Bochum. In den Ferien pauken? Für diese 48 Teilnehmenden der Sommerschule kein Problem. Drei Wochen lang lernten sie an der Ruhr-Uni Deutsch.
- Die Sommerschule „Deutsch als Zweitsprache“ richtet sich an junge Zugewanderte
- Die Inhalte sollen den Teilnehmern handlungsorientiert und lebensnah vermittelt werden
- Die Sommerschule dient den Migranten als Vorbereitung auf Schule und Beruf
Der Dekan des Optionalbereichs der Ruhr-Universität, Klemens Störtkuhl, tat sich bei seiner Rede noch etwas schwer. Auf Englisch, Französisch und (wackeligem) Arabisch dankte er allen Mitwirkenden der diesjährigen Sommerschule „Deutsch als Zweitsprache“. Bei den 48 neu zugewanderten jungen Menschen, die in diesem Monat das Angebot nutzten, sah das Ganze schon souveräner aus: In deutscher Sprache präsentieren die Zehn- bis 19-Jährigen ihre Ergebnisse.
Von der Handlung zur Sprache
Einige stellen ihre Lieblingsfußballer vor, andere erzählten von einem der zahlreichen Ausflüge: zum Wochenmarkt in der Innenstadt, zur DASA-Ausstellung in Dortmund, zu verschiedenen Museen und ins Sea Life Oberhausen. „Wir haben auf den Ausflügen viel gelernt. Aber nicht wie in der Schule“, sagt beispielsweise Justyna (16) aus Polen. Und das ist kein Zufall.
Es gehört zum Konzept der Sommerschule. „Schulrelevante Sprache soll handlungsorientiert vermittelt werden“, erklärt Verena Cornely, die das Projekt mit Annika Möller koordiniert. Geleitet wird es von Prof. Lena Heine vom Arbeitsbereich Sprachbildung und Mehrsprachigkeit des Germanistischen Instituts der RUB. Die Koordinatoren versuchen, die jungen Migranten möglichst schnell in den Schulalltag zu integrieren. Das soll aber nicht nach klassischem, schulischem Lehrplan geschehen. „Wir sagen nicht: Heute lernen wir das Perfekt oder die bestimmten Artikel“, sagt Annika Möller. Man erhofft sich, die Jugendlichen in ihrer Lebenswelt abzuholen und Grammatik und Vokabular in Alltagssituationen selbst zu erschließen.
Studenten der Ruhr-Universität betreuen das Projekt
Dem 15-jährigen Alaa aus Syrien gefällt der Kurs: „Ich habe nicht nur meine Grammatik verbessert, sondern auch viele neue Freunde kennengelernt.“ Die verschiedenen Gruppen wurden vordergründig aufgrund des Leistungsstands und der gesprochenen Muttersprache zusammengesetzt. Zusätzlich wurde auf eine Ausgewogenheit zwischen den Geschlechtern geachtet.
Die Gruppen wurden von Studierenden betreut, die an dem Projekt im Rahmen eines Berufsfeldpraktikums im Optionalbereich teilnehmen. „Für viele Studierende war es das erste Praktikum in diesem Bereich“, weiß Verena Cornely. Das spricht aber laut Muawya (19) nicht gegen die Qualität der Sommerschule: „Wir konnten in der Sommerschule ohne Angst sprechen, keiner hat gelacht. Die ,Lehrer’ haben immer geholfen.“ Er merkt außerdem an, dass einige Bürger noch Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen hätten. Das erschwere den Kontakt zu Menschen im Alltag.
Klemens Störtkuhl hat offenbar keine Probleme mit der Kontaktaufnahme. Und so gelingt auch der Dank im zweiten Anlauf: „Merci, thank you und shukran.“