Bochum. Bochums größtes Freiluft-Restaurant steht unter Volldampf. Die WAZ hat sich auf dem Boulevard umgeschaut. Hier ist unser Bochum-Kulinarisch-Check

Sie haben wieder einiges auf der Pfanne, die 16 Gastronomiebetriebe, die auf dem Boulevard die Öfen anheizen. „Bochum Kulinarisch“ steht unter Volldampf. Herrliches Sommerwetter bescherte am Mittwoch einen Traumstart. Gestern fiel die Resonanz verhaltener aus.

Aber das Wetter spielt beim größten Schlemm-Fest der Stadt eh nur eine Nebenrolle. Wenn nicht gerade Dauerregen einsetzt, werden auch in diesem Jahr rund 50 000 Besucher bis Sonntag über die Gastro-Meile schlendern. Was erwartet die Gäste? Welches sind die Stärken, welches die Schwächen? Hier ist unser WAZ-Check.

Die Auswahl: Was die Köche auf dem Boulevard servieren

Feurig: Stephan Leitmann ist im Haus Kemnade einer der „Pasta Boys“.
Feurig: Stephan Leitmann ist im Haus Kemnade einer der „Pasta Boys“. © Ingo Otto

Viele Köche verderben den Brei? Nicht so bei Bochum Kulinarisch. Jedes Restaurant hält seine eigenen, meist seit Jahren bewährten Spezialitäten bereit: die Borgböhmer-Brüder (unser WAZ-Tipp) ihren Stielmus mit Kalbsbratwurst, der Strätlingshof seinen Hof-Döner vom Iberico-Schwein oder das Gasthaus Weiß die Bochumer Kult-Ente (als Nachfolger von Helmut Wicherek).

Gemeinsam präsentieren die 16 Gastronomen damit eine Vielfalt an Speisen, die die Wahl mitunter zur Qual macht. Ob Fisch, Fleisch, Geflügel oder auch vegetarische Kost: Der Tisch auf dem Boulevard ist derart reich gedeckt, dass jeder das Passende finden dürfte. Und dabei sind die sündhaft süßen Desserts noch gar nicht eingepreist. Wer nicht erst vor Ort Ausschau halten will: Im Internet sind alle 16 Speisekarten aufgeführt (www.bochum-kulinarisch.de).

Die Preise: Was die Leckereien kosten

Edler Thunfisch vom Livingroom zählt zu den teuersten Gerichten.
Edler Thunfisch vom Livingroom zählt zu den teuersten Gerichten. © Ingo Otto

Alle Jahre wieder wird über die Preise bei Bochum kulinarisch diskutiert. Fakt ist: Es ist kein Fest für schmale Geldbeutel. Das soll, das will es aber auch nicht sein, betonen die Veranstalter. Zielgruppe seien vielmehr Menschen, die sich gutes Essen etwas kosten lassen. Heißt: in der Regel 6 bis 10 Euro für ein Hauptgericht, mitunter auch deutlich mehr.

Etwa im Livingroom-Zelt, in dem hochwertiger Thunfisch für 15 Euro dargeboten wird. Gleichwohl versichern die Wirte: „In unseren Lokalen würden die Gäste deutlich mehr bezahlen.“ Denn längst seien es keine halben Probier-Portionen mehr, die über die Theke gehen, sondern nahezu komplette Gerichte.

Die Abstimmung mit Füßen ist derweil eindeutig: Die Schlangen: beträchtlich. Die Besucher: zufrieden. Ausreißer gibt es dennoch. 8,50 Euro für einen Currywurst-Gambas-Spieß sind, nun ja, gewöhnungsbedürftig.

Der Service: Was für den Wohlfühlfaktor getan wird

Zum Wohl: Goran Basic ist mit dem Lokal „Meistertrunk“ neu dabei.
Zum Wohl: Goran Basic ist mit dem Lokal „Meistertrunk“ neu dabei. © Ingo Otto

Der Wohlfühlfaktor ist den Wirten wichtig. Beim Schmausen und Sehen und gesehen werden (auch das macht Bochum Kulinarisch aus) können die Besucher auf 2000 Sitzplätzen verweilen. Die Nutzung der geräumigen Toilettenanlage ist kostenlos. Die Teams in den Pagodenzelten sind freundlich und gut eingearbeitet. Die Wartezeiten bei der Essensausgabe halten sich in Grenzen (wenn’s nicht gerade die heftigste Stoßzeit ist), schmutziges Geschirr ist schnell abgeräumt.

Zwei Sonderaktionen am Sonntag (13.) setzen zusätzliche Höhepunkte. Um 10 Uhr wird für 1000 Gäste ein Open-Air-Frühstück serviert; Restkarten (14,50 Euro) sind noch an den Ständen erhältlich. Zugleich startet der Powerpiraten-Familiensonntag mit Spiel und Spaß. Gerade dann lohnt auch ein Besuch mit Kindern, für die es eigene Kidsmenüs gibt.

Die Sicherheit: Was zum Schutz der Gäste getan wird

Nach dem Maiabendfest und BO-Total wird Sicherheit auch bei Bochum Kulinarisch groß geschrieben. Auffällig sind seit Mittwoch die Polizeistreifen auf dem Festgelände. Ein- und ausgangs des Boulevards sollen Container und Lastwagen eine Blockade gegen Lkw-Anschläge bilden. Auch die Zufahrtstraßen sind abgesperrt.

Das sorgt für so manche Nachtschicht. Die Kastenwagen müssen an allen fünf Tagen rund um die Uhr mit einem Fahrer besetzt sein, weil Feuerwehr und Rettungsdienst im Notfall den Boulevard ständig erreichen müssen.

„Die Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen sind deutlich gestiegen“, berichtet Organisator Herwig Niggemann. Dennoch haben sich die Wirte entschieden, den Bierpreis von 3 Euro nicht anzuheben. Über den Bierumsatz finanzieren die Gastronomen einen Großteil der Infrastruktur für das Straßenfest.