Bochum. Von den „Nibelungen“ bis zu „Wunschkinder“: Am Schauspielhaus sind viele Inszenierungen in den nächsten Wochen letztmals zu sehen. Ein Überblick.

  • Das Schauspielhaus verabschiedet sich in vier Wochen in die Sommerpause
  • Bis dahin werden viele beliebte Inszenierungen abgespielt sein
  • Die WAZ gibt Tipps, welche Aufführungen sich besonders lohnen

Die Zeit am Schauspielhaus neigt sich dem Ende zu, am 15. Juli ist Spielzeit-Schluss. Bis dahin gilt es, die eine oder andere Aufführung in den Blick zu nehmen, die man bisher vielleicht nicht gesehen hat – oder gern noch einmal sehen will. Zahlreiche Produktionen werden in vier Wochen abgespielt sein. Die WAZ gibt Entscheidungshilfen.

21.6. Der Kirschgarten

Das bekannte Tschechow-Stück über den Untergang einer Epoche und das Scheitern von Menschen an ihren unerfüllten Wünschen und trügerischen Hoffnungen hat Tamás Ascher opulent im „alten Stil“ eingerichtet. Die ruhige, stellenweise auch witzige Inszenierung wird Anton Tschechow sehr gerecht, das Bühnenbild (Zsolt Khell) ist eine Klasse für sich. Die Hauptrolle als Gutsbesitzerin Ranjewskaja spielt Bettina Engelhardt.

Szene aus „Der Kirschgarten“ mit Bettina Engelhardt (Ranjewskaja) und Heiner Stadelmann (Diener Firs).
Szene aus „Der Kirschgarten“ mit Bettina Engelhardt (Ranjewskaja) und Heiner Stadelmann (Diener Firs). © Diana Küster

23.6. Wunschkinder

Das zeitgenössische Stück von Lutz Hübner ist anfangs launiger Edelboulevard, stilvoll-entschlackt serviert von Anselm Weber. Es geht um eine Familie, dessen Zöglinge nicht so wurden, wie die Eltern es erwartet haben. Später kommt mit einer Liebesgeschichte mehr Ernsthaftigkeit dazu, die Komödie verschwindet hinter einem Sozialdrama. Starkes Ensemble.

29.6. Die Nibelungen

Großartiges Theater, und das über fünf Stunden Spielzeit! – Die längste und opulenteste Aufführung während der siebenjährigen Weber-Intendanz ist gleichzeitig eine der stärksten. Regisseur Roger Vontobel richtet das Untergangs-Drama als Spiel des Menschlichen ein; die mythologischen Figuren scheitern nicht an der Macht des Schicksals, sondern an ihren individuellen Schwächen, als da wären: Habgier, Rache, Geltungssucht, Liebe. Großartige Schauspieler, großartige Inszenierung (es gibt nur noch Restkarten).

1.7. Die Verwandlung

Die Franz-Kafka-Novelle um den armen Vertreter Gregor Samsa, der sich eines Morgens im Bett in einen Käfer verwandelt wiederfindet, kommt als Spiel mit Schauspielern und Puppen auf die Bühne. Die Figuren von Michael Pietsch sind den Schauspielern exakt nachgebildet; die Dimension des Unheimlichen wird dadurch noch gesteigert. Ein doppelbödiger Theaterabend mit sanftem Grusel.

12.7. Hiob

Die Bühnenadaption von Joseph Roths großer Erzählung ist Lisa Nielebocks bisher eindringlichste Arbeit fürs Schauspielhaus. Die märchenhafte Geschichte des Gottsuchers Mendel Singer (Michael Schütz) und seines Sohnes Menuchim (Jana Schulz) wird auf karger Bühne wie in einer Laborsituation vorgestellt. Und doch glüht die Aufführung vor Emotionalität.

13.7. Romeo und Julia

Düster, gewalttätig, schmutzig: So, wie Regisseur Alexander von Mayenburg es angeht, hat man die bekannteste Liebesgeschichte der Welt noch nie gesehen. Das Shakespeare-Drama kommt als Endzeit-Spiel auf die Bühne, Torsten Flassig und Sarah Grunert zeigen die Titelfiguren als gesellschaftliche Drop-Outs und machen überdeutlich, wie sehr man sie vermissen wird. Beide Schauspieler werden Bochum verlassen.

>>Kartenverkauf im Schauspielhaus

Die Theaterkasse im Kassenfoyer des Schauspielhauses, Königsallee 15, ist dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Tel.: 0234/ 33 33 55 55.

Die Abendkassen öffnen eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Das Theater bittet um Verständnis dafür, dass an der Abendkasse nur Karten für die Abendvorstellungen verkauft werden.