Bochum/Herne. Die Polizei untersucht nun die beiden beschädigten Autos auf Spuren. Politiker sehen in solchen Attacken Angriffe auf unsere Demokratie.
- Bislang hat die Polizei keine heiße Spur nach dem Brandschlag auf Müntefering-Autos
- Marc Gräf fühlt sich an Gift-Attacke auf sein Privatgrundstück vor eineinhalb Jahren erinnert
- Sevim Dagdelen zählt gleich eine ganze Reihe von Angriffen auf Büros der Linken auf
Nach dem Brandanschlag auf den Wahlkampfbus und das Privatauto der SPD-Bundestagsabgeordneten Michelle Müntefering hat die Polizei keine Hinweise auf die Täter. Unbekannte hatten in der Dienstagnacht Feuer in den beiden Autos gelegt und waren dann geflüchtet.
„Wir haben keine Fingerabdrücke gefunden“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. Aktuell werden die Autos genauer untersucht. Der Schaden sei zumindest am Bus höher als angenommen: Totalschaden. Der VW Beetle sei besser weggekommen. „Nur der Sitz ist beschädigt.“ Die Polizei geht davon aus, dass keine Molotow-Cocktails für den Brand verantwortlich waren. Was den Brand ausgelöst haben soll, will die Polizei nicht verraten. „Das ist Täterwissen“, so Volker Schütte.
Erinnerung an Giftanschlag auf Garten
Als Marc Gräf (SPD) vom Brandanschlag auf Michelle Münteferings Autos erfuhr, standen ihm wieder die Bilder seines mit Gift verwüsteten Gartens vor Augen. Vor rund eineinhalb Jahren hatten Unbekannte sein Grundstück verschandelt. Vermutlich, weil sich Bezirksbürgermeister Gräf auf dem Höhepunkt des Flüchtlingszuzugs deutlich positiv zur Verantwortung bekannt hatte. Die Täter wurden nie ermittelt.
„Was da jetzt in Herne passiert ist, finde ich gruselig. Da kommen auch bei mir wieder Erinnerungen hoch.“ Gräf kann dabei ermessen, dass der auch von Michelle Müntefering geäußerte Satz „Ich mache weiter“, mit Sicherheit nicht ganz so leicht falle.
Axel Schäfer: „Natürlich geht der Wahlkampf weiter“
Axel Schäfer (SPD) arbeitet seit über 20 Jahren als Politiker, zunächst im Europaparlament, seit 2002 in Berlin als Bundestagsabgeordneter. „Natürlich geht der Wahlkampf weiter. Wir reagieren aber und werden mein Wahlkampf-Mobil nachts stets in einem sicheren Parkhaus unterstellen.“ Auf die Frage, ob er jetzt auch Angst vor Attacken auf sein privates Umfeld habe, sagte er deutlich: „Nein, ich brauche Vertrauen. Selbstvertrauen, wenn ich morgens aus dem Haus gehe.“
Sevim Dagdelen, Bundestagsabgeordnete und Direktkandidatin der Linken, ist schon häufig direkt oder indirekt Opfer von Drohungen und Gewalt geworden. „Angst habe ich keine“, sagt die 41-Jährige.
Anschläge auf die Demokratie
Der Einbruch in die Wahlkampfhütte der Linken am vergangenen Wochenende reiht sich ein in zahlreiche Anschläge auf das Wahlkreisbüro Dagdelens: 2011 schlugen Unbekannte Fenster ein, 2012 wurden antisemitische Drohungen an die Wände geschmiert. Später folgten Hakenkreuze und Farbbeutel, Unbekannte klebten die Schaufenster des Wahlkreisbüros zu. Täter wurden nie gefasst. „Das sind Anschläge auf die Demokratie“, sagt Dagdelen, „aber ich lasse mich davon nicht einschüchtern.“
Bislang letzter Fall offenbar politisch motivierter Gewalt vor dem Brandanschlag: Ein AfD-Aktivist wurde nach einem Discobesuch in Bochum übel zugerichtet.