Seit Jahren besiedeln Schildkröten Bochumer Gewässer. Obwohl sie nicht heimisch sind, kommen einige gut zurecht – schaden aber anderen Arten.

  • Schon seit einigen Jahren sichten Bochumer in den Seen und Teichen der Stadt immer wieder Schildkröten
  • Es handelt sich um ausgesetzte Tiere, die sich in freier Wildbahn oft erstaunlich gut zurechtfinden
  • Allerdings können sie anderen Arten schaden. Noch sieht die Stadt aber keinen Handlungsbedarf

Schildkröten im Stadtpark? Oder am Ümminger See? Schon seit Jahren berichten Spaziergänger und Anwohner regelmäßig davon, dass sie einzelne oder gleich mehrere Tiere an verschiedenen Orten in Bochum gesehen hätten.

Besitzer setzen Tiere einfach aus

Die 20 und 40 Zentimeter großen nordamerikanischen Gelb- und Rotwangenschmuckschildkröten, um die es sich dabei laut städtischem Umwelt- und Grünflächenamt überwiegend handelt, stammen ursprünglich nicht aus Europa. Dass sie mittlerweile dennoch hiesige Teiche und Seen bevölkern, liegt daran, dass immer wieder Schildkröten von ihren Besitzern ausgesetzt werden. Bis zu 50 Jahre alt können die Tiere werden; ihre Haltung ist anspruchsvoll. Das scheint manche Halter zu überfordern. „Allein in den Teichen im Botanischen Garten werden jährlich bis zu 80 Schildkröten ausgesetzt“, so das Grünflächenamt. Schmuckschildkröten seien im Ruhrgebiet mittlerweile flächendeckend verbreitet. In ganz NRW gehen Schätzungen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz von mehreren Tausend erwachsenen Tieren aus.

Fürs Aussetzen drohen bis zu 25 000 Euro Geldbuße

Viele Schildkröten scheinen in freier Wildbahn zwar gut zurecht zu kommen, doch sie können anderen Arten schaden. Denn als Allesfresser verspeisen sie nicht nur Kaulquappen und Amphibienlarven, sondern auch Frösche, Kröten, Molche und Jungfische. Ihr Import aus dem Ausland ist deshalb verboten. Das Aussetzen ist ebenfalls per Gesetz untersagt: Ein entsprechendes Verbot regelt das Bundesnaturschutzgesetz. Wer dagegen verstößt, muss laut Rechtsamt bis zu 10 000 Euro Geldbuße zahlen. Auch das Tierschutzgesetz ahndet das Aussetzen: Hier kann sich die Geldbuße auf bis zu 25 000 Euro belaufen. Die Halter werden meist aber nicht ausfindig gemacht, da die Tiere in der Regel nicht gechipt sind.

Noch wächst die Schildkrötenpopulation nur durch weitere ausgesetzte Tiere: Es liege „bislang kein gesicherter Hinweis auf Reproduktion in freier Wildbahn in Mitteleuropa vor“, heißt es vonseiten des Grünflächenamtes.

Keine gezielten Einfangaktionen

Nur selten werden ausgesetzte Schildkröten ins Tierheim gebracht, so die Leiterin Carmen Decherdt. Diese seien dann aber oft in sehr schlechtem Zustand. „Viele Menschen haben keine Ahnung von artgerechter Haltung und Fütterung“, so Carmen Decherdt. Die Betreuung der Reptilien ist für das Tierheim ebenfalls eine Herausforderung: „Wenn wir Fundtiere bekommen, müssen wir improvisieren, da wir keine passenden Unterkünfte haben und keine Pfleger, die sich mit Reptilien auskennen.“ Denn eigentlich sind Reptilien nicht Sache des Tierheims. Das geht aus der vertraglichen Vereinbarung mit der Stadt hervor.

Für gezielte Einfangaktionen sieht die Stadt derzeit keinen Handlungsbedarf; der sei allerdings gegeben, sobald die „Schildkröten in Gewässer mit hoher Amphibiendichte einwandern“.

>>> Keine systematische Erfassung

Da keine Kartierung und systematische Erfassung von Schildkröten im Stadtgebiet vorliegt, kann die Stadt keine genauen Angaben dazu machen, wo die Tiere leben.

Sichere Nachweise für Schildkröten-Vorkommen gibt es laut Grünflächenamt aber für folgende Orte: Stadtpark, Ümminger See, Teiche des Botanischen Gartens und Blumenkamp.