Bochum. . Drei neue Hotels sollen in Bochum gebaut werden. Bochum-Marketing-Chef begrüßt die Projekte. Aus der Hotel-Branche kommen Bedenken.
- Die Zahl der Gäste-Übernachtung ist in Bochum 2016 auf ein Rekordhoch gestiegen
- Nun sollen zu den 41 Übernachtungsbetrieben drei weitere Hotels hinzukommen
- Die Pläne dazu finden bislang allerdings noch ein eher geteiltes Echo
So viele Auswärtige wie noch nie haben im vergangenen Jahr in Bochum übernachtet. 642 217 Übernachtungen bedeuten einen neuen Rekordwert. Und der könnte erneut getoppt werden. „Im ersten Quartal des Jahres haben wir ein Plus von zehn Prozent bei den Ankünften verzeichnet“, sagt Mario Schiefelbein, Geschäftsführer der Gesellschaft Bochum Marketing.
Da dürften die Pläne für den Bau von drei neuen Hotels wie gerufen kommen. Im vergangenen Jahr stellte der österreichische Immobilienentwickler 6B47 Real Estate Investors AG eine Bauvoranfrage für einHotel am Citytor Süd(Bermudadreieck), deren positiver Bescheid indes mittlerweile für eine Klage gegen die Stadt gesorgt hat. Ein holländischer Großinvestor will ein dreistöckiges, 160-Betten-Mittelklassehotel vor dem Krupp-Plateau an der Alleestraße bauen. Und schließlich plant die Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft (HBB) ein Hotel mit 174 Zimmern in dem von ihr konzipierten Viktoria-Karree. Würden alle drei Projekte realisiert, würde die bestehende Bettenkapazität der bislang 41 Übernachtungsbetriebe in der Stadt mit einer Kapazität von 4013 Betten um etwa zehn Prozent wachsen. Die Frage ist, ob die Nachfrage dafür da ist.
Drei neue Hotels wären zu gebrauchen
Mario Schiefelbein sagt: „Ja, wir können die drei neuen Hotels gut gebrauchen. Andere Städte wie Dortmund mit 6000 Betten und Essen mit 7300 Betten sind an uns vorbeigezogen, wir hängen eindeutig hinterher.“
Auf den ersten Blick scheint das fraglich zu sein. Schließlich sind die Bochumer Häuser durchschnittlich nur zu 44 Prozent ausgelastet (Bundesdurchschnitt: 71 Prozent), vor allem Geschäftsreisende kommen unter der Woche in die Stadt. Aus Sicht des Marketing-Experten macht ein zusätzliches Angebot dennoch Sinn, zumal die Häuser auf unterschiedliche Zielgruppen abzielen (Bermudadreieck, Musikforum, Tagungsgäste) würden. Vor allem, so Schiefelbein, würden sich neue Möglichkeiten für die Branche und die Stadt ergeben: „Viele Tagungen und Veranstaltungen können bei uns nicht stattfinden, weil wir nicht genügend Bettenkapazitäten vorhalten. Es gibt Wochenenden, an denen sind alle Häuser ausgebucht.“
Dafür sorge auch die Nachfrage der Hochschulen, für die Bochum-Marketing die Vermittlung von Tagungsräumen und Übernachtungsmöglichkeiten übernimmt. In Uni-Nähe ein Hotel zu errichten, „wäre kein Nachteil“, so Schiefelbein.
Erhöhter Wettbewerbsdruck
Die Hotel-Branche sieht dies womöglich anders. Aus Sicht von Daniel Hoffacker, seit 2012 Hoteldirektor des gegenüber dem Hauptbahnhof gelegenen „Mercure“, würden neue Hotels zwar zum Teil neue Kunden mit sich bringen und dazu beitragen, die eine oder andere Veranstaltung in die Stadt zu locken. „Aber an wie vielen Tagen im Jahr würde das passieren?“, fragt er sich. Aus seiner Sicht wären es nur wenige, so dass die neue Konkurrenz vor allem Stücke vom vorhandenen Kuchen abzwacken würde. „Der Wettbewerbsdruck würde immens erhöht werden.“ Dem würde sich sein Haus stellen. Nötig habe die Stadt aber keine weiteren Häuser, da sich die Tage mit Engpässen in Grenzen halte.
Mehr Gäste aus dem Ausland gezählt
Gestiegen ist 2016 auch die Zahl der Gäste aus dem Ausland. Große Zuwächse gab es aus Rumänien (6570 Übernachtungen, +50,7 %), China (3260, +78,9) und Indien (6132, +185,2).
Im ersten Quartel 2017 wurden 94 942 Gästeankünfte gezählt, 10,6 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2016. Die Anzahl der Übernachtungen stieg um 3,8 Prozent auf 153 468.