Bochum. . Homosexueller spricht über die Schwulen-Verfolgung in den 60er Jahren. Er verhandelte direkt mit Heiko Maas über die Rehabilitation.

  • Klaus Born besucht Bochum zur Eröffnung einer Ausstellung zur Schwulen-Verfolgung
  • Sein Onkel wurde von den Nazis als Homosexueller im KZ Sachsenhausen erschossen
  • Ausstellung im BVZ dokumentiert die Verfolgung von Schwulen in der Zeit nach 1945

Eigens zur Eröffnung einer Ausstellung zur Verfolgung Homosexueller im Nachkriegsdeutschland reiste Klaus Born nach Bochum. Der 72-Jährige ist bundesweit einer der ersten Männer, die sich für eine Rehabilitierung der nach 1945 durch den „Schwulenparagrafen“
§ 175 StGB, verurteilten Männer einsetzt. Persönlich sprach er darüber mehrfach mit Bundesjustizminister Heiko Maas. Doch Klaus Born reiste auch aus einem anderen Grund nach Bochum. Der heute in Berlin lebende Mann verbrachte einen großen Teil seiner Jugend in Bochum.

Prägende Jahre in Bochum

Prägende Jahre, denn hier geriet er erstmals in die Fänge der Polizei, die damals gezielt Jagd auf Homosexuelle machte. Klaus Born ist der uneheliche Sohn des Bochumer Dachdeckermeisters August Wahle. Dieser ist der Bruder von Heinrich Wahle, der als Homosexueller 1942 im KZ Sachsenhausen erschossen wurde. Für Heinrich Wahle liegt ein Stolperstein vor dessen ehemaligem Wohnort (heute Westring 25).

Klaus Born wurde in seiner Kindheit im Bistum Paderborn bereits Opfer von Missbrauch durch einen katholischen Priester. Als 14-Jähriger wurde er von August Wahle nach Bochum geholt. Er wohnte mit seiner Mutter, aus deren Beziehung mit Wahle, er hervorging, in Hamme. Früh sei er, so erzählt Klaus Born, häufig in der Bochumer Bahnhofsgegend „unterwegs“ gewesen, habe sexuelle Kontakte mit Männern gesucht und gefunden. Doch in Bochum sei in dieser Hinsicht nicht so viel los gewesen, in Dortmund und Essen schon mehr.

Von der Polizei aufgegriffen

Als Elektriker arbeitete er später weiter in Bochum, unter anderem half er mit beim Aufbau des Opelwerks in Langendreer oder bei Projekten des Hüttenwerks Bochumer Verein. „Für mich völlig überraschend wurde ich 1963 auf einer Baustelle von der Polizei aufgegriffen. „Zur freiwilligen Erziehung“, wie es hieß, kam der Minderjährige nach Eickelborn. Nach einem halben Jahr folgte die Entlassung, darauf folgte direkt die Bundeswehrzeit.

In Berlin schließlich, am 15. 9. 1965, wurde er von der Polizei „mit grellen Taschenlampen geblendet“ und sozusagen auf frischer Tat mit einem anderen jungen Mann beim Sex in einem Auto ertappt. Es folgte U-Haft, Prozess und eine kurze Strafe unter der Bedingung, dass er West-Berlin verlassen solle. „Da bin ich erst Mal für Monate untergetaucht. Als Vorbestrafter habe ich danach immer weniger als die Hälfte dessen verdient, was andere bekamen“, so Born. Doch er versichert: „Mir geht es jetzt nich um Entschädigung, mir geht’s um Rehabilitation.“

>> Ausstellung zur Verfolgung Homosexueller

Mit einer Führung lässt sich am heutigen Samstag, 11 Uhr, im Bildungs- und Verwaltungszentrum, Gustav-Heinemann-Platz 2-6, die neue Ausstellung „Liberales Hamburg? – Homosexuellenverfolgung durch Polizei und Justiz nach 1945 ergänzt mit Beispielen aus dem Ruhrgebiet“ besichtigen.

Die Ausstellung ist bis zum 2. Juni geöffnet. Es gibt eine Vortrags und Kulturprogramm. Infos dazu unter: www.rosastrippe.de