Von den Sinti und Roma, der größten Minderheit Europas, wissen viele nur wenig. Das Festival „Nadeshda“ will das ändern und bot am Wochenende zum zweiten Mal dem Gipsy-Swing im Gerther Kulturrat eine Bühne – dieses Jahr als Teil des Festivals BO-Biennale. Höhepunkt: der Auftritt des international hoch geachteten Rosenberg Trios.
Von den Sinti und Roma, der größten Minderheit Europas, wissen viele nur wenig. Das Festival „Nadeshda“ will das ändern und bot am Wochenende zum zweiten Mal dem Gipsy-Swing im Gerther Kulturrat eine Bühne – dieses Jahr als Teil des Festivals BO-Biennale. Höhepunkt: der Auftritt des international hoch geachteten Rosenberg Trios.
Die Familienband spielte viele Stücke des Swing-Genies Django Reinhardt. Der französische Sinti, der Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Wohnwagensiedlung vor Paris aufgewachsen ist, gilt als einer der Vorreiter des europäischen Jazz. Das spürt man mit jeder Note: Leidenschaftliche Wildheit und intellektueller Charme treffen aufeinander, wenn Stochelo Rosenbergs Finger in rasender Geschwindigkeit den Gitarrenbund hinunter rasen, geerdet nur durch eine unnachahmlicher Lässigkeit an Bass (Nonnie Rosenberg) und Rhythmus-Gitarre (Nous’che Rosenberg). In der zweiten Hälfte folgen auch eigene Kompositionen. Zum Beispiel „Four Sefora“, ein Stück für Nonnies und Stochelos Schwester Sefora. Der mediterrane Charme erinnert ein wenig an Latino-Musik. Das ebenso anspruchsvolle wie eingängige Stück klingt so, als hätte Sefora ihre insgesamt fünf Brüder trotz aller Hektik ganz gut im Griff gehabt.
BO-Biennale eine große Hilfe
Mit billiger Folklore hat das hier gar nichts zu tun. „Aber oft interessiert es uns ja nur, wenn es als Folklore daher kommt, sonst nehmen wir es nicht an“, sagt Ilse Kivelitz, Vorsitzende des Gerther Kulturrats. Ihre Begeisterung für Gipsy-Swing speist sich aus persönlicher Erfahrung: Sie engagiert sich für eine Gruppe Sinti und Roma, die sich hier in Gerthe niedergelassen haben. Mit dem Festival will sie der Kultur, die sie lieben gelernt hat, eine Bühne geben. Dafür Publikum zu finden, gerade so weit weg vom Schuss hier in Gerthe, ist freilich nicht einfach. Die BO-Biennale sei da natürlich eine Hilfe, findet sie. „Sie schärft die Wahrnehmung für die freie Kulturszene.“