Bochum. Im Rathaus-Keler schimmeln Akten vor sich hin - aneinandergereiht drei Kilometer lang. Dokumente müssen gesäubert und digitalisiert werden.

Susanne Jorczik ist verärgert. Ihre Familie hat gerade einen Prozess gegen die Stadt Bochum wegen der Zahlung von Erschließungsbeiträgen verloren. Sie ist überzeugt: Hätte das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen die Hausakte einsehen können, wäre das Urteil anders ausgefallen.

„Aber bei der Stadt hat man mir gesagt, die Akte sei in einem verschimmelten Keller im Rathaus, den niemand betreten dürfe“, so Jorczik. Sie und ihre Familie sind womöglich nicht die einzigen, für die der Schimmelbefall im Rathaus-Keller negative Auswirkungen hat.

Insgesamt schimmelt dort ein Aktenberg vor sich hin, der aneinandergereiht insgesamt drei Kilometer lang wäre. „Das ist ein bitteres Thema“, gesteht Stadtsprecher Peter van Dyk. Er bestätigt, dass zahlreiche Keller momentan nicht zugänglich sind. Die Stadt bemühe sich seit geraumer Zeit um die Rettung der Akten.

Räume von Aral angemietet

So hat sie Ende 2015 weitere Räume in der Aral-Immobilie an der Wittener Straße angemietet. Auf 2500 Quadratmetern sollen im Untergeschoss des Bauteils D städtische Unterlagen archiviert und gelagert werden. Indes müssen die Akten gesäubert und unter Umständen auch digitalisiert werden.

Die Kosten dafür gehen in die Millionen und sind bislang nicht im Haushalt veranschlagt. Nun kündigt die Verwaltung für den Herbst eine Lösung an, die dem Vernehmen nach auch mit Ressourcen aus dem eigenen Haus zu tun haben. Womöglich könnten Mitarbeiter der Zentralen Dienste abgestellt werden, ohne dass deren originäre Aufgaben liegen bleiben.

Räume dürfen nur mit Schutzkleidung betreten werden

Was die Hausakte der Familie von Susanne Jorczik betrifft, bestätigt Stadtsprecher Peter van Dyk, dass diese in einem verschlossenen Keller gelagert werden. „Wir gehen da nicht rein.“ Das indes heiße nicht, dass die Keller grundsätzlich nicht betreten werden dürfen.

Wer einen Schutzanzug und eine Schutzmaske trage, der könne den Keller betreten. Und ergo könne auch jeder seine Akten einsehen. Für Susanne Jorczik könnte das von Bedeutung sein. Sie erwägt wegen der Erschließungsbeiträge die nächste Instanz anzurufen.