Bochum. Die Regiewerkstatt stellte sich mit der Doppelvorstellung „Hystopia“ und „Augenblicke“ vor. Auch Sigmund Freud macht seinen Einfluss geltend.
Ein Flüstern erfüllt den Raum im Theater Unten. Sieben Schauspieler in weißen Kostümen schauen reglos ins Publikum, steigern ihre Stimme dann bis zum Schreien. Es ist das Regiedebüt von Sina Geist und Leonie Rohlfing. Was ist Hysterie? Wie überträgt sie sich? Ausgehend von diesen Fragen entwickeln die beiden Studierenden der Theaterwissenschaft die Collage „Hystopia“.
Weibliche Stereotype
Eine Vielzahl an Perspektiven und Stimmen reiht sich aneinander: Hysterie als vormals ausschließlich weibliches Krankheitsbild. Und ebenso: Hysterie als uncoole Eigenschaft junger Mütter, die sich Tipps von einer Youtuberin geben lassen, oder als Zustand, der kreatives Schaffen ermöglicht.
„Das Konzept ist im Theaterwissenschaft-Seminar an der Uni entstanden“ so Sina Geist, die gemeinsam mit Kollegin Leonie Rohlfing neben den eigenen Texten auch Sigmund Freud einfließen lässt. Die weiblichen Stereotype zu thematisieren, ohne dabei in Floskeln zu verfallen, ist ihre große Stärke. Die Vielstimmigkeit des Theatertextes verleiht dem Stück Mehrdimensionalität. Weitere Vorstellung im Theater Unten am 11. Juli.
Ausformung von Begegnung
Im zweiten Teil des Doppelabends gibt es „Augenblicke“ von Tanzpädagogin Rahel Steffens. Wenn sich hier vor einer Spiegelwand sieben junge Tänzer synchron und repetitiv bewegen, nehmen sie nicht im eigentlichen Sinne eine Rolle ein. Die körperlichen Szenen stehen für Ausformungen von Begegnung im Allgemeinen. So strukturiert Steffens dieses Stück, geht hinein in die kleinsten Feinschattierung der körperlichen Wahrnehmung.
Elektronische Beats und Lichtkonzept
Elektronische Beats und ein Lichtkonzept rücken ihr Regie-Debüt an die Ästhetik von Musikvideos heran. Steffens lässt die Schauspieler mit Körperteilen fremdeln, lässt die Figuren sich anziehen und abstoßen, wie einst Pina Bausch in ihrem Tanzstück „Café Müller“. Tänzer türmen sich zu menschliche Skulpturen, bilden ein fließendes Wimmeln und zeigen Facetten des körperlich-seelischen Ausdrucksspektrums. Sehenswert! Zum letzten Mal am 11. Juli im Theater Unten zu sehen.