Bochum. . Kaffeetrinker im Amtsgericht, der Polizeikantine und der Agentur für Arbeit können sich Becher leihen. 20 Cent Strafgebühr für Einwegbecher.
- In den Kantinen im Amtsgericht, der Polizei und der Agentur für Arbeit gibt es ein Mehrwegbecher-System
- Gleichzeitig zahlen Kaffeetrinker, die einen Einwegbecher nehmen, 20 Cent „Strafgebühr“
- Betreiber will Müll vermeiden.30 000 Einwegbecher gingen bislang über seine Theken
Diese Zahlen sind erschreckend. Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe werden stündlich in Deutschland 320 000 Pappbecher verbraucht, zum Beispiel für den Kaffee zum Mitnehmen. Die Firma Kobus, die in Bochum die Kantinen in der Agentur für Arbeit, im Justizzentrum und dem Polizeipräsidium betreibt, will nicht länger Teil des Müllproblems sein: Sie hat den Mehrwegbecher eingeführt.
Kaffeetrinker zahlen künftig fünf Euro Pfand für den Mehrwegbecher und können ihn anschließend in allen Kantinen wieder abgeben oder neu befüllen lassen. Der erste Kaffee im neuen Becher ist umsonst. Gleichzeitig zahlen nun Kaffeetrinker, die einen Einwegbecher nehmen, 20 Cent drauf. Quasi als „Strafgebühr“.
Strecke von 2,4 Kilometern
Firmenchefin Patrizia Kobus fasste diese Entscheidung, als sie mal wieder in der Kantine des Justizzentrums an der Kasse aushalf. „Da habe ich bei jedem Kaffee, den ich im Pappbecher verkauft habe, gedacht: Muss das jetzt sein?“
Muss es nicht. Das erfuhr sie recht schnell, als sie sich im Internet auf die Suche nach einem Mehrwegsystem machte, um die Zahl von jährlich 30 000 Einwegbechern, die in den Kobus-Kantinen über die Theken gehen, drastisch zu reduzieren. Nebeneinandergestellt ergeben diese 30 000 Becher eine Strecke von 2,4 Kilometern, führen zum Beispiel einmal über die Golden-Gate-Bridge.
200 blaue Becher sind im Umlauf
„nowaste“, kein Müll, heißt die junge deutsche Firma, ein Start-Up-Unternehmen aus Hanau, die die Mehrwegbecher für die Kobus-Kantinen in Bochum geliefert hat. Kobus: „Ich weiß gar nicht, ob es dann anderer Stelle in Bochum schon gibt. Aber wir wollen das Prinzip auch hier etablieren und weniger Müll hinterlassen.“
200 blaue Becher mit rotem Filz (gegen die Hitze) und weißem Deckel hat Kobus bestellt. Blau und rot sind die Farben der Firma Kobus, weiß ist der Deckel, damit besser zu sehen ist, dass er sauber ist. „Ich hätte auch jede andere Farbe und einen anderen Aufdruck nehmen können“, sagt Patrizia Kobus. „Das ist frei wählbar. Ich habe hier jetzt im Justizzentrum den Hinweis bekommen, dass ich einige Becher in schwarz hätte nehmen sollen. Offensichtlich möchten einige Richter oder Anwälte den Becher gerne oder lieber in der Farbe ihrer Arbeitskleidung.“
Richter unterstützen das System
Michael Rehaag, Richter am Landgericht und stellvertretender Pressesprecher am Landgericht, gehörte zu den ersten, die sich dem Mehrwegsystem angeschlossen haben. „Ich unterstütze das. Ich nehme auch gerne abends einen Kaffee mit ins Auto. Auch das funktioniert bestens mit diesem Mehrwegbecher. Und am anderen Morgen tausche ich ihn einfach wieder aus.“