Bochum. . Das Ehepaar Mirhoff und Fischer liefert Bücher an Bochumer Schulen. Akteure aus der Wirtschaft fordern europaweite Ausschreibung von Aufträgen.
- Buchhandlung Mirhoff & Fischer lagert bis zu 6500 Schulbücher in den Sommerferien
- Schulen in Bochum bestellen bei lokalen Händlern, die von den Aufträgen profitieren
- In anderen Städten wird zum Teil gebündelt bestellt. Dann muss europaweit ausgeschrieben werden
Sie liegen überall. Aufgetürmt neben der Tür, gestapelt unter den Tischen, direkt vor den Regalen: Schulbücher. Bis zu 6500 lagern während der Sommerferien in der Buchhandlung Mirhoff & Fischer. „Die Paletten stehen hier nach Absprache vor der Tür“, erklärt Carola Mirhoff, die den Laden zusammen mit ihrem Mann Johannes Fischer führt. „Wir liefern sie dann bei Bedarf weiter an die Auftraggeber“, fügt er hinzu.
Die Beiden bekommen ihre Aufträge direkt von den Schulen. Die Stadt vergibt dafür ein bestimmtes Budget an alle Schulen. Dieses orientiert sich an Schulform, Schülerzahlen und Größe der Bildungshäuser. Die Schulen schreiben ihre Aufträge daraufhin aus und bekommen, wegen der Buchpreisbindung, in der Regel mehrmals das gleiche Angebot. Deswegen wird die Vergabe oft einfach ausgelost. Überschreitet die Bestellung ein bestimmtes Budget nicht, darf die Schule eine Buchhandlung auswählen und entscheidet oft nach örtlicher Nähe.
Unterstützung des lokalen Buchhandels
Wolfgang Zimmermann vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels lobt dieses Modell: „Der lokale Buchhandel wird dadurch unterstützt.“ In anderen Kommunen sehe es da anders aus: Oft werden die Schulbuchaufträge von der Stadt gebündelt und müssen dann – wegen des insgesamt hohen Preises – europaweit ausgeschrieben werden.
Durch das Losverfahren hat somit jeder Bewerber die selbe Chance auf den Auftrag – egal wo er seinen Sitz hat. „In anderen europäischen Ländern, sind dadurch schon viele Buchhandlungen eingegangen“, sagt Zimmermann.
Gebündelte Bestellung ist keine Pflicht
Laut Stadt gebe es auch in Bochum immer wieder Stimmen, die fordern, die Schulbuchvergabe zu reformieren. „Das sind oft Freunde des freien Handels, die sich durch die jetzige Vergabe eingeschränkt fühlen“, vermutet Zimmermann. Rechtlich fühlt die Stadt sich aber auf der sicheren Seite. Eine gebündelte Bestellung sei keine Pflicht.
So lange die Vergabe wie bisher abläuft, werden Mirhoff & Fischer weiter Schulen beliefern: „Der Kontakt zu den Schulen ist wichtig, auch wenn das Geschäft nicht wirklich lukrativ ist.“ Die beiden trainieren also nicht wie die Schüler später ihre grauen Zellen, sondern ihre Muskeln – eine Bücherpalette kann bis zu 700 Kilogramm wiegen.
>>> Zahlen zum Schulbuchgeschäft der Stadt
Die Stadt Bochum hat in diesem Jahr insgesamt 2,8 Millionen Euro an alle Bochumer Schulen ausgeschüttet. Dabei erhalten die Schulen ein Budget zwischen ca. 1000 und 100 000 Euro, über das sie frei verfügen können. Ein vergleichsweise kleiner Teil davon wird in neue Bücher investiert.
Wenn die Stadt die Bücher gebündelt selbst bestellt, gibt es einen Rabatt von 15 Prozent. Beim Modell in Bochum nur zwölf Prozent. Aber: Der Rabatt gilt auch für mögliche Nachbestellungen, die 15 Prozent gelten nur für die einmalige Bestellung zu Beginn des Schuljahres.