Bochum. Musikschule Bochum ist die drittgrößte in Deutschland. Sie erreicht mittlerweile auch nicht-bürgerliche Schichten. Diese Breite ist gefährdet.
- 11 000 Schüler hat die Musikschule Bochum, sie ist die drittgrößte Musikschule in Deutschland
- In den vergangenen Jahren hat sie auch nicht-bürgerliche Schichten erreicht
- Die fünfte Gebührenerhöhung binnen sieben Jahren indes könnte der großen Breite schaden
. In Sachen musikalischer Bildung gehört Bochum zu den rührigsten Städten der Republik. Mit ihren 11 000 Schülerinnen und Schülern ist die Musikschule Bochum die drittgrößte Einrichtung dieser Art in Deutschland nach den Musikschulen Hamburg und Dortmund (je 14 000). Dieses Engagement hat seinen Preis. Im Sommer werden zum fünften Mal seit 2011 die Musikschulgebühren angehoben.
„Das ist bitter, weil es die Ärmsten trifft“, bedauert Manfred Grunenberg (60), Leiter der Musikschule. Es könne sein, dass Schüler, deren Eltern sich bislang den Musikunterricht so gerade leisten können, nach der Preiserhöhung das Angebot nicht mehr wahrnehmen. Allerdings sei die Maßnahme Teil der Haushaltssanierung und daher alternativlos.
175 000 Euro zusätzlich sollen in die Stadtkasse fließen: u.a. durch Preissteigerungen bei der Musikalischen Früherziehung, bei der Musikausbildung in den Kitas, beim Gruppenunterricht in den Grundschulen und beim Instrumentalunterricht. Wer etwa eine halbe Stunde Gitarrenunterricht pro Woche nimmt, der muss künftig jeden Monat 55 Euro bezahlen (Grafik). Gegenüber 2010 ist das ein Preisanstieg von 37,5 Prozent.
Bislang, so Grunenberg, habe sich der mehrfache Preisanstieg nicht negativ ausgewirkt und keine sozialen Gruppen ausgegrenzt. Im Gegenteil: „Die Musikschule Bochum ist so groß wie nie. Durch das Programm „Jedem Kind ein Instrument“ haben wir nicht-bürgerliche Schichten erreicht und eine Breite und Tiefe bekommen, die vorher nicht da war. 50 Prozent aller Kinder in Bochum lernen mittlerweile ein Instrument.“ Möglicherweise könnte die Gebührenerhöhung diese Breite aber gefährden.
Früher gab es eine lange Warteliste
„Was zu befürchten ist, dass sich die Veränderungen bei der Befreiung für Bezieher von staatlichen Leistungen negativ auswirken könnten.“ Das indes habe nichts mit der Gebührenerhöhung zu tun, sondern damit, dass anders als bei „Jeki“ die Kinder von Leistungsbeziehern künftig nicht mehr vier Jahre lang von Gebühren befreit sind, sondern im Nachfolgeprojekt „Jekits“ nur zwei Jahre.
Verändert hat sich die Situation in den vergangenen Jahren schon etwas. So ist die Warteliste der Musikschule, auf der früher 500 bis 1000 Kinder standen, auf Null geschrumpft. Das indes führt der Schulleiter eher darauf zurück, dass sein Haus noch einmal gewachsen sei und sein Angebot ausgeweitet habe. Und: „Das Freizeitverhalten der Kinder ist nach den Änderungen der Schulzeiten anders. Wir hören bei Abmeldungen häufig, dass die Schule vorgehe.“
>>Rat entscheidet am 18. Mai über Gebührenerhöhung
50 Jahre alt ist die Musikschule Bochum in diesem Jahr. 160 Lehrer sind mittlerweile an 100 unterschiedlichen Stellen im gesamten Stadtgebiet für sie tätig und geben dabei den 11 000 Schülern jährlich etwa 90 000 Unterrichtsstunden.
Über die Gebührenerhöhung beschließt der Rat in seiner nächsten Sitzung am 18. Mai. SPD-Fraktionschef Peter Reinirkens hat gestern im Hauptausschuss erklärt, die Koalition von SPD/Grünen werde für den Verwaltungsvorschlag stimmen.