Bochum. . Die Mitarbeiter der Bochumer Beratungsstelle werden von ehrenamtlichen Dolmetschern unterstützt. Sie helfen vor allem bei Beratungsgesprächen.
- In die Pro-Familia-Beratungsstelle kommen oft Menschen, die weder Deutsch noch Englisch sprechen
- Viele Situationen verlangen nach flexibler Hilfe, die professionelle Dolmetscher nicht leisten können
- Daher greifen die Mitarbeiter auf die Hilfe von Ehrenamtlichen zurück, die mehrmals im Monat übersetzen
Der Google-Übersetzer ist keine große Hilfe, wenn es um Arabisch oder Persisch geht. Das haben sie bei Pro Familia längst gemerkt. Trotzdem mussten Dorothee Kleinschmidt und ihre Kolleginnen immer wieder notgedrungen darauf zurückgreifen, wenn Menschen bei ihnen auftauchten, die sich weder auf Deutsch noch auf Englisch verständigen konnten.
Als das Programm bei einem Gespräch über Verhütung aus der Spirale einen Schraubstock machte, war den Beraterinnen klar: Wir brauchen eine Alternative. Einen professionellen Dolmetscherdienst zu beauftragen, nur um zu erfahren, um welches Anliegen es überhaupt ging, war nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell viel zu aufwendig. Also überlegten sich Dorothee Kleinschmidt und Carla Roder eine andere Lösung für das Sprachdilemma: Die Syrerin Ahlam Suleiman ist ein Teil dieser Lösung, die Iranerin Shahin Vahidyousefi, die Ukrainerin Mila Gorenstein. Und ungefähr 17 weitere Frauen und Männer. Sie alle übersetzen ehrenamtlich für Pro Familia. Persisch, Kurdisch, Russisch, Türkisch, Arabisch und Tigrinya.
Bei Beratungsgesprächen eine große Hilfe
Einige von ihnen helfen zwei- bis dreimal, andere fünf- bis sechsmal pro Monat bei der Verständigung. „Manche Sprachen werden eben häufiger gebraucht als andere“, so Dorothee Kleinschmidt.
Die Ehrenamtlichen sind vor allem in Beratungsgesprächen eine große Hilfe. Aber sie sorgen auch dafür, dass bei Arztbesuchen und Behördengängen keine Missverständnisse entstehen, und geben in dringenden Fällen eine schnelle Auskunft per Telefon oder vermitteln zwischen Hilfesuchendem und Berater. Nicht nur wegen ihrer Flexibilität sind die Dolmetscher für Pro Familia ein großer Gewinn.
„Wer sich an uns wendet, tut dies oft in einer intimen oder heiklen Angelegenheit“, so Dorothee Kleinschmidt. Viele Frauen würden nicht offen sprechen, wenn ein Angehöriger oder die Nachbarin dolmetscht. Gerade bei Themen wie Verhütung oder ungewollte Schwangerschaft, bei Dingen, die niemand im Umfeld der Hilfesuchenden erfahren soll. „Die Klientinnen sind erleichtert, wenn jemand Fremdes übersetzt“, sagt Carla Roder.
Zu Neutralität und Verschwiegenheit verpflichtet
Denn die Ehrenamtlichen sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Und zur Neutralität. „Manchmal habe ich als Frau und Mutter vielleicht eine andere Ansicht“, gibt Shahin Vahidyousefi zu. „Aber ich weiß, dass ich einfach nur Wort für Wort übersetzen soll, dass meine Gefühle nicht hierher gehören, dass ich mich nicht einmischen darf.“ Die 67-jährige ehemalige Gymnasiallehrerin wirbt im Bekanntenkreis offensiv für die Beratungen bei Pro Familia: „Bei uns im Iran gibt es ein solches Angebot nicht, also mache ich alle Freunde darauf aufmerksam. Wenn sie jemanden kennen, der ein Problem hat, sollen sie Bescheid sagen, und ich kümmere mich um einen Termin.“ Ahlam Suleiman teilt die Begeisterung: „Religion und Herkunft spielen keine Rolle – alle bekommen Hilfe.“ Nach der sie dank den Übersetzern überhaupt erst fragen können.