Bochum. . Die WAZ öffnete zum Start der Ferienreihe die Pforten zum Steinbruch im Lottental. 15 Gewinner genossen das Naturerlebnis – Erdbeben inklusive.
- In den Steinbruch im Lottental führte die erste Station der Ferienaktion „Die WAZ öffnet Pforten“
- 15 Leserinnen und Leser genossen faszinierende Naturerlebnisse auf dem gesperrten Gelände
- Ein weiterer Höhepunkt: der Gang zu einer Erdbeben-Messstation in einem alten Bergbaustollen
Es fehlt nicht viel, und Winnetou und Old Shatterhand lassen hoch oben auf der Steilwand ihren Blick über das sonnenüberflutete Tal schweifen. Wildwest im Bochumer Süden? Na ja, ein bisschen was von Abenteuerromantik hat das Stiefeln durch den Steinbruch im Lottental allemal. 15 Leser genossen die Natur pur: zum Auftakt unserer Sommeraktion „Die WAZ öffnet Pforten“. Erdbeben inklusive.
Es ist ein verbotenes Idyll, das sich an der Peripherie der Großstadt, unweit der Ruhr-Uni, darbietet. Für die Öffentlichkeit ist der Steinbruch der 1961 stillgelegten Zeche Klosterbusch nicht zugänglich. Zu fragil, zu artenreich, für die Wissenschaft zu wertvoll sind die steinernen Relikte („Damals war Bochum noch steinreich“, lacht eine Leserin).
Zeitreise in der Steinkohlenzeit vor 300 Millionen Jahren
Genau deshalb ist das Naturdenkmal ein ideales Ziel für die WAZ-Ferienreihe. Pforten öffnen, die gemeinhin verschlossen bleiben: Das ist der Anspruch unserer Aktion, für die sich erneut mehr als 650 Leser beworben haben.
Für die ersten 15 Gewinner beginnt der Nachmittag mit Geschichtsunterricht. Geologe Dr. Manfred Brix startet seine Zeitreise in der Steinkohlenzeit vor 300 Millionen Jahren, als das Ruhrgebiet aus einer platten Sumpflandschaft bestand.
Flüsse transportierten aus den Gebirgen Sand und Schlick heran, die sich zu Sand- und Tonstein verfestigten. Aus urtümlichen Baumarten wuchsen hohe Wälder, deren Überreste die Kohleflöze aufbauten. Gesteine, Fossilien, Flöze: Alles ist bis heute im Lottental verewigt und erkennbar. Insbesondere, wenn man einen so belesenen Führer wie Manfred Brix an seiner Seite hat, der für die WAZ das eiserne Tor zum Steinbruch öffnet.
Ringelnattern schlängeln sich durch das Gestein
„Faszinierend!“, schwärmt Doris Hoveyes ob des Anblicks der 50 Meter hohen Steilwände, die vor zehn Jahren von den Uni-Forschern freigelegt wurden. In Südlage bilden sie jetzt im Sommer muckelige Wärmeinseln: perfekte Biotope für Pflanzen, Insekten und Kleingetier aller Art. Erstaunt, mitunter verängstigt sind die Leser, als sie erfahren, dass sich Ringelnattern, bis zu einem Meter lang, durchs Gestein schlängeln.
Keine Bange: Deren Biss schmerzt, ist aber nicht giftig. Leider ist beim WAZ-Besuch keine Natter zu erspähen. Ebenso wenig wie das Uhu-Pärchen, das sich in einer Felsspalte eingerichtet hat und sich dort derart wohlfühlt, dass jedes Jahr Jungtiere geboren werden, die alsbald das Hotel Mama verlassen.
Leser bestaunen eine Seismologische Station
Als wenn das Bodendenkmal nicht allein seine Wirkung entfalten würde, hält die Uni für die WAZ eine weitere exklusive Überraschung bereit. Geophysikerin Martina Rische entriegelt eine unscheinbare Tür. Sie führt in einen – herrlich kühlen – Stollen.
Nach 200 Metern glitzert es goldfarben. Die Leser bestaunen eine Seismologische Station, die minimalste Erdbewegungen registriert. Erdbeben gebe es täglich, erklärt Martina Rische im düsteren Stollen („Bei der Luftfeuchtigkeit knallt immer wieder die Sicherung durch“).
Leser lösen ein kleines Erdbeben aus
Die Beben, ausgelöst durch Erdsenkungen und die noch aktive Kohleförderung auf Prosper-Haniel in Bottrop, erreichen aber gerade mal Stärken bis 1,8. Nur wer direkt darüber wohnt, kann die Gläser im Schrank klirren hören. Wie empfindlich die Geräte sind, zeigt ein Freiluftversuch mit den Lesern. Alle springen in die Höhe; das Messgerät schlägt dramatisch aus.
Zurück im gleißenden Sonnenlicht, erhebt sich die Steilwand stolz und mächtig vor uns. Nochmal genau hingeschaut. Die Nattern und Familie Uhu sind noch immer nicht zu sehen. Auch Winnetou hat sich nicht blicken lassen.
Abenteuerlich war’s trotzdem.