Bochum. . Vor Ort reagieren viele Menschen ganz unterschiedlich auf den Eier-Skandal. Einige setzen auf kleine Privat-Betriebe mit Freiland-Haltung.

  • Bislang wurden in der Stadt jedoch noch keine belasteten Eier in den Regalen aufgespürt
  • In Stiepel setzt eine junge Frau seit drei Jahren auf ein erfolgreiches Selbstvermarktungskonzept
  • Zwar sind ihre Eier deutlich teurer, dafür garantiert sie eine optimale Freilandhaltung

Der Skandal um die mit dem Insektenmittel Fipronil belasteten Hühnereier beschäftigt jetzt auch die zuständigen Behörden in Bochum. Das Veterinäramt hat damit begonnen, Stichproben in Supermärkten zu nehmen. Bisher seien, so teilt die Stadt auf Anfrage der WAZ mit, keine belasteten Eier in den Verkaufsregalen vor Ort gefunden worden.

Darüber hinaus hat die Stadt Kontakt mit den beiden Bochumer Zuchtbetrieben aufgenommen und abgefragt, ob die Betriebe ihre Ställe mit dem jetzt ins Gerede gekommenen Desinfektionsmittel „Dega 16“ gereinigt haben. Dies sei verneint worden.

Kontakt aufgenommen worden sei, so die Stadt, zudem zu vier professionellen Eierverkäufern, die ihre Ware etwa auf Wochenmärkten anbieten. Eine zentrale Eierverpackstelle, in der etwa Tausende Eier für die großen Supermarktketten kommissioniert werden, gibt es in Bochum nicht.

Wer die Hoheit beim Ei hat

Das Telefon klingelt am Montagmorgen auch bei Inga Koralewski, Inhaberin eines der beiden Bochumer gewerbsmäßigen Hühnerbetriebe. Vor drei Jahren begann sie damit, auf zu ihrem Haus in Stiepel gehörenden Ackerland mobile Hühnerställe aufzustellen. Manche Nachbarn mögen dieses Vorhaben belächelt haben, denn längst liegt die Hoheit beim Ei bei riesigen Massenbetrieben.

„Ich fühlte mich damals regelrecht verschaukelt. Ich wollte genau wissen, wo die Eier herkommen.“ Sie informierte sich und begann ein eigenes, ein Selbstvermarktungskonzept aufzubauen. 500 Legehennen der bekannten Zuchtlinie Lohmann Brown bevölkern nun die beiden mobilen Stallanlagen am Haarmannsbusch.

Hühner ziehen jede Woche ein Stück weiter

Schon vor dem aktuellen Skandal hatte sie vor, ihren Betrieb um einen weiteren solchen Stall zu erweitern. Das Prinzip ist einfach und erfolgreich. Jeweils eine Woche picken die fleißigen Hennen auf einem eingezäunten Bereich, haben sie sich sattgepickt, zieht die Hühnerschar ein paar Meter weiter.

So kann Inga Koralewski mit gutem Recht von wirklichen Freilandeiern sprechen. Dies sei nicht wirklich immer so, wie sie mittlerweile weiß. Schon gar nicht in Riesenbetrieben, wo 30 000 Hennen ein schauriges Dasein fristen.

Angeberin, könnte man dieser Henne zurufen, den in der Regel gibt es pro Tag etwas ein Ei pro Huhn..
Angeberin, könnte man dieser Henne zurufen, den in der Regel gibt es pro Tag etwas ein Ei pro Huhn.. © Dietmar Wäsche

Viele Neukunden kommen zum Eier-Automaten

Der Aufwand hat seinen Preis. Wer direkt am Automaten ein solches „Stiepeler Freilandei“ morgens auf dem Frühstückstisch haben möchte, muss 40 Cent bezahlen – etwa viermal so viel wie beim Discounter. „Meine Kunden wissen das, und akzeptieren den Preis, denn es ist nachvollziehbar, wie er zustande kommt.“

Den aktuellen Skandal sieht Inga Koralewski mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zwar kommen sehr viele Neukunden, offenbar von der Angst vor belasteten Eiern getrieben. Wenn abends der Automat gefüllt wird, bilden sich lange Schlangen. Dafür sind Stammkunden verärgert, wenn sie leer ausgehen. Die pfiffige Hühnermobil-Chefin hat eine passende Antwort parat: „Leider legen meine Hühner nicht mehr als sonst, nicht zu Ostern und auch jetzt nicht.“ P.S.: übrigens rund 420 Eier am Tag.

Hilfreiche Anlaufstellen

Bei der Bochumer Verbraucherzentrale gab es bislang keinen Ansturm von Bürgern. Wer sich über Auswirkungen des aktuellen Skandals kompakt und kompetent informieren möchte, kann dies über die Internetseite der Verbraucherzentrale NRW tun, die Infos zusammen gestellt hat:
www.verbraucherzentrale.nrw/biozid-fipronil-in-eiern.

Das Chemische Veterinäruntersuchungsamt ist unter 0234/957194-0 oder poststelle@ cvua-westfalen.de erreichbar.