Bochum. . Der Verein Bochumer Freunde der Natur gründet eine Waldkita. Kinder verbringen den ganzen Tag im Wald, nur zwei Bauwagen geben Unterschlupf.

  • Waldkindergarten öffnet im Landschaftsschutzgebiet an der Lewackerstraße in Bochum-Linden
  • Kinder verbringen den ganzen Tag im Wald. Spiele, Bücher und Malen gibt’s auch ohne Dach
  • Eltern schätzen, dass Kinder ausgeglichener sind und das Immunsystem gestärkt wird. Die Natur biete viel

„Matschzwerge, Matschzwerge das sind wir, wir mögen’s ganz besonders hier. Ritzen, schnitzen auf der Wurzel sitzen. Erde an den Händen, Erde im Haar – Matschebrei ist wunderbar“, tönt es durch das kleine Birkenwäldchen an der Lewackerstraße.

In einem Morgenkreis stehen Christoph Sokacz und Martin Maschka mit rund zehn Matschzwergen – den neuen Kindergartenkindern des Waldkindergartens. „Wir sind jetzt jeden Tag im Wald. Von morgens um acht bis nachmittags um vier“, sagt Erzieher Sokacz. Das sei schon immer sein Traum gewesen: „Ich war Erzieher in einer Regeleinrichtung, aber ich wollte immer mit den Kindern nach draußen“, sagt er.

Flexibilität im Wald

Sponsoren dringend gesucht

  • Die Wald-Kita nimmt Kinder ab zwei Jahren auf. Insgesamt soll es 20 Plätze geben. Aktuell sind noch Plätze für Kinder ab drei Jahren frei. Auf alle Kinder kommen vier Erzieher.
  • Der Kindergarten muss die Vorschriften des Bildungsplans NRW erfüllen. So stehen auch Medien- und Spracherziehung auf dem Plan.
  • Die Kosten für einen Platz bemessen sich nach dem Einkommen der Eltern. Der Vereinsbeitrag beträgt 70 Euro, das Mittagessen kostet 65 Euro.
  • Der Kindergarten sucht dringend Sponsoren, auch in Form von Sachspenden. Weitere Informationen und Kontaktdaten finden Sie unter www.kita-matschzwerge.de

Als Elterninitiative habe man daher nun Bochums ersten Waldkindergarten im Landschaftsschutzgebiet in Linden gegründet. „Im Wald sind wir total flexibel. Wir besuchen den Hang, das Birkenwäldchen oder die Wiese und spielen dort.“ Dafür hat Sokacz extra eine Weiterbildung zum Natur- und Walderzieher gemacht. „Dort habe ich gelernt, was rechtlich im Wald erlaubt ist und was für Spiele die Natur bietet“, erklärt der Einrichtungsleiter. Man könne beispielsweise Mandalas aus Naturmaterialien legen oder nach Käfern suchen.

Und bei schlechtem Wetter? „Wir bekommen bald zwei Bauwagen, einen zum Schlafen und einen als Notunterkunft bei starkem Regen“, sagt Anna Bury, deren Tochter Emma ein Matschzwerg ist. Dort gäbe es dann auch Toiletten und mittags liefere ein Bio-Caterer das Essen. „Mir ist es wichtig, dass Emma viel draußen ist. Das stärkt das Immunsystem“, so Bury.

Blick in den Mäusebau

Und Mutter Carmen Benfer sagt: „Meine Tochter Luciana ist ausgeglichener, wenn sie draußen war.“ Mit einem kleinen Wanderrucksack, Regenjacke und Wechselzeug sei Luciana voll ausgerüstet. „Hier gilt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“, so Benfer.

Nach der Versteckaktion geht es weiter. Dabei spielt das Wetter überhaupt keine Rolle. Hauptsache die Kleidung bietet genügend Schutz.
Nach der Versteckaktion geht es weiter. Dabei spielt das Wetter überhaupt keine Rolle. Hauptsache die Kleidung bietet genügend Schutz. © Ingo Otto

Ob man auf etwas verzichten müsse, was es in einer Regelkita gebe? „Auf’s Dach“, lacht Erzieher Martin Maschka. „Aber dafür haben wir das größte Außengelände der Welt“. Zwar sei nicht so viel Material vorhanden wie in anderen Kindergärten, in einem Bollerwagen und im Bauwagen habe man aber Spiele, Bücher und Malzeug.

„Wir haben zum Beispiel auch ein Stethoskop, mit dem wir in Mäusebauten schauen können“, ergänzt Sokacz. Die Kinder lernten, mit dem, was die Natur ihnen biete, zurechtzukommen. Und das sei – von Klettern über Regenwürmer suchen und Verstecken in Höhlen – ganz schön viel.