Bochum. . Die Technische Hochschule Georg Agricola forscht in Brasilien zu Seltenen Erden. Sie möchte dort die nachhaltige Gewinnung der Metalle fördern.

  • Technische Hochschule ist Teil eines vom Bundesministerium für Forschung und Bildung geförderten Projekts
  • Dieses soll die Gewinnung und Weiterverarbeitung Seltener Erden in Brasilien voranbringen
  • Prof. Alfred Niski ist für die Vermarktung der Endprodukte, beispielsweise in Deutschland, zuständig

Ihr Name lässt vermuten, dass ihr Vorkommen nicht gerade hoch ist: Seltene Erden. Dem aber ist nicht so. „Sie kommen häufig und in vielen Teilen der Welt vor“, sagt Prof. Alfred Niski von der Technischen Hochschule Georg Agricola. Sogar tausendfach häufiger als Gold. Niski ist mit seinem Team Teil eines vom Bundesministerium für Forschung und Bildung geförderten Projekts. Dieses soll die Gewinnung und Weiterverarbeitung Seltener Erden in Brasilien voranbringen.

Niski ist dabei für die Vermarktung der Endprodukte, beispielsweise in Deutschland, zuständig. „Bisher diktiert China den Markt für Seltene Erden,“ sagt er. Die Volksrepublik fördere derzeit 95 Prozent des weltweiten Vorkommens, verfüge aber nur über 38 Prozent der Ressourcen.

Abbau oft unrentabel

Viele Staaten halten sich mit der Förderung zurück, da Abbau und Weiterverarbeitung der wertvollen Seltenen Erden mühsam und oft nicht rentabel sind. Für eine kleine Menge müssen Unmengen von Steinen und Erden abgetragen werden. In einem weiteren Schritt werden Chemikalien eingesetzt, um die Anteile der Seltenen Erden zu trennen. Insgesamt umfasst die Gewinnung rund 300 Arbeitsschritte.

Prof. Alfred Niski von der TH Georg Agricola ist Projektleiter.  
Prof. Alfred Niski von der TH Georg Agricola ist Projektleiter.   © Volker Wiciok

Am Ende erhält man keine Erde, sondern Metalle. Je nach Bedarf kann man 17 verschiedene Elemente gewinnen. Sie haben Namen wie Lanthan, Yttrium oder Neodym und werden in Windkraftanlagen, E-Auto-Motoren, Hochleistungsmagneten und Mobiltelefonen eingesetzt. Sie sind aus diesen Produkten heute nicht mehr wegzudenken.

Trotzdem hat China noch immer eine Monopolstellung inne. Das soll sich jetzt möglicherweise ändern: „Wir wollen versuchen, eine grüne Alternative zu chinesischen Produkten anzubieten,“ sagt Alfred Niski. Die Förderung in Fernost sei weder nachhaltig und umweltfreundlich, noch würden auf den Baustellen die Menschenrechte eingehalten werden.

Höhere Preise – höhere Standards?

In Brasilien soll das der Fall sein. „Das treibt natürlich den Preis in die Höhe“, erklärt Niski. Trotzdem gebe es Unternehmen, die an fair gehandelter Ware interessiert seien. In Brasilien habe das Gesamtpaket von Gewinnungs- und Weiterverarbeitungskosten, technischen Voraussetzungen und Vorkommen der Metalle gestimmt. Vielleicht ist also schon bald nicht einmal mehr die Förderung der besonderen Erden „selten“.

>>> INFO: Acht Institutionen sind am Projekt beteiligt

Für das Projektteam von Prof. Niski wird noch Unterstützung gesucht: Masterabsolventen der technischen Betriebswirtschaft oder des Wirtschaftsingenieurwesens können sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter bewerben. Es besteht die Möglichkeit zur Promotion. Kontakt: Prof. Alfred Niski, alfred.niski@thga.de.

An „Regina“ (Rare Earth Global Industry and New Application, zu Deutsch: Globale Industrie und neue Anwendung von Seltenen Erden) sind die folgenden Institutionen und Unternehmen beteiligt: Fraunhofer Institut, TU Darmstadt, Helmholtz-Institut Freiberg, TU Clausthal, TH Georg Agricola, Referenzzentrum für innovative Technologien (Brasilien), Universität von Santa Catarina (Brasilien), Rohstoffunternehmen (Brasilien).

Regina wird vom BMBF im Förderschwerpunkt „Client II – Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen“ in den nächsten drei Jahren mit rund 280 000 Euro gefördert.