Witten/Bochum. . Inga Michel besteht in der Männerdomäne Bergbau. Bochumer Nachbergbau-Experten übernehmen Monitoring im Ruhrtal. Da ist ein Stollen eingestürzt.
- Inga Michel besteht in der Männerdomäne Bergbau. Sie ist Doktorandin an der TH Georg Agricola in Bochum
- Aktuell ist sie zuständig für den alten Erbstollen „Franziska“ an der Ruhrstraße in Witten
- Der ist teilweise eingestürzt. Er bekommt eine Umgehung, die dann von Michel überwacht wird
Die Situation, allein unter Männern zu sein, kennt Inga Michel. „Bergbau ist eine Männerdomäne“, sagt die Doktorandin vom Forschungszentrum Nachbergbau an der Technischen Hochschule Georg Agricola in Bochum. „Aber damit komme ich gut klar“ – auch, weil sie es seit Kindesbeinen kennt. Ihr Vater ist Dozent an der Bergbau-Hochschule. Sie ist mit dem Bergbau und seinen Ewigkeitsschäden aufgewachsen. Aktuell ist sie zuständig für den alten Erbstollen „Franziska“ an der Ruhrstraße in Witten. Er leitet seit rund 250 Jahren das Grubenwasser früherer Wittener Zechen ab. Nun aber sind Teile des alten Stollens eingestürzt.
Hochschule übernimmt Monitoring
„Sie beeinträchtigen die Entwässerung“, sagt Michel. „Deshalb ist eine Umfahrung notwendig, die künftig das Wasser um die Schadstelle herumleitet.“ Rund 60 Meter lang und etwa eine halbe Million teuer wird die Umfahrung sein. Das Forschungszentrum Nachbergbau an der Georg Agricola übernimmt das wissenschaftliche Monitoring.
„Die ersten Aufzeichnungen über den Erbstollen stammen bereits aus dem Jahr 1772“, sagt Inga Michel. Sie hat zunächst Geografie an der Ruhr-Uni studiert, danach Geotechnik an der Georg Agricola. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit erforscht sie nun die wasserführenden Stollen im südlichen Ruhrgebiet. Sie geht ihre Arbeit durchaus ehrfürchtig an. „Wir führen die Arbeit der Altvorderen fort. Bis heute hat der Stollen in Witten die Aufgabe, Grubenwasser der darüber liegenden Bergwerke über das natürliche Gefälle in den Mühlenbach zu leiten.“
Das ist wichtig. Wie auch Peter Hogrebe von der Bezirksregierung Arnsberg betont: „Der Erbstollen dient der Entwässerung der angeschlossenen ehemaligen Bergbaubereiche. Wenn sich das in den alten Grubenbauen anfallende Grubenwasser aufgrund einer möglichen Verstopfung des Stollens aufstauen würde, könnten unkontrollierte Austrittsstellen entstehen. Deswegen die Umleitung.“
Daten werden per Fernübertragung übermittelt
Seit letztem August laufen die Arbeiten in Witten, die den Abfluss sichern sollen. In zehn Metern Tiefe wird dann das eisenhaltige und dadurch orangebraune Erbstollenwasser fließen. Michels Aufgabe wird es sein, den Abfluss zu überwachen.
„Beim Monitoring müssen wir darauf achten, dass das technische Equipment optimal auf die Anforderungen vor Ort abgestimmt ist und etwa mit dem Eisengehalt oder schwankenden Wassermengen klar kommt.“ Die Kontrolle erfolgt mit speziellen Sonden. Sie sammeln Daten und übermitteln sie per Fernübertragung. „So wissen wir immer genau, was da unten los ist und merken, wenn sich etwas verändert“, sagt Michel.
>>>Technische Hochschule baut speziellen Prüfstand
Maschinen in der Gewinnungstechnik – zum Beispiel im Bergbau – sind extremen äußeren Einflüssen und Belastungen ausgesetzt. Die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA) baut zurzeit einen Prüfstand, auf dem die Antriebstechnik für solche hoch beanspruchten Maschinen getestet werden kann.
Die Expertise der THGA ist auch international gefragt. So war sie auf der Tagung „Innovative Technologien im Bergbau“ an der Kuzbass Staatlichen Technischen Universität vertreten. Die Technische Hochschule und die Universität im sibirischen Kemerowo sind seit 2012 Partnerhochschulen.