Bochum. . Die Bienenstöcke von Hobby-Imker Christoph Lux stehen auf dem Dach der Kammerspiele. Bald ist der erste Schauspielhaus-Honig fertig.
- Seit drei Jahren ist die Imkerei das Hobby von Christoph Lux
- Die Bienenstöcke des Bochumers stehen auf dem Dach der Kammerspiele
- Der Kontakt zum Theater kam über Lux’ Arbeit als Statist zustande
Manche Hobby-Imker haben ihre Bienenkörbe im Schrebergarten stehen; wenn Christoph Lux seine summenden Lieblinge besuchen will, muss er etwas mehr Aufwand treiben: Die Stöcke stehen auf dem Dach der Kammerspiele! Dorthin zu gelangen ist nicht so einfach. Es geht über die Bühne des Theatersaals zu einer kleinen Tür, dann über steile, enge Stufen aufwärts. Schließlich erreicht man ein Flachdach, wo Lux’ Bienen leben. „Ist das ein toller Platz hier!“, schwärmt der 49-Jährige.
Bienenkörbe auf dem Boden fallen Vandalismus zum Opfer
Vor Jahren hat Lux das Imkern als sein Hobby entdeckt. Weil Bienenbehausungen zu ebener Erde oft zum Ziel von Vandalismus werden, sah er sich nach ‘was anderem um. So kam es, dass er, nach Anfrage versteht sich, Bienenstöcke auf dem Dach des Bogestra-Depots an der Engelsburg unterbrachte. Und wie kam es dann zu den Theater-Bienen? Lux lacht: „Ich bin Bienen- und Theater-Fan!“
Und erzählt, dass er als Statist am Schauspielhaus in verschiedenen Produktionen – von „Ein Mann will nach oben“ bis zu „Der kleine Ritter Trenk“ – mitgewirkt habe. So war er bereits eingeführt, als er Intendant Anselm Weber auf sein honigsüßes Vorhaben ansprach. „Der war ganz begeistert“, sagt Lux, „und ich wollte auch sofort loslegen“.
Aber so schnell ging das nicht, denn das Theater gehört der Stadt. Bis alle nötigen Stempel und Erlaubnisscheine vorlagen – das zog sich. Im Frühjahr konnten Lux’ Bienen dann doch umziehen. Im Wortsinn: „Die Völker auf dem Dach der Kammerspiele sind Ableger von der Engelsburg“, sagt Lux. Wenn die Stöcke zu voll werden, scheiden sich neue Völker ab, die ausschwärmen würden, wenn der Imker nicht eingriffe. „Ich hab’ dann zwei Völker am Theater angesiedelt.“
Kammerspiele-Bienen gehören zu einer beliebten Zuchtart
Da summen sie nun, in gut 20 Meter Höhe auf dem Dach über dem Tana’s-Restaurant. Lux hat die hölzernen Behausungen gezimmert. Den Wabenbau besorgen, logisch, die Immen selbst. So gut wie jeden Tag schaut Lux nach seinen Lieblingen. Als Langzeitarbeitsloser habe er mit der Imkerei eine alternative und sinnvolle Beschäftigung gefunden.
Christoph Lux’ Tiere sind Kärntner Bienen (Apis mellifera carnica), eine Unterform der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera). Diese Zuchtbienen-Art ist die am meisten in Deutschland verbreitete, „leicht zu handhaben“, wie Lux sagt. Aggressiv seien diese Bienen nicht, vom Temperament her eher zurückhaltend. Trotzdem muss der Imker, wenn er nach den Waben sieht, einen Schutzanzug tragen und auch die Imker-typische Räucherkanne schwingen. „Gestochen worden bin ich aber noch nie.“
Vielleicht liegt’s ja an der Nähe, die der Bochumer seinen emsigen Hautflüglern im Wortsinn entgegenbringt. „Manchmal komme ich früh morgens, setze mich vor die Stöcke und sehe den jungen Bienen bei ihren Flugversuchen zu, während über Bochum die Sonne aufgeht“, sagt Lux, und seine Augen leuchten. Wildnis mitten in der Stadt. Aber bequem. Der Imker hat eigens ein aufblasbares Sitzkissen aufs Theater-Dach gehievt.
Ein Glas Honig für Intendant Anselm Weber nach Frankfurt
Und was passiert mit dem Honig? Den füllt der Züchter ab, verkauft ihn in kleinen Portionen, oder genießt ihn selbst. „Einen Fingerstrich am Tag“, sagt Lux, „das reicht.“ Honig sei schließlich ein Lebensmittel, das voll guter Inhaltsstoffe stecke.
Auch hat Lux schon darüber nachgedacht, den Honig, den die Theaterbienen auf Blütenflächen — von der Wildkräuterwiese bis zum Rapsfeld – sammeln, unter der Marke „Schauspielhaus-Honig“ zu vertreiben. „Die Gespräche laufen noch“, schmunzelt er. Nur eines ist schon abgemacht: Eine Portion Sommerhonig gibt Christoph Lux in den nächsten Tagen zur Post. Adressat: Anselm Weber, Intendant, Schauspiel Frankfurt.
Ein Glas zu schicken, das musste der Statist seinem langjährigen Chef versprechen.
>>> INFO: 20 Liter Frühjahrs- und Sommerhonig
Die Imkerei hat in Bochum einigen Zulauf. Rund 1800 Bienenfreunde sind erfasst. Jeder, der einen Bienenstand unterhält, muss sich registrieren lassen. Christoph Lux gehört zum Imkerverein Bochum-Mitte.
Die Vermehrungsrate ist hoch, bis zu 40 000 Tiere werden es am Ende in einem Brutraum sein. Spätestens dann steht für Christoph Lux der nächste Schwarm-Ableger an.
Honig „geerntet“ wird zweimal im Jahr, jeweils 20 Liter Frühjahrs- und Sommerhonig kommen so zusammen.