Bochum. Intendant Olaf Kröck steht für politische Denke und forciert die Öffnung des Theaters in die Stadt. Sieben Minuten Applaus für „Volksverräter!!“

Die Spielzeit 2017/18 ist eröffnet und, so viel kann man jetzt schon sagen, das Schauspielhaus hat sich verändert. Der Intendanten-Wechsel von Anselm Weber zu Olaf Kröck hat offenbar ein kreatives Potenzial freigesetzt, dessen Gewicht man vorher schwer einschätzen konnte. Seit Donnerstag steht fest: Es ist allerhand in Bewegung gekommen in der Theaterburg.

Das lässt sich an gleich mehreren Anzeichen festmachen, zunächst natürlich an der Aufaktpremiere. Hermann Schmidt-Rahmer rüttelte mit seinem offensiv politischen, aber auch theatermächtigen „Volksverräter!!“ kräftig am Geländer des Beliebigen. Zu dieser Aufführung muss der Theaterbesucher Stellung beziehen, so oder so.

Mag der Applaus nach der Vorstellung zunächst verhalten gewesen sein, so verwandelte er sich in den folgenden sieben Minuten erst in Anerkennung und dann, man möchte fast sagen, in Dankbarkeit – vor allem für ein grandios auftrumpfendes Ensemble, bestehend aus alten Bühnen-Hasen und Frischlingen von der Universität der Künste Berlin.

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Viel Prominenz am Start

Wie bedeutend der Neustart von Olaf Kröck und seiner Mannschaft erachtet wird, zeigte sich beim Blick in die Runde im voll besetzten Großen Haus. Nicht nur „die üblichen Verdächtigen“, die bei jeder Premiere da sind, waren zugegen, sondern auch OB Thomas Eiskirch und Bundestagspräsident Norbert Lammert (nebst Gattinnen), Kulturdezernent Michael Townsend und weitere Offizielle. Dazu viele Künstler und Schauspieler, unter anderem die geschätzte Jele Brückner.

Der „neue Geist“, der durch die Gänge weht, blies schon vor Beginn des Abends auf dem Hans-Schalla-Platz. Die Künstlerin Cordula Körber hat den an sich unwirtlichen Ort mit Installationen und Grün verfremdet, aufgepeppt, einladender gemacht. Die hoch oben schaukelnde Lichterkette sorgte nach Ende der Vorstellung für einen stimmungsvollen Lichtblick.

Ein Ort des Austauschs

Unbedingte Öffnung nach Außen ist das Anliegen des neuen Intendanten. Olaf Kröck (46) ist bei allem gebotenen künstlerischen Anspruch zunächst jemand, der das Schauspielhaus (noch) fester in der Stadt verankern möchte. „Die Einladung geht nicht nur an Theater-Fans“, hat er betont, „das Schauspielhaus will für alle Bürger/innen ein Ort des Austauschs und des Gesprächs sein.“ Zum lockeren Stil passte, dass die Premierenfeier direkt nach der Vorstellung im Foyer losging, die Schauspieler/innen noch im Kostüm, eine Band spielte, Getränke wurden gereicht. So soll – und darf – es gern weiter gehen.