Bochum. . Das Ehepaar Bredendiek vermittelt mit Findefux Adoptionen und hilft ungewollt Schwangeren. Das Thema sei immer noch ein Tabu, die Zahlen niedrig.

  • Seit über zehn Jahren arbeitet Findefux als privater, staatlich anerkannter Verein
  • Zahl der Adoptionen sinkt seit Jahren. Nur vier Adoptionen an Nicht-Verwandte in Bochum
  • Grund sind früher erkannte Schwangerschaften und mehr Abtreibungen

Manchmal sind Kinder die besseren Erwachsenen. Wenn sie Fragen stellen zum Beispiel. „Mama, warum habe ich schwarze Haare und du und Papa blonde?“, könnte so eine sein. Und am besten beantwortet man die ganz einfach: „Weil deine Bauchmama auch schwarze Haare hatte.“

Solche und ähnliche Gespräche gibt es oft in Familien, in denen das Kind adoptiert ist, weiß Tine Bredendiek. „Die Schere haben nur wir Erwachsene im Kopf, Kinder haben überhaupt kein Drama“, sagt die Bochumerin, die vor mehr als zehn Jahren mit ihrem Mann Rüdiger die Adoptionsvermittlungs- und Beratungsstelle Findefux gegründet hat. Mehr als 800 Vermittlungsstellen gibt es in Deutschland, aber keine ist privat und staatlich anerkannt wie die Bochumer.

Anlaufstelle für ungewollt Schwangere

Findefux betreut aber nicht nur Eltern, die ein Kind adoptieren wollen. Der Verein versteht sich vor allem auch als Anlaufstelle für Frauen, die ungewollt schwanger sind. Manche können sich eine Adoption vorstellen, viele Auftraggeber entscheiden sich aber schließlich doch für die eigene Elternschaft. „Wir helfen den Frauen, einen Weg zu finden, mit dem Kind zu leben“, sagt Tine Bredendiek.

Wie der Berufsreiterin, die sich mit Schmerzen ins Krankenhaus schleppte und erst dort erfuhr, dass sie in den Wehen liegt. „Dann ist das so, wir schmeißen unser Leben um“, habe sie nach der Überwindung des ersten Schocks gesagt. Oder der jungen Frau, die sich erst für eine Adoption entschied und sich doch nicht lösen konnte, als ihr Sohn einmal auf ihrem Bauch lag. Rüdiger Bredendiek sagt: „Von fünf Frauen, die zu uns kommen, gibt eine ihr Kind ab.“

Zwei bis fünf Adoptionen vermittelt Findefux im Jahr. 24 Adoptionen gab es insgesamt im Jahr 2015 in Bochum, aber nur vier durch Nicht-Verwandte. „Heute kann man Schwangerschaften früher feststellen, mehr Frauen lassen abtreiben“, erklärt Tine Bredendiek die stetig sinkenden Adoptionszahlen.

Bewerbungsverfahren kostet Geld

Anders als bei der Vermittlung durch das Jugendamt, zahlen Eltern für die Bewerbung bei Findefux Geld. 12.500 Euro kostet das Bewerbungsverfahren – eine Garantie auf ein Kind gibt es nicht. „Wir suchen Eltern für Kinder, nicht umgekehrt“, sagt Tine Bredendiek. Die müssen eine intensive Prüfung durchlaufen, bevor sie für die Adoption in Frage kommen. „Unsere Auftraggeber sind die Kinder“.

Früher hätten sie das Verfahren kostenlos anbieten können, finanziert durch Sponsoren. Diese Art des Sponsorings sei seit einer Gesetzesänderung nicht mehr möglich. „Wir sind auf Spenden angewiesen, um kostengünstiger zu arbeiten“, sagt Rüdiger Bredendiek. Die zu bekommen, sei allerdings schwierig. „Adoptionen sind nach wie vor ein Tabuthema.“

>>>Beratungsmöglichkeiten für Adoptionen

Unter der kostenlosen Rufnummer 0800/34 63 33 89 ist das Ehepaar Bredendiek jeden Tag 24 Stunden erreichbar. Weitere Informationen gibt es auf www.findefux.org.

Andere Möglichkeiten der Beratung bietet die Adoptionsvermittlung der Stadt (0234/910 31 24) oder der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) unter 0234/ 52 00 61 29.