Das Duo „Scheinzeitmenschen“ präsentiert einen Automaten, der Sonnenaufgänge aus aller Welt sammelt. Naturspektakel als Lichtstimmung.
Birk-André Hildebrandt und Valeska Klug geben als Künstler-Duo „Scheinzeitmenschen“ in ihrer neusten Installation einem Naturspektakel eine Plattform. „Sonnenaufgangsautomat“ nennt sich die 2,12 Kubikmeter große Box, die jetzt in den Kunsthallen Rottstraße 5 Premiere feierte.
Sieben Sonnenaufgänge ließen die beiden Künstler rund um die Welt von sogenannten Sonnenaufgangspaten aufnehmen. Im Automaten können nun jeweils bis zu zwei Besucher zusammen zwei dieser Aufgänge nacherleben. Technisch ist die Box ein Meisterwerk. Denn der Zuschauer bekommt nicht etwa eine simple Videoaufnahme zu Gesicht. Vielmehr wurden die morgendlichen Ereignisse mit einem speziell angefertigten Apparat aufgezeichnet: „Das Gerät nimmt Infrarot, UV, Farbe, Helligkeit in Lux, Luftfeuchtigkeit und Temperatur auf“, erklärt Hildebrandt.
Diese Daten werden im Automaten in Lichtstimmung verwandelt. Die matten Innenwände der Box strahlen auf Knopfdruck in den verschiedensten Farben. Dadurch wird der Sonnenaufgang einerseits aus seinem gewohnten Umfeld herausgenommen und abstrahiert, bietet dem Betrachter andererseits auch die Möglichkeit, ihn selbst in einen neuen Kontext zu setzen.
Von Band sind die jeweiligen Paten zu hören: Beim Sonnenaufgang in Chicago spricht Lauren Zacharias beispielsweise davon, wie bei ihr der Sonnenaufgang fest verbunden ist mit der Erinnerung an die frühen Abreisen in den Urlaub als Kind. Nach der Präsentation folgt eine Überraschung: Vor der Tür des Automaten warten die jeweils ausgewählten Paten auf den Besucher und beantworten Fragen. Dadurch verschmilzt das abstrakte Erlebnis mit der Realität des Rezipienten – und wird vollends zu einer runden Sache.
Die nächsten Vorstellungen des Sonnenaufgangsautomaten sind vom 15. bis 19.11. beim „Blicke“-Filmfestival im Bahnhof Langendreer. Info: www.scheinzeitmenschen.eu