Ost. . Im Seniorenbüro Ost bietet Dieter Bertram eine kostenlose Sozialberatung an. Die Nachfrage wird größer. In 80 Prozent der Fälle kann er helfen.

  • Seit ein paar Monaten bietet Dieter Bertram als Rentendoktor kostenlose Sozialberatung an
  • Seine „Praxis“ ist das Seniorenbüro Ost in Langendreer, Sprechstunde ist alle 14 Tage dienstags
  • Bertrams Erfolgsquote liegt bei 80 Prozent. Den meisten seiner „Patienten“ kann er also helfen

Dieter Bertram hat kaum Platz genommen, da stehen auch schon drei Herrschaften bei ihm auf der Matte. Mit Unterlagen in der Hand warten sie auf einen Termin beim Rentendoktor, wie Bertram sich selbst nennt. Seine „Praxis“ ist das Seniorenbüro Ost in Langendreer-Dorf. Alle 14 Tage dienstags ist dort Sprechstunde, in der er kostenlose Sozialberatung anbietet. Rente, Behinderung, Pflegeversicherung – Dieter Bertram ist Ansprechpartner für alles.

Angebot wird immer besser angenommen

Ein Angebot, dass von Woche zu Woche mehr angenommen wird. „Der Bedarf ist da“, sagt Dieter Bertram, während er sich die Unterlagen von Helmut Hallepappe aus Langendreer anschaut. Der gelernte Heizungsmonteur ist aufgrund eines Unfalls gehbehindert und nun arbeitslos. „Hartz IV? Rente? Ich weiß nicht, was ich machen soll“, sagt der 61-Jährige. Das weiß Dieter Bertram auf Anhieb auch nicht. Doch er kümmert sich. „Ich melde mich bei Ihnen.“

Stadt setzt eine Frist

Seinen nächsten „Patienten“ kennt Dieter Bertram schon. Maciej Mieczyslaw aus Werne ist bereits zum dritten Mal beim Rentendoktor. Sein Problem: Er ist jetzt Rentner, lebt von der Grundsicherung. Die Wohnung, die er seit 24 Jahren mit seiner Frau bewohnt, ist laut Amt 20 Euro zu teuer. Die Stadt habe ihm vorgeschlagen, bei der VBW wegen einer entsprechenden Mietminderung vorzufühlen. Er habe noch keine Antwort und ist verzweifelt, weil die Stadt ihm eine Frist gesetzt hat.

Entscheidung des guten Willens

Dieter Bertram bleibt cool. Klar gebe es eine Mietobergrenze bei Grundsicherung. „Aber es gibt auch das Gebot der wirtschaftlichen Vernunft“, sagt der Experte. Für die VBW sei es keine Pflicht, höchstens „eine moralische Sache“, auf 20 Euro Miete zu verzichten. Einlenken sollte aus seiner Sicht aber die Stadt. „Denn die müsste ja die Kosten für den Umzug tragen.“ Letztlich sei es „eine Entscheidung des guten Willens“.

Auch junge Leute sind willkommen

Bertram gibt seinem Gegenüber Tipps, wie er sich am Telefon geben und ausdrücken soll. „Ich kann auch Schriftsätze vorformulieren“, sagt der Rentendoktor. „Aber machen müssen die Leute selbst.“

Zur Klärung von Sachverhalten greift Dieter Bertram dann aber doch auch mal selbst zum Hörer. Wie im Fall von Dietmar Olschewski aus Langendreer. Der Rentner soll Nebeneinkünfte an die Rentenkasse zurückzahlen. Dabei habe er sich vorher extra rückversichert, wie viel er dazuverdienen darf. Er fühlt sich falsch beraten, hat aber nichts schriftlich. Auch hier bleibt Dieter Bertram tiefenentspannt. „Ich habe da schon eine Idee und werde mich kümmern.“ Ein Anruf beim Referatsleiter soll helfen.

„Ich sehe, dass es funktioniert“

Seine Rentenberatung – Erfolgsquote: 80 Prozent! – ist für Dieter Bertram eine Herzensangelegenheit. „Es macht großen Spaß, wenn ich sehe, dass es etwas funktioniert. Ich helfe gern.“ Zumal er über die nötige Erfahrung verfügt. 40 Jahre lang hat er in der Verwaltungsstelle Langendreer beraten, im „Verunsicherungsamt“, wie er sagt.

Nun gibt Bertram, inzwischen 71, als Rentendoktor Tipps. „Viele, die über zu wenig Rente klagen, haben es selbst versaubeutelt“, sagt er. Deshalb appelliert der Langendreerer an die Jungen, heute schon an später zu denken. Der Satz „Ach, hätte ich doch auf Sie gehört“ sei sein ständiger Begleiter. Deshalb sind in Bertrams Rentenberatung im Seniorenbüro auch junge Leute willkommen. „Damit wir möglichst früh die Weichen stellen können.“

>>> INFO: Name entstand aus einer Schnapsidee

Der Name Rentendoktor entstand aus einer Schnapsidee, sagt Dieter Bertram. „Das Kind muss ja einen Namen haben.“ Rentenberater darf er sich nicht nennen. „Dann müsste ich in den Berufsverband eintreten und meine Dienste in Rechnung stellen. Und das will ich nicht.“

  • Seine Sozialberatung findet alle 14 Tage dienstags von 11 bis 13 Uhr im Seniorenbüro Ost, Alte Bahnhofstraße 6, statt. Kontakt: Tel. 0234/ 54 47 65 00 und
    diddi.bertram@gmx.de