Bochum. . In den Läden „Kong Island“ und „Native Souls“ kann man faire Mode in Bochum kaufen. Die Händler widersetzen sich der Logik der Modeindustrie.

  • Zwei Bochumer Ladenbesitzer verkaufen Kleidung aus nachhaltiger Produktion und fairem Handel
  • Sie stellen eine Alternative zum konventionellen Textilgeschäft dar
  • Der Markt für umweltverträgliche und ethisch-korrekte hergestellte Kleidung ist ein Nischenmarkt

Bewusste Ernährung gehört mittlerweile zum Mainstream. Bewusst Kleidung kaufen – das machen hingegen die wenigsten. Dabei wissen viele Menschen mittlerweile um die unmöglichen Bedingungen der globalen Textilindustrie, die von der Ausbeutung von Arbeitskräften hin zu umweltschädlichen Produktionsbedingungen reicht. Zwei Bochumer Ladenbesitzer laden zum Umdenken ein.

„Wir wollen da etwas grundlegend anders machen“, erklärt Andreas Schröter, Inhaber von „Kong Island“, eines von mittlerweile zwei Bekleidungsschäften, die fair gehandelte und ökologisch korrekt produzierte Mode verkaufen und sich in der Innenstadt etabliert haben.

Andreas Schröter (37) ist Inhaber des Geschäfts „Kong Island“.
Andreas Schröter (37) ist Inhaber des Geschäfts „Kong Island“. © Dietmar Wäsche

Schröters 70-Quadratmeter-Laden gibt es seit zwei Jahren am Hellweg 2 in der Innenstadt, daneben führt Daniel Schmitz schon seit 8 Jahren das 50 Quadratmeter größere „Native Souls“ in der Kortum-straße 117.

Beide sagen, sie verkaufen nicht einfach Mode, sie verkaufen Nachhaltigkeit. Dazu setzen sie vor allem auf strenge Zertifizierungen, die sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Produktionsbedingungen garantieren. Darüberhinaus verzichten sie auf hohe Händlermargen und kennen ihre Produkte von den verwendeten Materialien, über die Produzenten bis hin zu den Menschen hinter den fairen Modelabels in- und auswendig.

Gegen die Logik der Modeindustrie

„Wir machen Slow-Fashion, und wenden uns ganz klar gegen billige Massenware, wie sie zum Beispiel Primark herstellt“, macht Daniel Schmitz klar. Auf dem Modemarkt dominiert die Logik der Fast-Fashion. Bis zu zwölf Kollektionen werden im Jahr durch die konventionellen Modehäuser geräumt. Saisonware, Zwischensaisonware – alles muss rein, alles muss raus. Vieles davon landet im Müll oder liegt zu Hause ungetragen im Schrank.

Zwölf Kilogramm Kleidung kaufen Deutsche laut Umweltbundesamt durchschnittlich im Jahr und pro Kopf. Das sind aufgerundet 996 000 Tonnen Textilien, die hierzulande über die Ladentheke gehen. Ein gigantischer Markt.

Kürzere Transportwege als bei Billigware

„Mit den Labels habe ich Übereinkünfte, dass wir Mode nach einem bestimmten Schlüssel für den Zeitraum von einem Jahr abnehme“, erklärt Andreas Schröter. „So werden Überproduktionen vermieden und der Produktionsrhythmus wird insgesamt verlangsamt.“ Die meisten Kleidungsstücke, die in den fairen Läden hängen, kommen aus Europa und werden dort auch gefertigt. Zum Beispiel in Portugal oder der Türkei. Das sind kürzere Transportwege als bei Billigware, die erst um die halbe Welt reisen muss, um bei uns in den Geschäften zu landen.

Mit schäbbigem Öko-Chic hat Fair-Trade-Kleidung übrigens nichts zu tun. Was Schmitz und Schröter anbieten, ist trendsicher. Von Unterwäsche, über Babykleidung bis zur Winterjacke kann man mittlerweile fast alles aus fairer Hand kaufen.

„Der Durchschnittkunde ist bei uns über 30 Jahre alt und meist

Daniel Schmitz (40) gehört das „Native Souls“ in der Kortumstraße.
Daniel Schmitz (40) gehört das „Native Souls“ in der Kortumstraße. © Dietmar Wäsche

weiblich“, weiß Daniel Schmitz. „Bei uns kauft aber auch die 88-jährige Omi für ihre Enkelin ein“, sagt Andreas Schröter, dessen Klientel zu 30 Prozent aus neugieriger Laufkundschaft besteht. Günstig sind die Kleidungsstücke nicht. Ein T-Shirt kostet zwischen 30 und 40 Euro, eine Jeans schlägt mit etwa 100 Euro zu Buche. „Das zahlt man für eine konventionelle Mode-Marke aber auch. Nur da ist absolut nichts fair und ökologisch dran“, weiß Andreas Schröter.

Wertigkeit der Produkte vermitteln

Viele faire Modelabels entwickeln robuste Naturfasern oder „upcyclen“ Materialien. So wird aus einem alten Fischernetz schon mal ein ansehnliches Kleidungsstück. Um die Wertigkeit ihrer Textilien vermitteln und verkaufen zu können, gehört aber eben auch Aufklärung dazu. Andreas Schröter geht deshalb auch an Schulen. Ohne diese Arbeit, würde Slow-Fashion bleiben, was es ist: ein Nischenmarkt.

>>> GOTS-Kleidung ist noch ein Nischenmarkt

Beide Geschäfte bieten GOTS-zertifizierte Kleidung an. Das steht für den weltweit angewandten „Global Organic Textile Standard“. Bei diesem Zertifikat werden ökologische und soziale Kriterien entlang der gesamten Produktionskette geprüft.

Der Marktanteil von Textilien mit dem GOTS-Label liegt in Deutschland bei 0,05 Prozent.