Linden. . Awo-Einrichtung Am Schamberge hält sich elf Vögel in einem Gehege. Kinder pflegen die Tiere mit Hingabe. Aktion gegen den Eierskandal.
Die Jungs und Mädels der Awo-Kita Am Schamberge kümmern sich seit neuestem um Henriette, Chantale und Berta: Vor gut fünf Wochen legte sich die Einrichtung eine kleine Hühnerfarm mit elf Bewohnern zu.
Inzwischen haben die sich schon ganz gut eingelebt, das Feder-Team legt täglich fünf bis sechs Eier. Die Kita-Kids sind schwer begeistert von den Hühnern, die das „Frühstück“ jetzt direkt vor Ort legen.
Auf rund 70 Quadratmetern hat der Kindergarten im Außenbereich einen Hühnerstall angelegt. Die Idee wuchs Ostern heran. „Es gab bunte Eier, doch nicht jedem Kind war klar, wo die herkommen. Dass weder der Supermarkt noch der Osterhase dafür zuständig sind, können die Kinder jetzt mit eigenen Augen sehen“, erklärt Erzieherin Annika Dietmar.
Förderverein finanzierte das Projekt
Die Eltern waren von Anfang an begeistert dabei: Der Förderverein finanzierte das Projekt. Dann wurden auch noch die Nachbarn gefragt, die nichts dagegen hatten – zumal kein Hahn auf der kleinen Farm lebt, der in aller Frühe seine Umgebung aus den Federn holen könnte.
77 Kinder – darunter zwölf zwischen vier Monaten und zwei Jahren – gehen seither sehr respektvoll mit den Vögeln um. „Die Kinder legen den Hühnern gegenüber eine ungeheure Wertschätzung an den Tag. Sie finden schon jetzt, nach wenigen Wochen: Ein Huhn kann genauso gut ein Freund sein wie ein Hund oder eine Katze“, schildert Erzieherin Lena Bender, die das Projekt in der Kita mit forciert hat.
Was die Kinder außerdem lernen: Nicht jedes Huhn sieht gleich aus, und ein Ei gleicht oft nur bedingt dem anderen. „Wir haben extra darauf geachtet, dass wir auch grüne Eier dabei haben“, sagt Bender.
Gespräch mit dem Veterinäramt
Vor dem eigentlichen Projektstart gab es viel zu organisieren. Die Mitarbeiterinnen führten Gespräche mit dem Veterinäramt, dem Jugendamt, dem Gesundheitsamt. Bei den Impfungen hat eine Lindener Tierarztpraxis Hilfe zugesagt. Außerdem war extra das Hühnermobil vom Hof Spinne aus Selm für eine Woche nach Linden gekommen, um die Kinder auf die Tiere einzustimmen.
Seither sind die Mädchen und Jungen selbst für die Stall- und Tierpflege mitverantwortlich. „Sie haben nicht nur die Namen ausgesucht, die Kinder tragen ein großes Stück Verantwortung. Das ist in der Entwicklung ganz entscheidend“, meint Dietmar.
Verantwortung ist klar geregelt
Der Hühner-Dienst ist klar geregelt, jetzt in den Ferien und an den Wochenenden haben sich Kinder und Eltern bereit erklärt, abwechselnd nach den Hühnern zu sehen. „Und die Eier können sie dann mit nach Hause nehmen“, berichtet Lena Bender.
Zum aktuellen Eier-Skandal um Fipronil hat die Kita zudem die passende Antwort: Auf Facebook wurde die Aktion „Verseuchte Eier – nicht mit uns“ losgetreten, dort sind User ermuntert, ihre leckersten Eierrezepte einzureichen. Die Kinder kochen sie mit ihren garantiert unbelasteten Eiern nach. Der Gewinner darf sich einen Korb Eier abholen.
Natur besser kennenlernen
„Der Eierskandal verdeutlicht uns, wie wichtig ein verantwortungsvoller Umgang mit natürlichen Produkten ist. Je früher die Kinder da herangeführt werden, desto besser. Und noch besser als eine theoretische Aufklärung ist der praktische Umgang damit. Daher freuen wir uns darüber, dass der Hühnerstall genau diese Möglichkeit bietet: Kinder lernen einen besonderen Bezug zur Natur kennen, der sich frühzeitig verfestigt“, betont Maria Hagemeister, Leiterin des Kindergartenwerks bei der Awo Ruhr-Mitte.