Bochum. . Die zehn Gymnasien der Stadt werden sich wohl alle von G8 verabschieden. Stadtdirektor Townsend sieht kein Raumproblem auf die Stadt zukommen.
- Voraussichtlich alle zehn städtischen Gymnasien werden zu G 9 zurückkehren
- Stadtdirektor Townsend glaubt nicht, dass es deshalb Platzprobleme an den Schulen geben wird
- Auch den Ausbau der Mensen sieht er nicht als gefährdet an. Sie werden gebraucht
Noch Mitte März gab es in Bochum einen Diskussionsabend zum Thema Rückkehr zu G 9, zum Abitur nach 13 Jahren. Bis Dienstag lagen in den Bürgerbüros Listen aus, in die sich diejenigen eintragen konnten, die eine Landtagspetition zur Rückkehr zu G 9 unterstützen wollten. Seit Mittwoch ist klar: die designierte neue Schwarz-Gelbe Landesregierung will die Rückkehr zu G 9.
Das wird auch in Bochum von Lehrern, Eltern, Schülern, Politikern ausdrücklich begrüßt. Noch müssen sich die Schulen nicht entscheiden. Vieles aber deutet darauf hin, dass in Bochum keines der zehn Gymnasium an G8 festhalten wird. Auch, wenn die Rückkehr zu G 9, so sagt es Ernst Steinbach, Vorsitzender des Schulausschusses, zwei Probleme mit sich bringen wird: „Wir brauchen mehr Schulraum und mehr Lehrer.“ Für die Anstellung von Lehrern ist die Landesregierung, beziehungsweise dann die Bezirksregierung Arnsberg zuständig. Christoph Söbbeler, Pressesprecher der Bezirksregierung kann und will noch nichts dazu sagen. „Bitte haben sie Verständnis dafür, dass wir darüber noch gar keine Aussagen machen können. Es gibt noch keine neue Landesregierung, keinen neuen Schulminister. Es müssen erst einmal bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, bevor wir aktiv werden können. Ich kann nicht Kaffeesatz lesen.“
Mensen als Aufenthaltsort
Klar ist, dass sich um möglicherweise zusätzlich benötigten Schulraum die Stadt wird kümmern müssen. Stadtdirektor Townsend sieht das nicht als unlösbares Problem an. „Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass, wo vorher G 9 möglich war, auch wieder G 9 möglich sein wird. Wir haben an den Gymnasien ja keine Räume abgerissen. Dazu kommt, dass an den Gymnasien in einigen Räumen Flüchtlingsklassen untergebracht waren. Diese Räume werden frei.“ Kein Thema sei es, den Bau von Schulmensen zu stoppen, weil es nach der Rückkehr zu G 9 wieder weniger Nachmittagsunterricht geben wird und weit weniger Schüler ein Mittagessen bräuchten.
„Mensen haben zwei Funktionen. Sie dienen der Verpflegung, bieten darüber hinaus aber zusätzliche Aufenthaltsfläche.“ Auch Ernst Steinbach geht nicht davon aus, dass die Entscheidung, an weiteren Schulen eine Mensa zu bauen, von der Politik gekippt wird. „Ich sehe den Mensabau als nicht gefährdet. Sie werden an den Schulen ja auch benötigt. Die Goethe-Schule bräuchte ganz dringend eine Mensa mit Lehrküche und die Hildegardis-Schule ist die Schule, an der jetzt schon die meisten Essen verkauft werden. Wir werden unsere Pläne zu G 9 machen. Ganz in Ruhe und ohne Hektik.“
Vermutlich kein Abi-Jahrgang für 2028
Bernhard Arens hat schon mal nachgerecht. 2028, so hat der Schulleiter des Theodor-Körner-Gymnasiums und Leiter der Bezirksdirektorenkonferenz ermittelt, wird das Jahr sein, in dem es nach der sehr wahrscheinlichen Rückkehr zu G 9 – zum Abitur nach 13 Jahren zum Schuljahr 2019/2020 – an seiner Schule keinen Abiturjahrgang geben wird. Er ist dann im Ruhestand. Ebenso wie Hans Georg Rinke, Leiter des Schiller-Gymnasiums. Der sieht sich beim Thema Rückkehr zu G 9 dennoch wieder im Boot. „Meine Enkeltochter wird dann voraussichtlich zum Jahrgang gehören, der auf das Gymnasium wechselt und wieder mit G 9 anfängt.“ Derzeit besucht sie die erste Klasse.
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Unabhängig davon findet er die mögliche Entscheidung „grundsätzlich gut. Das ist prima für das innerschulische Leben, wir können wieder vermehrt Arbeitsgemeinschaften anbieten“. Er sieht aber auch Probleme. „Eins könnte das Platzproblem werden. Wir bekommen dann vier Klassen mehr. Aber das bekommen wir in den Griff.“ Er hat auch schon eine Idee, wie an seiner Schule zusätzlicher Raum gewonnen werden kann. „Wir werden wahrscheinlich zukünftig Schülerkiosk, Schülercafé und Mensa zusammenfassen.“
Auch bei Arens überwiegt die Freude darüber, dass es eine Rückkehr zu G 9 geben wird. „Ich bin froh, dass es so gekommen ist, und dass die Politiker offensichtlich auf den Elternwunsch und die Hinweise der Schulleiter gehört haben. Wichtig wäre, dass bei der Umsetzung von G 9 dazu kommt, dass die Oberstufe wieder weniger Stunden bekommt, damit sie nicht mehr so oft so lange an der Schule bleiben müssen.“ Er geht auch nicht davon aus, dass sich eins der zehn städtischen Gymnasien dafür entscheiden wird, bei G 8 zu bleiben. „Dafür werden wohl schon allein die bürokratischen Hürden zu hoch sein. Und als Gymnasium im Stadtteil würde das voraussichtlich auch nicht funktionieren. Dafür käme eher ein Gymnasium in der Stadtmitte infrage.“
Schulen kooperieren
So wie zum Beispiel das Neue Gymnasium. Dessen Schulleiter Oliver Bauer glaubt allerdings nicht, dass es Bestrebungen geben wird, dass seine Schule bei G 8 bleibt. „Dann würde sich die Frage stellen, will man, ich sage das in Anführungszeichen, Eliteschule der Stadt sein. Perspektivisch müssten sich Eltern ja dauerhaft dafür entscheiden, dass sie G 8 behalten wollen – und das glaube ich nicht. Dazu kommt, dass wir Kooperationen mit der Schiller-Schule und der Graf-Engelbert-Schule haben. Die wären dann auch zukünftig nicht so leicht fortzuführen. Ich sehe die Tendenz, dass es an den Bochumer Gymnasien in der Mehrheit die Rückkehr zu G 9 geben wird.“