kiosk“ in Altenbochum. Nach WAZ-Informationen soll die Fassade mitsamt Werbung auf dem VfL-Trainingsgelände aufgebaut werden.
Geschlossen ist der „Kult-Kiosk“ in Altenbochum. Nach WAZ-Informationen soll die Fassade mitsamt Werbung auf dem VfL-Trainingsgelände aufgebaut werden. © Olaf Ziegler

Umso vehementer war der Kampf um den Erhalt, als 2016 bekannt wurde, dass die Bude einem Neubauprojekt mit 40 bis 50 Eigentumswohnungen weichen soll. 1900 Unterschriften wurden gesammelt. SPD und CDU leisteten Beistand. Doch letztlich war klar: Der „Kult-Kiosk“ ist an diesem Standort nicht mehr zu retten.

Letzte Woche war Feierabend. Die Boretzkis verdrückten mit den Stammkunden manches Tränchen – um dann volle Pulle den Umzug in Angriff zu nehmen. Die VBW hatte den Pächtern ein leerstehendes Ladenlokal am Freigrafendamm/Stockyweg, gut 300 Meter entfernt, angeboten. Das ist mit 110 Quadratmetern zwar dreimal so groß wie der Vorgänger, mehr Café als Kiosk. Doch die Boretzkis nehmen das Wagnis an. „Muss ja.“

Die bunte Tüte gibt’s immer noch

Seit dem Wochenende ist der neue „Kult-Kiosk“ geöffnet. „Nett hier, oder?“, sagt Regina Boretzki und setzt ein Lächeln und einen neuen Kaffee auf. Konnten die Kunden zuvor nur draußen an einem Holztisch hocken (der auch jetzt am Eingang prangt), dürfen sie es sich nun im Warmen auf einer Ledergarnitur und an rustikalen Tischen gemütlich machen. Das Sortiment (bunte Tüte inklusive) bleibt unverändert. Neu: Es gibt Frühstück und Kuchen, im Sommer auch Eis. Platz ist ja ausreichend vorhanden.

Glücklich berichten die Boretzkis von einer Anfrage des VfL Bochum. „Der VfL will die alte Kiosk-Fassade mit den Werbeschildern und der Markise am Stadion wieder aufbauen“, kündigt Regina Boretzki an. Gegenüber der WAZ gibt der VfL zunächst keine Auskunft. Für die Kiosk-Betreiber indes ist klar: „Wenn das klappt, war unser Kampf nicht ganz umsonst.“