Bochum. Mit einer Jubiläumsstaffel feiert das Bochumer Varieté et cetera sein 25-jähriges Bestehen. Erstmals stehen auch die Chefs wieder auf der Bühne.

  • Vor 25 Jahren begann die Geschichte des Varietés et cetera: mit einem Auftritt in Travemünde
  • Mit einer Jubiläumsstaffel ab 8. September würdigt das Theater in Riemke den Geburtstag
  • Dabei stehen die Chefs Silvia und Ronny Cabello erstmals seit Jahren wieder selbst auf der Bühne

Die Herren waren erzürnt. Nackte Haut hatten sich die Männertruppe bei ihrem Besuch erhofft. Varieté: Das klang doch nach Damen, die mit ihren Reizen nicht geizen. Silvia Cabello lacht: „Wir mussten den Gästen damals erklären, dass sich unsere Künstler nicht ausziehen.“ Und auch manche Eltern enttäuschen, die mit ihren Kindern nach längerem Suchen fragten: „Sagen Sie mal, wo ist denn die Tierschau?“

Irgendwo zwischen Stripclub und Zirkus wurde der Begriff Varieté verortet, als sich zwei Artisten und ein Kaufmann 1992 daran machten, ihre eigene fahrende Bühne zu gründen. Sie nannten sie „Varieté et cetera“, um sich auch anderen Kunstformen, etwa Lesungen oder Konzerten, zu öffnen. Denn sie glaubten, dass Artistik zum Überleben nicht reichen würde. Falsch gedacht. In diesen Tagen feiert das Varieté sein 25-jähriges Bestehen.

Trio machte sein eigenes Ding

Was heute ein Bochumer Aushängeschild ist, nahm Ende der 80er Jahre im Zirkus Roncalli seinen Anfang. Silvia (heute 50) und Ronny Cabello (53) standen als Flamenco-Tänzerin und Feuerkünstler in der Manege. Jörg Richter (63) leitete die Kasse. „Wir schlossen mit drei weiteren Artisten Freundschaft und beschlossen: Irgendwann machen wir mal unser eigenes Ding“, erinnert sich Silvia Cabello.

Irgendwann ist 1991. Aus Beständen des insolventen DDR-Kabaretts „Lachsack“ steht ein Veranstaltungszelt samt Wagen zum Verkauf. Das ist die Chance. Das Schätzchen wird für schmales Geld gekauft und restauriert. „Lachsack“ wird mit „et cetera“ überpinselt. Die Tour, das große Wagnis, kann beginnen.

Gastspiele in Bochum

Erster Spielort ist am 1. September der Nordseestrand von Travemünde. Ein gewisser Eckart von Hirschhausen zählt zu den Moderatoren. Die Truppe bereist ganz Deutschland und gastiert mehrfach auch in Bochum: am Bismarckturm ebenso wie auf dem Fiege-Brauhof. „Bochum war immer ein guter Standort für uns. Das Publikum war hier besonders treu und zahlreich“, berichtet Silvia Cabello.

Des ewigen Reisens müde, greift das Trio dankbar zu, als die Bogestra eine dauerhafte 700-Quadratmeter-Spielfläche auf ihrem Betriebshof an der Herner Straße offeriert. Der „Lacksack“ hat endgültig ausgelacht. Ein neues Zelt wird angefertigt. Im Dezember 1999 ist Premiere in Riemke. „Draculas Vampirieté“ lautet der etwas sperrige Titel.

Der Rest ist Geschichte.

Chefin steht wieder auf der Bühne

Mit anfangs jährlich vier, inzwischen drei Shows, 40 000 Besuchern und 35 Mitarbeitern gilt das Varieté et cetera als Top-Adresse für Liebhaber der gepflegten Artistik und Comedy. Seit dem Bau der eigenen Küche 2007 (mit inzwischen vier Köchen) gibt’s auch Erlesenes auf die Gabel. 2011 ersetzte eine Halle das energiefressende Zelt.

Die Tief- und Höhepunkte nach 5000 Vorstellungen und 68 Programmen? „Eine Sturm-Absage 2007“, sagt Silvia Cabello. Und ein et-cetera-Baby. Tänzerin Chantal brachte den Jungen während ihres Gastspiels 2012 im „Eli“ zur Welt.

Zur Jubiläum setzen die Chefs höchstpersönlich ein Glanzlicht. Silvia Cabello tanzt Flamenco. Mit Ronny reaktiviert sie eine uralte Schwanensee-Verulke: „mit Hebefigur!“ Bei aller Bodenständigkeit.